Auf die Sicherheit(stechnik) kommt es an!

Im aktuellen Beitrag geht es um Sicherheit und um Sicherheitstechnik.

Gerade in Chalets, Chaletdörfern, Apartments und anderen alternativen Beherbergungsbetrieben spielt Sicherheit eine große Rolle. Damit einher geht ein gesteigertes Sicherheitsbedürfnis der Gäste. Objekte befinden sich womöglich am Waldrand und sind nur über einen längeren Weg zu erreichen. Wenn Objekte weit auseinanderliegen oder der Weg schlecht ausgeleuchtet ist, dann ist es ganz normal, dass sich ein Unbehagen ausbreitet, auch wenn dieses Gefühl nur subjektiv ist. Und umso enger die Einheiten zusammenstehen, desto sicherer fühlt man sich. In ländlichen Regionen ist das Sicherheitsbedürfnis größer als in Städten. Zur Sicherheit eines Objekts gehören eine Videoüberwachung im Außenbereich, die Zugangskontrolle sowie eine Alarmanlage.

Gesprächspartner rund ums Thema Sicherheit war Thomas Urbanek. Thomas ist bereits seit seinem 16. Lebensjahr selbständig. Ursprünglich kommt er aus der Kreativ- und Finanzbranche. 2016 hat er mit seinem Geschäftspartner Markus Hambrusch die Taurus Sicherheitstechnik gegründet. Das Interesse für Sicherheit entstand in seinem persönlichen Umfeld, denn er musste 2014 in seiner eigenen Familie einen Raubmord miterleben. Diese Erfahrung möchte er anderen Menschen gerne ersparen, und deswegen ist ihm die Sicherheit ein großes Anliegen.

 

 

Kernaussagen des Interviews

  • Die Entwicklung schreitet immer weiter voran. Natürlich werden die Daten heute über Apps, Smartphones und andere mobile Geräte übermittelt. In der gelebten Praxis, wo es keine Rezeption mehr gibt, ist der Zahlencode das Maß aller Dinge.
  • Ein reibungsloser Organisationsablauf ist die wichtigste Voraussetzung, um einerseits dem Gast einen möglichst hohen Komfort zu bieten und andererseits dem Hotelbetreiber Kosten zu sparen.
  • Sichtbare Technik schreckt ab und schützt dadurch besser als versteckte Anlagen.
  • Viele Handy-Besitzer kennen und nutzen die Gesichtserkennung bereits mit Hilfe der so genannten Face-ID. Genauso funktioniert auch die Gesichtserkennung bei der Zutrittskontrolle von Türen.
  • Die Automatisierung des Zutritts setzt sich mehr und mehr durch, weil sie allen Beteiligten viele Vorteile bringt. Der Betreiber spart Kosten ein, und der Tourist hat einen bequemeren Aufenthalt.
  • Ein großes Thema ist das Mindset in puncto Digitalisierung. Wir sollten uns endlich darüber klar werden, dass die Technik uns die Arbeit erleichtert.
  • Bei der bestehenden Systemlandschaft gibt es eine weitere Hürde, und zwar, dass die nötigen Schnittstellen oft nicht vorhanden sind, viel Geld kosten oder nur mit großem Aufwand umrüstbar sind.
  • Die Technologie kann so gut sein, wie sie will, aber wenn man nicht will, dann geht es nicht.

Hier geht’s zum Podcast-Interview auf YouTube

Transkript der Podcast-Folge

Marco: Ihr seid auf die generelle Sicherheit und Technik von Gebäuden spezialisiert. #00:06:50-8#

Thomas: Es geht ums Innere und ums Äußere eines Gebäudes gleichermaßen. Natürlich kümmern wir uns auch um den Schutz von Freigeländen, den so genannten Perimeterschutz. Wir sind hauptsächlich in Österreich und Deutschland tätig, aber gerade im Hospitality Bereich betreuen wir auch Kunden in anderen europäischen Ländern. Unsere Spezialisierung liegt auf den Zutrittskontrollen für Hotels und Serviced Apartments. Wir arbeiten für Kunden in ganz Europa, in Spanien, Italien und den Benelux-Ländern. Demnächst wartet ein spannendes Projekt in Norwegen auf uns. #00:07:35-9#

Marco: Du hast die Serviced Apartments angesprochen, ein sehr stark wachsender Sektor. Die einzelnen Wohnungen liegen innerhalb eines größeren Gebäudes. Ich kann mir vorstellen, dass die Zugangskontrolle bereits digital abläuft, weil es dort sicher keine Rezeption gibt, die 24 Stunden besetzt ist. Ein Code, der über das Smartphone vermittelt wird, macht mich jedoch abhängig vom WLAN und von einem geladenen Akku. #00:08:36-1#

Thomas: Beziehungsweise von der Bluetooth-Version des Geräts. #00:08:37-5#

Marco: Es hat sich einiges getan auf diesem Sektor. #00:08:45-3#

Thomas: Ja, die Entwicklung schreitet immer weiter voran. Natürlich werden die Daten heute über Apps, Smartphones und andere mobile Geräte übermittelt. In diesem Bereich haben wir die meisten Kundenanfragen. In der gelebten Praxis, wo es keine Rezeption mehr gibt, ist der Zahlencode das Maß aller Dinge. Das klingt simpel und fast schon ein bisschen altbacken, aber et funktioniert und ist lückenlos automatisierbar. Gerade in Zeiten, in den Kosten eingespart werden müssen und wo es immer schwieriger wird, Personal zu finden, ist die digitale Lösung sehr wichtig. #00:09:54-1#

Marco: Es ist oft noch gängige Praxis, dass man per Zahlencode einen Schlüsselkasten öffnen muss, in dem die Karte für die Zimmertür hinterlegt ist. #00:10:09-6#

Thomas: Es ist überholt und unnötig, erst den Zahlencode eingeben zu müssen, um anschließend die Schlüsselkarte zu erhalten. Diesen Schritt kann man überspringen. Unsere Kunden, die wachsen und neue Häuser eröffnen wollen, machen sich rechtzeitig Gedanken um eine moderne und praktische Handhabung. Dazu gehören Überlegungen wie laufende Kosten, Ausfallsicherheit, nachhaltige Versorgungssicherheit sowie die Beschaffung von Ersatzteilen. Auch geografische Besonderheiten müssen beachtet werden. #00:11:03-4#

Marco: Arbeiten eure Systeme energieautark? Wie kann ich dem Problem vorbeugen, dass der Akku oder die Knopfbatterie ausfällt? #00:11:13-5#

Thomas: Man kann zum Beispiel eine Notstromversorgung aufbauen. Bei Neubauten können viele Installationen unter Putz gelegt werden. Bei der Nachrüstung alter Gebäude gibt es den Aufputz oder Keypads. Natürlich ist es sinnvoll, wenn die eingesetzten Geräte eine ausreichende Batterie- oder Akkulaufzeit haben, um eine Ausfallsicherheit zu gewährleisten. #00:11:52-4#

Für den Betreiber eines Hotels ist es sehr wichtig, dass System auch dann funktionieren, sie nicht online sind. Man kann zum Beispiel bereits bei der Buchung einen Zahlencode für die jeweilige Schließkomponente vor Ort übermitteln. Diese sollte im Idealfall auch offline funktionieren. Es gibt jedoch noch ältere Systeme, die nicht funktionieren, wenn die Internetverbindung ausfällt. #00:12:23-8#

Marco: Das bedeutet, dass der Gast den Zahlencode kennen muss. Wahrscheinlich wird es auch ein Back-up für den Fall geben, dass der Code vergessen wurde. #00:12:42-5#

Thomas: Meist sind im System Back-up-Codes eingespielt, die man in Notfällen telefonisch abrufen kann. #00:13:03-8#

Marco: Dabei handelt es sich um zusätzliche, vorprogrammierte Zahlenkombinationen, mit denen man Zimmer öffnen kann? #00:13:06-3#

Thomas: Genau. Bei unseren Systemen können wir viele Tausende Codes auf einer Komponente speichern. #00:13:22-1#

Marco: Eine große Anzahl an Ziffernfolgen macht es Einbrechern unmöglich, verschiedene Zahlen durchzuprobieren, in der Hoffnung, die richtige zu treffen und die Tür öffnen zu können. Sperrt sich das System, wenn bei der Eingabe mehrere Fehlversuche passieren? Es gibt die Schlösser, die sich erst nach einer gewissen Zeit wieder entsperren. #00:13:39-8#

Thomas: Diese Möglichkeit wird in der Praxis selten angewandt, weil sie den Gast verärgern kann. #00:13:52-2#

Marco: Ich dachte eher daran, dass ein Unbefugter versucht, die Tür zu öffnen, indem er verschiedene Zahlenkombinationen ausprobiert. #00:14:01-2#

Thomas: Das ist theoretisch möglich, aber bisher haben wir keine Informationen über solche Fälle. Aber: sag niemals nie! Eine typische Gefahrenquelle sind vierstellige Zahlencodes, obwohl man auch mit vier Ziffern lange spielen muss, um sie zu knacken. Bei einem Haus mit Hunderten von Einheiten besteht eine Wahrscheinlichkeit, die richtige Kombination zu treffen, vor allem bei der Haupteingangstür, die von allen Gästen gleichermaßen genutzt wird. Bei einer einzelnen Tür ist es fast unmöglich, die Zahlenkombination herauszufinden, selbst bei vier Stellen. #00:14:59-0#

Marco: Welche anderen Möglichkeiten gibt es, um die Sicherheit zu gewährleisten? Bleiben wir bei dem Beispiel der Häuser oder Chalets, wobei der Ausdruck „Chalet“ heutzutage eher negativ behaftet ist. #00:15:21-8#

Thomas: Das musst du mir erklären. #00:15:20-6#

Marco: Das geht auf die Investorenmodelle der vergangenen Jahre zurück, die zu Zweitwohnsitzen führten, die heute nicht mehr gerne gesehen sind. Diese Vorfälle haben eine hohe mediale Aufmerksamkeit erzielt. Im Tourismus spricht heute niemand mehr von Chalets, und es werden kaum noch Chalet-Projekte genehmigt. Dabei geht es nicht nur um die Vermeidung von illegalen Zweitwohnsitzen, sondern auch um Flächenverbrauch und Bodenversiegelung. Gerade als Tourismusinvestor muss man auf die Flächenoptimierung der Projektentwicklungen achten. #00:16:31-7#

Thomas: Kommen wir zurück zu den Zutrittssystemen. Ein reibungsloser Organisationsablauf ist die wichtigste Voraussetzung, um einerseits dem Gast einen möglichst hohen Komfort zu bieten und andererseits dem Hotelbetreiber Kosten zu sparen. Freistehende Gebäude im hochwertigen Bereich sind heute durch Alarmanlagen geschützt. Dabei geht es hauptsächlich um den Anwesenheitsschutz. Wie du bereits erwähnt hast, kommt es vor, dass Häuser, Hütten oder Tiny Houses am Waldrand liegen oder dass Autobahnen und Landesgrenzen in der Nähe sind. Den Gästen geht es in erster Linie darum, im Haus sicher zu sein. Eine einfach zu bedienende Alarmanlage, der ich vertrauen kann, ist ein wirksamer Schutz. #00:18:29-4#

Im Außenbereich sind Videoüberwachungsanlagen sinnvoll. Das gilt vor allem für Gemeinschaftsbereiche. In Skiregionen wäre das typischerweise ein Skikeller, in dem man seine Ausrüstung sicher wissen möchte. Im Sommer wäre das der Fahrradkeller für die E-Bikes. Auch Garagen, Eingangsbereiche sowie Gänge und Wege zwischen den Objekten müssen gut geschützt sein, vor allem bei Dunkelheit. Eine gute Beleuchtung ist deshalb sehr wichtig. Ein weiterer Aspekt ist die Sichtbarkeit von Schutzmaßnahmen. Natürlich ist es in gewisser Weise auch ein Philosophieunterschied: Möchte ich diese Anlagen präsent haben oder eher nicht? Ich bin der Meinung, dass sichtbare Technik abschreckt und dadurch besser schützt als versteckte Anlagen. Natürlich wollen wir alle, dass erst gar nichts passiert. #00:20:03-9#

Marco: Was ist wichtiger, die Überwachung oder die Beleuchtung? #00:20:10-1#

Thomas: Die Beleuchtung ist für die Gäste das Allerwichtigste, wichtiger als eine Videoüberwachung. Heutzutage gibt es viele Möglichkeiten, Wege ästhetisch und modern mit Licht zu gestalten. #00:20:35-9#

Marco: Du hast erwähnt, dass die Technologie bereits weit fortgeschritten ist. Sogar von der Nutzung biometrischer Daten wie Gesichtserkennung ist die Rede. Ist das in der Praxis der Zutrittssysteme schon angekommen? #00:21:06-3#

Thomas: Ganz klar: ja! Viele Handy-Besitzer kennen und nutzen die Gesichtserkennung bereits mit Hilfe der so genannten Face-ID. Genauso funktioniert auch die Gesichtserkennung bei der Zutrittskontrolle von Türen. Wir setzen sie in unseren Projekten sehr gerne ein, denn sie ist ein sicheres Zutrittsmedium. Wir haben entsprechende Systeme im vergangenen Jahr auf der SO!APART in Leipzig vorgestellt, der Branchen-Messe für Serviced Apartments. #00:21:55-6#

Marco: Das war eine sehr gute Veranstaltung, die wir gerne in den Show Notes verlinken können. #00:22:00-3#

Thomas: Die Veranstalterin Anett Gregorius war letzte Woche bei mir im Podcast zu Gast. #00:22:06-5#

Marco: Diese Ausgabe muss ich mir anhören. #00:22:07-2#

Thomas: Auf dem Kongress haben wir eine Gesichtserkennung speziell für Serviced Apartments vorgestellt. Der Prozess kann bereits bei der Buchung gestartet werden. Der Gast hinterlegt ein Selfie oder lädt das Foto seines Ausweisdokuments hoch. Durch diese einfache Automatisierung muss sich der Besucher nicht einmal mehr einen Zahlencode merken. #00:22:30-5#

Marco: Die biometrischen Daten werden im Vorfeld eingespielt und anschließend für den Zeitraum genutzt, den der Gast gebucht hat. #00:22:39-9#

Thomas: Genau. Das funktioniert mit einem Foto noch viel leichter als mit einem Fingerabdruck. Auf der Messe haben wir Fotos der Teilnehmer, die unseren Stand besucht haben, in die Zugangskontrolle eingespielt. Die Gesichtserkennung funktioniert auf bis zu drei Metern Distanz. Die Teilnehmer wurden quasi mit ihrem Namen begrüßt, obwohl sie sich noch nicht vorgestellt hatten. Wir konnten sie anhand der eingespielten Gesichter und den dazugehörigen Namen identifizieren, und darüber waren sie sehr überrascht. Die Einführung solcher Systeme wird noch einige Zeit benötigen. Zwar kann jeder schon die Gesichtserkennung am eigenen Handy nutzen, aber generell bestehen oft noch Bedenken gegenüber der Nutzung biometrischer Merkmale. #00:23:49-9#

Marco: Es handelt sich bei der eigenen Biometrie um sehr sensible Daten. #00:23:53-4#

Thomas: Genau, aber in Wahrheit ist es Augenwischerei, denn fast jeder hat sein Foto auf irgendeiner sozialen Plattform online eingestellt. Aber du hast recht, es handelt sich um ein subjektives Sicherheitsempfinden. #00:24:06-3#

Marco: Die Daten können von anderen unerlaubt genutzt werden. #00:24:11-0#

Thomas: Nicht, dass es Google und Meta nicht nutzen würden! #00:24:13-3#

Marco: Mit jeder Google-Suche findet man eine Person, die ein Foto von sich selbst eingestellt hat. #00:24:17-8#

Thomas: Wir suchen derzeit nach Kunden, die solche Pilotprojekte mit uns umsetzen möchten. Unserer Meinung nach ist der Zugang durch Biometrie eine wesentliche Verbesserung für unsere Gäste, weil es deren Orientierung und Bequemlichkeit nützt. Die Gesichtserkennung ist auf jeden Fall praktischer als ein Zahlencode, den ich mir umständlich merken muss. Das eigene Gesicht hat man immer dabei. #00:25:00-7#

Marco: Vor allem ist es praktisch, die biometrischen Daten bereits im Vorfeld übermitteln zu können, und zwar nicht nur von mir selbst, sondern auch von allen anderen mitreisenden Familienmitgliedern. Spielen wir dieses Gedankenexperiment durch. Wir entwickeln ein Projekt und begleiten die Apartmentkonzeptionen. Zutrittssysteme für die Mitarbeiter sollten so smart und effizient wie möglich gestaltet werden. Sind solche Umstellungen eine große technische Herausforderung? Benötige ich für die Wartung ein umfassendes Know-how oder bin ich auf externe Partner angewiesen? Ist das System teurer als herkömmliche Schließsysteme? Wie setzt man sie in der Praxis um? #00:25:52-9#

Thomas: Man benötigt keine anderen baulichen Vorkehrungen als bei einem herkömmlichen Schließsystem. Mittlerweile ist es auch nicht mehr teurer, die Gesichtserkennung zu verwenden, weil die Technologie eines so genannten Face Recognition Terminals mit einer Kamera durchgeführt werden kann, die oben in der Ecke hängt und den Gast erkennt. Dieses Terminal ist so groß wie ein Smartphone. #00:26:47-3#

Marco: Ich habe gesehen, dass ihr ein solches Gerät vor eurer Bürotür hängen habt. #00:26:47-0#

Thomas: Genau, wir benutzen es selbst für unseren Eingang. In den vergangenen fünf Jahren ist die Technologie sehr günstig geworden und hat sich qualitativ verbessert. Deswegen setzen wir sie gerne ein, und auch bei unseren Kunden, bei renommierten Industrieunternehmen in Österreich, ist diese Technik sehr beliebt. Sie funktioniert hervorragend, und die Wartung und der Service sind sehr benutzerfreundlich. Als Dienstleister stehen wir, falls gewünscht, mit einem 24/7-Service zur Seite. Das Face Recognition Terminal bietet noch weitere Vorteile. Es kann auch als Smartphone oder Tablet eingesetzt werden und dient als Sprechanlage und Notrufstelle gleichermaßen. Zusätzlich könnte man es mit einem Zahlencode oder Fingerabdruckscanner ausstatten. #00:28:02-4#

Marco: Diese Maßnahmen ließen sich sogar kombinieren, womit die Sicherheitsstufe weiter optimiert werden könnte. #00:28:02-8#

Thomas: Es ist eine Art eierlegende Wollmilchsau. #00:28:09-2#

Marco: Etwas, was sich jeder wünscht. Nur einen Schlüssel, den kann ich nicht mehr hineinstecken. #00:28:12-4#

Thomas: Das ist richtig, aber natürlich kann man weiterhin einen Schlüssel für die Tür nutzen. #00:28:21-5#

Marco: Für den Notfall könnte man das machen. #00:28:21-7#

Thomas: Das wird nach wie vor gerne gemacht. Wenn alle Stricke reißen, wäre ein Ersatzschlüssel in einem gesicherten Raum oder an der Rezeption hinterlegt. #00:28:35-5#

Marco: Das vermittelt Sicherheit und beruhigt. #00:28:40-0#

Thomas: Zum Beispiel, wenn es einmal zu einem längeren Stromausfall kommen sollte. In diesem Szenario hätten wir zwar ganz andere Probleme, aber natürlich möchte man auch in diesem Fall eine Tür öffnen können. Deswegen ergibt es durchaus Sinn, einen Notfall-Schlüssel zu hinterlegen. Niemand ist sicher vor einem Blackout geschützt. #00:29:03-7#

Marco: Diesem Thema habt ihr bereits einen Podcast gewidmet. #00:29:04-1#

Thomas: Das waren die Folgen Nummer 3 und 4, und vor Kurzem haben wir das Thema erneut mit Herbert Saurugg aufgenommen, dem österreichischen Spezialisten für Blackouts. #00:29:18-6#

Marco: Blackouts werden gern als Schreckensszenario eingesetzt. #00:29:20-5#

Thomas: Ja, das stimmt. #00:29:27-4#

Marco: Hast du Tipps für uns, welche erste Schritte ein Hotel gehen sollte, wenn es seine Sicherheitstechnik verbessern möchte? #00:29:55-7#

Thomas: Die Automatisierung des Zutritts setzt sich mehr und mehr durch, weil sie allen Beteiligten viele Vorteile bringt. Der Betreiber spart Kosten ein, und der Tourist hat einen bequemeren Aufenthalt. Oft wird zweigleisig gefahren. Das heißt, dass sowohl ein Self-Check-in als auch eine Rezeption angeboten wird. Der Gast kann direkt zum Zimmer gehen und seine Tür mit einem Zahlencode öffnen. Das ist gerade bei längeren Aufenthalten praktisch. Ich persönlich mag den Self-Check-in sehr gerne. Ich fühle mich sehr unwohl, wenn ich mich nach einer langen Anreise in die Schlange einer Hotelrezeption einreihen muss. Das gilt auch für Reisegruppen. Viele Gäste kommen zur gleichen Zeit an und möchten möglichst schnell ihre Zimmer zugeteilt bekommen. #00:31:04-3#

Im vergangenen Jahr habe ich etwas Ähnliches erlebt. Ich reiste mit einer Gruppe von 40 Leuten unseres Immobilien-Club an. Kurz vor uns war eine andere, größere Reisegruppe eingetroffen, und die Rezeption war nur mit zwei Mitarbeitern besetzt. Das gesamte Check-in hat zwei Stunden gedauert. Da kann es noch so viel Prosecco zur Begrüßung geben, man will einfach nur auf sein Zimmer. Das sind Vorfälle, die heutzutage nicht mehr nötig sind und die einen negativen Eindruck beim Gast hinterlassen. Besonders positive als auch negative Erfahrungen bleiben uns im Gedächtnis hängen. Das gilt auch für kleine Begebenheiten, auch wenn sie nicht wirklich schlimm waren. #00:32:01-3#

Marco: Leider sind uns aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen die Hände gebunden, weil es immer noch nötig ist, eine persönliche Unterschrift zu leisten. Der digitale, flächendeckende Meldeschein gehört ganz oben auf die Agenda gesetzt. #00:32:16-7#

Thomas: Wie ist aktuell der Stand der Dinge? Liegt das am jeweiligen Bundesland oder an der Gemeinde? #00:32:23-3#

Marco: Die Handhabung ist nicht flächendecken gelöst, denn im Föderalismus haben wir sehr viele Eigenheiten. #00:32:33-6#

Thomas: Das ist ein wichtiges Thema, und dazu habe ich eine Frage an dich, quasi aus der Beratung heraus. Welches sind die größten Hürden, die du siehst, abgesehen vom noch fehlenden digitalen Gästeblatt? Es gibt sicher noch andere Stolpersteine, die man aus dem Weg räumen könnte. #00:33:02-2#

Marco: Ein großes Thema ist das Mindset in puncto Digitalisierung. Sie ist seit Jahren in aller Munde, wird aber nicht konsequent umgesetzt. Wir sollten uns darüber klar werden, dass die Technik uns die Arbeit erleichtert. Das ist bei vielen noch nicht angekommen. Die Menschen haben Angst vor der Umstellung. Das merkt man vor allem bei Mitarbeitenden, die schon sehr lange im Betrieb sind. Sie befürchten, ersetzt zu werden. #00:33:46-7#

Thomas: Es liegt am Betrieb, ihnen diese Angst zu nehmen. In der Regel haben die Unternehmen eher zu wenig Mitarbeiter und erhoffen sich von der Automatisierung, das Personal anderweitig einsetzen zu können. #00:34:02-3#

Marco: So ist es, und genau das muss man ihnen vermitteln. Es geht nicht darum, die Mitarbeiter zu ersetzen, sondern darum, die Arbeit effizienter zu gestalten und mehr Zeit für den Gast zu haben. #00:34:17-5#

Thomas: Die Menschen sind für den Gast da. #00:34:19-5#

Marco: Natürlich gibt es Konzepte, die in Zukunft ohne Angestellte auskommen können, aber die gibt es nicht in den klassischen Betrieben. #00:34:29-7#

Thomas: Die fangen in der Regel schon gar nicht mit vielen Mitarbeitenden an. #00:34:31-4#

Marco: So ist es. Sie arbeiten von vorneherein mit anderen Modellen. Die Serviceorientierung am Gast ist gerade in der österreichischen Ferienhotellerie ein wichtiger Vorteil, den man durch die Digitalisierung nicht verlieren will. Andererseits ist es jedoch oft noch so, dass das entsprechende Know-how fehlt. Es gibt viele gute Weiterbildungen, und die nachwachsende Generation der Hoteliers ist ganz anders aufgestellt, was die Digitalisierung betrifft. #00:35:01-7#

Bei der bestehenden Systemlandschaft gibt es noch eine dritte Hürde, und zwar, dass die nötigen Schnittstellen oft nicht vorhanden sind, viel Geld kosten oder nur mit großem Aufwand umrüstbar sind. Wir haben gefühlt in jedem Tal in Österreich eine eigene Hotelsoftware, unterschiedliche Buchungssysteme und Channel Manager. Das geht bis zu Kassen- und Türschließsystemen. Es gibt Hunderte von Einzelsparten, und der durchschnittliche Hotelier arbeitet mit acht bis zehn unterschiedlichen Systempartnern. Die müssten miteinander kommunizieren können. Ein Türschließsystem muss mit der Buchungsmaske und mit der Hotelsoftware verbunden sein, idealerweise sogar mit der Gebäudetechnik, um zum Beispiel die Zimmertemperatur steuern zu können. #00:35:54-7#

Thomas: Diese Aufgaben sind unser tägliches Brot, und wir sind dazu übergegangen, die Schnittstellen selbst zu programmieren. Ich verstehe, dass der Hotelier damit überfordert ist, denn das ist nicht sein Business. Er soll sich um den Gast kümmern. Auf dem genannten Kongress wurde auch über Automatisierung gesprochen. Es geht weg von der Rezeption und von den einfachen Arbeiten, hin zum verbesserten Service in Richtung Concierge. #00:36:56-6#

Marco: Einerseits geht es um technische Möglichkeiten, andererseits um das, was tatsächlich eingeführt werden kann. Auch eure Schnittstellen benötigen eine entsprechende Technik auf der Gegenseite, um sie öffnen zu können. Das kenne ich auch aus den Hotels, wo man sich oft dafür fürchtet, Schnittstellen freizugeben. Neue Häuser arbeiten mit Open APIs, an die sich jeder andocken kann, aber die alten, etablierten Systeme sind oft nicht kompatibel. #00:37:36-7#

Thomas: Das liegt am Mindset einer protektionistischen Denkart. Auch wir sind schon an Projekten gescheitert, weil das Gegenüber nicht gewillt war, unser System anzuschließen. Dabei ging es nicht ums Geld, sondern um eine generelle Verweigerungshaltung. #00:38:08-0#

Marco: Die Technologie kann so gut sein, wie sie will, aber wenn man nicht will, dann geht es nicht. #00:38:11-7#

Thomas: Auf kurz oder lang ist das eine aussterbende Spezies. #00:38:19-0#

Marco: Die derzeit jedoch noch über eine große Marktmacht verfügt. #00:38:21-1#

Thomas: Es ist eine Frage der Zeit. #00:38:26-6#

Marco: Wir blicken positiv in die Zukunft. Es geht voran, und gerade auf diesem Gebiet muss man am Ball bleiben. #00:38:37-1#

Thomas: Du weißt sicher viel besser als ich, was sich alles im Hospitality Bereich tut. Es ändert sich ständig etwas. Ein Wahnsinn! #00:38:47-2#

Marco: Gerade als Hotelier verliert man leicht den Überblick, weil ständig neue System- und Softwarepartner auf einen zukommen. Hier eine neue Nische, dort eine weitere Entwicklung. Immer wieder kommen Updates oder neue Zusatzleistungen. Was am besten für den eigenen Betrieb geeignet ist, lässt sich nicht immer gleich erkennen. Vor allem möchte man vermeiden, dass der Einsatz von etwas Neuem Vorhandenes ausschließt. #00:39:06-6#

Thomas: Es ist nicht immer einfach, sich bei den vielen Tools zurechtzufinden. #00:39:14-7#

Marco: Deswegen bleiben manche lieber bei den bewährten Serviceleistungen, die sie gut kennen. #00:39:22-9#

Thomas: „Das haben wir schon immer so gemacht“ erhält damit schon fast seine Berechtigung. #00:39:25-7#

Marco: Manchmal ist das tatsächlich so. #00:39:31-0#

Thomas: Der schmale Grat macht es aus. Vielen Dank, dass du zu „Der Sicherheitspodcast“ gekommen bist. #00:39:39-5#

Marco: Auch dir danke fürs Kommen und für das Teilen deiner Expertise für Smart Hotel Key. Wir bleiben auf Sendung. Bis bald! #00:40:04-1#

 

Mehr Infos zu Thomas Urbanek und Taurus Sicherheitstechnik

 

www.taurus-sicherheitstechnik.at

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