GenZ als Gast und Mitarbeiter

In der aktuellen Folge von SmartHotelKey spreche ich mit Heinz Herczeg, einem Experten für Employer Branding und Mitarbeitergewinnung, über die Herausforderungen und Chancen im Umgang mit der Generation Z (GenZ). Die „Zettis“ sind nicht nur eine wichtige Zielgruppe als Gäste, sondern auch als potenzielle Mitarbeitende im Hotelgewerbe. Heinz teilt seine Erkenntnisse aus Studien und langjähriger Erfahrung, wie Hotels ihre Angebote an die Bedürfnisse dieser jungen Generation anpassen können, um sowohl als Arbeitgeber als auch als Reiseziel attraktiv zu bleiben. Im Fokus stehen dabei Themen wie Vertrauen, psychische Gesundheit und finanzielle Sicherheit. Ein spannendes Gespräch für alle, die verstehen wollen, wie man die GenZ erfolgreich anspricht und integriert.

 

 

 

Kernaussagen des Interviews

  • GenZ als Zielgruppe: Die GenZ ist nicht nur eine wichtige Zielgruppe als Gäste im Hotel, sondern auch als potenzielle Mitarbeitende, die gezielt angesprochen und integriert werden müssen.
  • Wertschätzung und Vertrauen: Vertrauen, Familie, Gesundheit und Wertschätzung sind zentrale Werte der GenZ, die in jeder Experience – ob als Gast oder Mitarbeiter – berücksichtigt werden sollten.
  • Finanzielle Unsicherheit: Ein Großteil der jungen Menschen ist mit ihrer finanziellen Situation unzufrieden, was sich sowohl auf ihre Reiseentscheidungen als auch auf ihre Berufswahl auswirkt.
  • Psychische Belastungen: Viele junge Menschen leiden unter psychischen Belastungen und Stress, was zu einer erhöhten Nachfrage nach Work-Life-Balance und Erholungsphasen führt.
  • Einfluss der Inflation: Die wirtschaftlichen Unsicherheiten, insbesondere die Inflation, beeinflussen die Reise- und Lebensplanung der GenZ erheblich.
  • Entscheidungsfindung und Informationen: Junge Menschen fühlen sich oft von der Fülle an Informationen überfordert, was ihre Entscheidungsprozesse sowohl bei der Reiseplanung als auch bei der Jobwahl erschwert.
  • Wichtigkeit persönlicher Empfehlungen: Persönliche Empfehlungen und authentische Referenzen gewinnen an Bedeutung, während bezahlte Influencer an Glaubwürdigkeit verlieren.
  • Attraktive Arbeitgeber: Kleine Hotelbetriebe können mit Wertschätzung und einem positiven Arbeitsumfeld genauso konkurrenzfähig sein wie große Unternehmen, insbesondere wenn sie ihre Mitarbeiter als Menschen und nicht nur als Arbeitskräfte sehen.
  • Bedeutung der Kommunikation: Hotels und Gastronomiebetriebe müssen die gleiche Sorgfalt in ihre Kommunikation und das Employer Branding stecken wie in ihr Marketing, um erfolgreich Mitarbeiter zu gewinnen.
  • Generationenübergreifendes Miteinander: Ein gutes Miteinander der Generationen im Betrieb erfordert gezielte Maßnahmen und Moderation, um das gegenseitige Verständnis und die Zusammenarbeit zu fördern.

Transkript der Podcast-Folge über GenZ als Gast und Mitarbeiter

Marco: Hallo Heinz, herzlich willkommen bei Smart Hotel Key. In der Einführung habe ich bereits erzählt, worum es heute geht, wer mein Gesprächspartner ist und warum das Thema so spannend ist. Magst du zu Beginn des Interviews noch einige Worte über dich verlieren? Wer bist du, was machst du und warum ist deine Leidenschaft für das Wesen Mensch allgemein und für die junge Generation im Besonderen so präsent? #00:01:51-4#

Heinz: Danke für die Einladung, lieber Marco. Das Thema „Jugend“ interessiert mich besonders, weil ich mich damit in einer für mich neuen Branche, dem Tourismus einbringen kann. Ich reise leidenschaftlich gerne und habe drei Kinder im Alter zwischen 12 und 23 Jahren. Es ist immer wieder eine Herausforderung, einen gemeinsamen Urlaub zu planen, der allen Ansprüchen gerecht wird. Zusätzlich bin ich ein HR-Mensch, und meine Passion ist People & Culture. Es ist mir wichtig, die Jungen gut ins Leben zu bringen. Dazu gehört auch die Touristik. Die jungen Menschen sind während des Lockdowns weggesperrt worden, und deshalb ist das Reisen für sie besonders wichtig. #00:03:04-8#

Marco: Das sind gute Voraussetzungen für den Einstieg in unser heutiges Thema. Nach zwei verlorenen Jahren scheint es einen großen Bedarf an Nachholeffekten zu geben. #00:03:20-5#

Heinz: Es gibt definitiv Nachholeffekte. Das Spannende ist, die Jungen wollten 2022 wieder richtig durchstarten und raus in die Welt, doch dann, bäm! kam die Inflation. #00:03:39-2#

Marco: Es ging von einer Krise in die nächste. #00:03:40-4#

Heinz: Mit Vollgas in die Vollbremsung. Genau in diesem Dilemma leben diese Menschen heute. Wir sprechen wir immer von der GenZ, GenAlpha und so weiter, aber der Unterschied zwischen den Generationen ist nicht groß. Grundsätzlich würde ich gar nicht mehr den Begriff der Generationen verwenden. Es gibt soziologische Studien, zum Beispiel die von Martin Schröder aus Deutschland, die besagen, dass ein „Generationismus“ nicht existiert. Die Menschen befinden sich in bestimmten Lebensphasen, Lebenssituationen und haben Bedürfnisse und Erwartungen. Das macht den Unterschied aus. Es ist vollkommen egal, welcher Generation ich angehöre. Ein Vater von jungen Kindern und mich trennen viele Generationen, aber uns beschäftigen dieselben Themen, wenn es um das Reisen geht. #00:04:45-6#

Marco: Die klassische Trennung der Generationen ist ein verschwimmender Übergang. Es gibt unterschiedliche Werte, und es kommt darauf an, in welchem Kontext ich aufwachse und welche Erfahrungen ich mache. Generell verbinden die jungen Leute ihre Erfahrungen mit den gesellschaftlichen Ereignissen der vergangenen Jahre. Du hast für unseren Trendreport „Next Generation Hotels“ einen Beitrag verfasst, bei dem es um die Gästesicht der jungen Menschen geht. Mit welchen Aspekten hat sich die Studie befasst? Was waren die wichtigsten Erkenntnisse? #00:05:32-9#

Heinz: Grundsätzlich erstellen wir Studien vorrangig für Arbeitgeber. Ich bin im Bereich Consulting, Employer Branding und Recruiting tätig. Die Studien sollen Arbeitgebern helfen, sich besser auf ihre Zielgruppe einzustellen. Wir müssen die Motive, Erwartungen und Bedürfnisse der Jugendlichen verstehen, um einen Kontext zu den Angeboten des Tourismus herzustellen. Ihr wichtigster Wert ist Vertrauen. Es geht um Familie und um die Peers, also den größeren Freundeskreis. Danach folgen Gesundheit und Wertschätzung. Diese vier Werte müssen in einer Experience abgedeckt werden. Demnach ist das Wertesystem das Erste, mit dem ich mich beschäftigen muss. #00:06:33-5#

Zweitens geht es darum, wie zufrieden die Menschen sind. Die meisten, etwa 70 Prozent der 14- bis 27-Jährigen, sind mit ihrem Leben zufrieden. Interessanterweise gilt das nicht für alle Lebensbereiche. Sehr unzufrieden sind sie mit ihrer finanziellen Situation. 60 Prozent sagen, dass sie verbesserungswürdig ist. Mit der psychischen Gesundheit sind fast 50 Prozent unzufrieden, und die Möglichkeiten, Karriere zu machen, sehen 46 Prozent für sich eingeschränkt. Auch wenn sie über vieles frustriert sind, können sich die jungen Menschen gut arrangieren und werfen nicht die Flinte ins Korn. Trotzdem sind es drei grundlegende Themen, die die jungen Menschen triggern, nämlich Finanzen, Psyche und berufliche Perspektiven. #00:07:32-2#

Es ist unsere Aufgabe darauf zu schauen, was ihnen Sorgen bereitet. Hier ist insbesondere die Inflation zu nennen, also die steigenden Preise, außerdem der Krieg, die Klimakrise und die Wirtschaftskrise. Darüber hinaus haben etwa 30 Prozent der jungen Menschen bereits Angst vor Armut beziehungsweise vor Wohlstandsverlust. Das macht etwas mit ihnen. #00:08:00-2#

Marco: Das sind spannende Fakten, die du auflistest. Es gibt Zukunftsängste und Sorgen, die sie nicht selbst in der Hand haben, weil sie durch äußere Einflüsse geprägt werden. Wenn 50 Prozent der jungen Menschen über psychische Probleme klagen, dann passt das mediale Bild nicht zur Wirklichkeit. Wir hören stets, dass sich die Jugend nichts sehnlicher wünscht als eine gute Work-Life-Balance. Sie wollen nicht mehr arbeiten und nichts mehr leisten. Ein diametraler Widerspruch zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit. #00:08:43-9#

Heinz: Der Aussage, dass die Jugend nichts leisten wolle, muss ich widersprechen. Junge Menschen klagen über psychische Belastung und über einen hohen Stresspegel. Stress macht antriebslos. Mehr als ein Drittel der Befragten, nämlich 44 Prozent gibt an, antriebslos zu sein und die Aufgaben nicht mehr zu schaffen. Sie sind von Selbstzweifeln geplagt und wissen nicht, ob sie die richtigen Entscheidungen treffen, sei es bei der Berufswahl, beim Studium oder beim Urlaub. Sie fragen sich, ob sie überhaupt in Urlaub fahren oder das Geld lieber sparen sollen. Das Spannungsfeld der jungen Menschen ist viel komplexer als früher, weil sie sich für oder gegen etwas entscheiden müssen. Daher fordern sie eine Work-Life-Balance, brauchen Ruhe und Zeit. Die Zwölf- bis Vierzehnjährigen haben bereits in der Schule Stress, und auch die Eltern machen Druck. #00:10:24-8#

Marco: War das nicht früher auch so, oder ist der Umgang damit heute ein anderer? #00:10:26-7#

Heinz: Wir waren damals nicht derart vielen einschränkenden Faktoren ausgesetzt, mussten uns nicht vor Arbeitslosigkeit fürchten oder davor, dass morgen ein Krieg ausbricht. Wir mussten uns nicht darum sorgen, dass das Konzert, für das wir bereits Karten gekauft hatten, wegen einer Terrorwarnung abgesagt wurde. Wir sind mit einer größeren Leichtigkeit aufgewachsen. #00:10:55-3#

Marco: Dadurch sind uns die Alltagsthemen leichter gefallen als der heutigen Jugend. Wir hatten beispielsweise keinen Schulstress. #00:11:02-2#

Heinz: Wer heute in der Schule versagt, ist ein Looser und weiß, dass er den Anschluss ans Leben verpasst hat. Die größte Belastung ist der Leistungserfolgsdruck. 40 Prozent der Vierzehn- bis Neunzehnjährigen und 26 Prozent der Zwanzig- bis 29-Jährigen klagen darüber. Von dieser Situation ausgehend definieren die Jungen ihre Ziele und Vorsätze. Sie achten auf ihre Gesundheit und möchten sich mehr Zeit nehmen für Hobbys und für ihre Freunde. Außerdem möchten sie auch etwas auf die Seite legen. Das ist ganz wichtig: „Die Jungen“ möchten sich etwas auf die Seite legen. Das hat es früher nicht gegeben in dem Ausmaß. Darüber hinaus möchten sie ihre berufliche Entwicklung vorantreiben, um sich ein besseres Leben leisten zu können. Ein Drittel sagt außerdem, dass sie sich um ihre psychische Gesundheit kümmern und weniger Geld ausgeben möchten. Frauen sind bewusster als Männer, nämlich 40 versus 24 Prozent. #00:12:19-6#

Marco: Vielleicht sind die Frauen im Schnitt die Vernünftigeren. Geld auf die Seite legen, auf Sicherheit achten und Karriere aufbauen, diese Werte beeinflussen auch das Privatleben und damit das Reiseverhalten. Was wollen Jüngeren, die auf Reisen gehen? Was ist der Unterschied zu den Älteren? #00:12:48-6#

Heinz: Auch beim Thema Reisen wird die Bremse angezogen. Nur für 50 Prozent ist Urlaub positiv besetzt. Die andere Hälfte der Jugend kann sich Urlaub nicht mehr leisten. Eine Weltreise ist jenseits aller Möglichkeiten und verändert die Grundlage der Urlaubsplanung. Dazu möchte ich auf eine Studie von Expedia verweisen, den Vacation Deprivation Report 2024. Dort liest man, dass 30 Prozent der GenZ mehrere Reiseziele kombinieren wollen. Was sie früher in drei Urlauben gemacht haben, wollen sie jetzt in einem machen. Das Problem ist, dass sie das kaum schaffen werden. Die meisten sind mit diesem Plan maßlos überfordert. #00:14:08-4#

Marco: Das stresst nur noch mehr und der Erholungsfaktor geht gegen Null. #00:14:12-2#

Heinz: Bereits bei der Reiseplanung geht der Erholungsfaktor gegen Null. Sie müssen auf viele verschiedene Faktoren achten, allen voran auf die Kosten. Es wird eine Kalkulation erstellt mit allen möglichen Ausgaben, die auf der Reise anfallen können, und die wird mit dem eigenen Budget verglichen. Früher hat man den Buchungspreis als Referenz herangezogen und ein Taschengeld für alle ungeplanten Ausgaben mit auf die Reise genommen. Heutzutage wird eine Vollkostenrechnung erstellt. #00:14:53-8#

Marco: Die GenZ wird einen Großteil der Gäste des zukünftigen Jahrzehnts ausmachen. Das bedeutet, dass wir unsere Angebote anpassen müssen, um sie bestmöglich bedienen zu können. #00:15:13-7#

Heinz: Ich war sehr überrascht von diesem Ergebnis. Für mich war die Urlaubsplanung früher immer sehr einfach. Ich bin ins Reisebüro gegangen und habe den Mitarbeitern die Planung überlassen. Heute sind die jungen Menschen vielen zusätzlichen Informationen von Influencern, Bewertungsplattformen und Social-Media-Kanälen ausgesetzt, und das überfordert sie. Sie greifen zurück auf die Referenzen ihrer Peers und der Menschen, denen sie vertrauen. Persönliche Empfehlungen werden immer wichtiger. Auch bei der Arbeitsplatzsuche geht der Trend in diese Richtung. Die Menschen möchten Beweise haben. Sie lassen sich nicht von irgendwelchen schönen Werbebannern einfangen, sondern sie prüfen die Fakten, bevor sie eine Entscheidung treffen. Ein wichtiges Werkzeug sind außerdem nicht bezahlte Bewertungsplattformen. Daraus resultiert, dass Influencer an Bedeutung verlieren, weil sie von Unternehmen bezahlt werden. Influencer werden jedoch als Inspirationsquelle genutzt. Inspiration und Entscheidungsfindungen sind zwei unterschiedliche Prozesse. #00:16:50-7#

Marco: Das heißt, dass Influencer einen Einfluss darauf haben, wenn es um ein Hotel als Reiseziel gilt, nicht jedoch als Arbeitsplatz? #00:17:00-5#

Heinz: Definitiv. Empfehlungen für eine Tätigkeit im Hotel werden nur von denen angenommen, die wirklich wissen, wie es ist, dort zu arbeiten. Das zeigt uns auch der erwähnte Report. 60 Prozent der Befragten geben an, dass sie auf die Meinungen derer vertrauen, die in der gleichen Lebensphase sind wie sie selbst und die die gleichen Bedürfnisse und Interessen haben. Heutzutage muss jeder, sei es Arbeitgeber oder Hotelier, die eigene Zielgruppe genau kennen. #00:17:48-8#

Marco: Wir stehen mehreren Herausforderungen gegenüber. Einerseits möchten wir die Jungen als Gäste erreichen, andererseits brauchen wir sie als Mitarbeitende. Du hast gesagt, dass diese Altersgruppe sehr viel Wert auf ihr Wertesystem legt. Sie will etwas leisten, benötigt im Gegenzug aber auch Erholungsphasen. Das führt möglicherweise zu Strukturänderungen im Betrieb. Was sind die ersten Stellschrauben, an denen das Hotel drehen muss, um etwas zu verändern? #00:18:35-5#

Heinz: Ich arbeite mit dem international tätigen Forschungs- und Beratungsinstitut Great Place to work zusammen, das festgestellt hat, dass kleine Hotelbetriebe mit bis zu 30 Mitarbeitern zu den besten Arbeitgebern Österreichs gehören. Sie sind ebenso konkurrenzfähig wie Unternehmen mit vielen Tausend Mitarbeitenden. Diese Betriebe zeichnen sich durch Wertschätzung der Menschen aus, die bei ihnen arbeiten. Ich sage bewusst „Menschen“ und nicht „Arbeitskräfte“, wie es gerade in der Tourismusbranche noch oft kommuniziert wird. Menschen sind Menschen. Sie wollen mit ihren Bedürfnissen und persönlichen Interessen wahrgenommen werden.
Im Kleinwalsertal gibt es ein Hotel, das als gutes Beispiel dient. Es bietet Bewerbern einen kostenlosen Aufenthalt im Hotel an, um den Betrieb und die Umgebung kennenzulernen. Das soziale Umfeld ist gerade für Saisonarbeitende extrem wichtig. Wertschätzung darf nicht nur vom Chef kommen, sondern auch von den Kollegen, und das Arbeitsumfeld muss Spaß machen. Das ist den Menschen heute wichtig. Sie wollen nicht in Tristesse versumpfen, sondern Leichtigkeit erfahren. Diese Voraussetzungen werden nur noch von einer weiteren wichtigen Anforderung getoppt: Ich muss so viel verdienen, dass ich meine Existenz sichern kann. #00:20:30-1#

Marco: Der wichtigste Punkt ist der Verdienst. Den können die Arbeitgeber auf ein gewisses Niveau heben. Erst danach entscheiden alle anderen Faktoren über die Attraktivität des Arbeitsplatzes. #00:20:44-7#

Heinz: In dieser Hinsicht müssen Gastronomie und Hotellerie etwas breiter denken. Wir haben das mit Entscheidern durchgespielt. Gerade Auszubildende verdienen in der Hotellerie sehr gut, wenn man berücksichtigt, dass man dort oft kostenlos essen und günstig wohnen kann. In Urlaubsregionen bekommen die Mitarbeiter vielleicht noch Vergünstigungen beim Skilift oder bei sonstigen Veranstaltern vor Ort. Für Frauen, die nach der Kinderpause wieder einsteigen wollen, könnten Betriebskindergärten attraktiv sein, die auch dann geöffnet haben, wenn die Kita um die Ecke schon geschlossen ist. Wenn man all diese Benefits zusammenrechnet, schneiden die Mitarbeiter im Tourismus nicht schlechter ab als ihre Kolleginnen und Kollegen anderer Branchen.
Hotels könnten ihren Mitarbeitenden außerdem kostenlose oder vergünstigte Urlaubsmöglichkeiten anbieten. Sie müssen den Menschen hinter der Arbeitskraft sehen. „Wenn du schon bei mir arbeitest, dann darfst du auch deine Ferien bei mir verbringen und das Urlaubsfeeling genießen“. Das würde aus meiner Sicht den Tourismus als attraktiven Arbeitgeber gegenüber anderen Branchen interessant werden lassen. #00:22:27-6#

Marco: Jetzt wage ich mal zu behaupten, dass Benefits wie günstige Mitarbeiterwohnungen, gratis Essen und Zeit für Aktivitäten in der Destination bei vielen guten Betrieben bereits Usus sind. Vielleicht hapert es nur an einer guten Kommunikation nach außen? #00:22:47-4#

Heinz: Die Kommunikation ist eine unserer wichtigsten Aufgaben bei Best Recruiters. Wir schauen uns die Webseiten der Arbeitgeber an. Liebe Touristiker, wenn ihr das gleiche Know-how zur Gewinnung von Gästen 1:1 auf die Gewinnung von Mitarbeitern umsetzen würdet, wenn ihr die gleichen Prinzipien, gleichen Werkzeuge und Marketing-Strategien anwenden würdet, dann wärt ihr Weltmeister. Es gibt kaum Branchen, die ein solch zielgruppengerechtes und flexibles Target-Marketing betreiben wie die Tourismusbranche. Wenn du dir jedoch die Stellenanzeigen auf den Webseiten anschaust, dann denkst du, du bist in der Steinzeit. Die Top-Unternehmen, die Best Work Places Austria, meist kleine Hoteliers, machen das so. Die haben eine Webseite mit Videos, sie zeigen ihre Angebote und machen eine Liste der Zusatzleistungen, die sie bieten. #00:24:04-0#

Marco: Beim Employer Branding geht es zunächst um die innere Struktur meines Betriebes, die ich authentisch nach außen kommunizieren muss. Oft wird nur das Ergebnis des Marketings gesehen und nicht, was in Wirklichkeit alles dahintersteckt. Du hast es super zusammengefasst: Am Ende geht es darum, die Vorteile greifbar zu machen. #00:24:41-9#

Gibt es möglicherweise auch das eine oder andere Konfliktpotenzial, wenn ältere und jüngere Mitarbeiter im Betrieb aufeinandertreffen, die ein anderes Verständnis von Arbeit und Freizeit haben? Wie löst man diese Problematik? #00:25:04-4#

Heinz: Man muss das Miteinander der Generationen fördern und Maßnahmen ergreifen, damit sich alle mit ihren Bedürfnissen besser kennenlernen. Jeder bringt andere Fähigkeiten ins Unternehmen ein, mit denen man sich gegenseitig unterstützen kann. Ganz wichtig ist, dass dieses Miteinander moderiert wird. Es passiert nicht von alleine. #00:25:50-9#

Marco: Man muss ein Bewusstsein dafür schaffen, und dazu braucht es Führung. #00:25:56-5#

Heinz: Workshops, Führung, Maßnahmen und gemeinsame Projekte. Setzt euch mit den Jungen zusammen und evaluiert, mit welchen Maßnahmen die jüngere Generation für das Restaurant gewonnen werden kann. Junge Menschen haben beispielsweise ein anderes Essverhalten. Man kann das Menü verändern oder das Angebot an Freizeitaktivitäten. Die Jungen gehören einer Zielgruppe an, die wir in Zukunft benötigen. Nutzt sie als Referenz. Wenn sie darauf hinweisen, dass etwas altmodisch ist und verbessert werden kann, dann blockt nicht ab, sondern setzt euch mit den Argumenten auseinander. #00:26:48-2#

Marco: Ganz nach dem Motto, „das haben wir schon immer so gemacht!“ #00:26:51-6#

Heinz: Hinhören ist sehr wichtig. Wertschätzung bedeutet auch, die Meinung der Jüngeren zu respektieren. Man lernt dabei immer etwas, was man nutzen kann, um sich zu verbessern. #00:27:05-6#

Marco: Da bin ich ganz bei dir. Lieber Heinz, wir sind fast am Ende des Interviews angelangt. Die letzten Worte möchte ich gerne dir überlassen. Gibt es noch etwas, was du unbedingt loswerden möchtest? Und wo können unsere Zuhörerinnen und Zuhörer mehr über dich und über das heutige Thema erfahren? #00:27:27-3#

Heinz: Wichtig ist, viel mit den jungen Menschen zu sprechen. Beginnt am besten mit den eigenen Mitarbeitern. Das ist die erste Employer Branding Maßnahme, die man umsetzen kann. Bindet die Jungen in die Optimierung eurer Angebote ein. Zweitens, schafft viele Möglichkeiten, damit sich alle generationsübergreifend kennenlernen. Das gilt sowohl für Gäste als auch für zukünftige Mitarbeitende. Referenzen sind ganz wichtig, nur müssen sie authentisch sein und von der Zielgruppe kommen, die man erreichen möchte. Wir müssen hybrid denken. Viele junge Menschen werden sich digital, virtuell oder vielleicht sogar mit einer VR-Brille in der Meta-World das zukünftige Reiseziel anschauen, aber nichtsdestotrotz ist ihr Urlaub real, weil sie ihn spüren wollen. Und man muss ihnen auch bei der Customer Journey sehr viel Unterstützung geben, damit sie das bekommen, was sie wirklich brauchen. Nichts versprechen, was nicht eingehalten werden kann, denn diese Gruppe ist sehr heikel, wenn sie für ihr hart erarbeitetes und erspartes Geld nicht das bekommt, was ihnen versprochen wird. Dann ist deren Enttäuschung noch größer als bei unserer Generation. #00:28:47-9#

Details gibt es auf meiner Webseite www.lifecreator.at Dort findet ihr die genannten Studien sowie gratis Downloads von Auszügen der Studien. Man kann mich auch per Mail über h.herczeg@lifecreator.at kontaktieren. Ich biete viele verschiedene Informationen darüber, wie man das Employer Branding ganz State of the Art Employer Branding umsetzen kann. Ich habe auch eine eigene Road Show mit vielen Videos, die vertiefende Details zu den unterschiedlichen Aspekten bieten. #00:29:13-4#

Über Heinz Herczeg

Heinz Herczeg ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung lifeCREATOR CONSULTING GmbH.

Als studierter Vertriebsprofi und langjähriger Personalmanager in internationalen Konzernen, steht der Mensch mit seinen Motiven im Fokus seiner Arbeit. So ist Herczeg Initiator von Studien wie „Jugend in Österreich“ und dem „Jobselling Report“. 2004 transformierte er den Recruiting Prozess bei Trenkwalder Personaldienste vom „Einkaufsprozess von Mitarbeitenden“ zum „Jobselling-Prozess“ und formte bereits vor 20 Jahren die Candidate Journey nach den Prinzipien einer Customer Journey um.

Seine Kernkompetenzen umfassen: Verbesserung des Arbeitgeber-Images, Strategien zur Mitarbeiter:innen-Gewinnung, -Förderung und -Bindung sowie Maßnahmen für eine positive Unternehmenskultur. Dabei setzt er selbst entwickelte Produkte, wie digitale MyJobAdventures, JobValueSelling, Jobstorytelling und JourneyMapping ein. Seine Projekte wurden mehrfach in Österreich und Deutschland ausgezeichnet. Zu seinen Kund:innen zählen unter anderem ASFINAG, Austro Control, Austrian Power Grid, Barmherzige Brüder Wien, HORNBACH, MAN Bus & Trucks, Stadt Wien, VERBUND und Wiener Städtische Versicherung.

Herczeg ist Speaker bei renommierten HR-, Wirtschafts- und Branchen-Events im In- und Ausland. Seit 2018 ist er Lektor an der FH-Burgenland für Jobselling und Corporate-Learning.

www.lifecreator.at

 

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