Was tun, wenn die Kosten steigen?

Im Tourismus explodieren die Kosten. Einer der Gründe ist der russische Krieg in der Ukraine. Somit hat die Branche nach Corona innerhalb kurzer Zeit bereits die zweite Krise zu bewältigen. Und auch diesmal kann sich niemand von Auswirkungen abkoppelt, denn höhere Energiepreise und teurere Lebensmittel treffen alle. Und auch alle Herkunftsmärkte sind von denselben Preiserhöhungen betroffen. Das Leben wird teurer und das verfügbare Freizeit- und Urlaubsbudget kleiner.

Die Frage ist: Wenn die Verbraucher mehr Geld für Energie, Treibstoffe, Heizung und Strom aufwenden müssen, wie viel bleibt dann für den Urlaub übrig?

Das Heimtückische ist ja, dass gleichzeitig verschiedene Teuerungen im Betrieb zuschlagen. Das Betriebsergebnis kommt dadurch auch automatisch von mehreren Seiten unter Druck (Nachfrage über Auslastung und Preis vs. Kostenanstieg).

Die Inflation erreichte schon im März, einen Monat nach dem Einmarsch der russischen Armee, schwindelerregende Höhen und ein Abflachen der Entwicklung ist noch nicht erkennbar.

Energiekosten

Die steigenden Energiepreise sind ohnehin grade ständig medial präsent: In Österreich werden Hotelbetriebe zu rund einem Viertel mit Gas und weitere 40 Prozent mit Öl beheizt. Der Kostenanstieg für Energie ist für viele Hotelbetriebe nicht sofort spürbar und wirkt sich insbesondere bei Gas und Öl erst zeitverzögert aus – nämlich dann, wenn die Öltanks wieder gefüllt oder die Gasverträge verlängert werden müssen.

Folgende Maßnahmen sollten zur Optimierung des Energiehaushaltes rasch umgesetzt werden:

  • Tiefgreifende Betriebsoptimierung mit Blickrichtung Energie
  • richtige Raumtemperatur
  • regelmäßige Reinigung und Wartung der Heizanlagen und Thermostatventile
  • Umstellung der Beleuchtungssysteme
  • stockweise Belegung der Gästezimmer
  • Einsatz alternativer Energieformen

Lebensmittel

Für den Tourismus ist die Teuerung bei den Lebensmitteln natürlich sehr relevant. Im März und April kosteten Nahrungsmittel rund 7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Folgende Maßnahmen sollten zur Optimierung des Einkaufs rasch umgesetzt werden:

  • Optimierung des Einkaufs (Einkaufspreise regelmäßig anpassen)
  • Erhöhung der Lagerbestände
  • richtige Lagerhaltung & frühzeitige Planung
  • Kalkulation & Preisgestaltung
  • Direkte Zusammenarbeit mit lokalen Erzeugern
  • Einsatz neuer/zusätzlichen Lieferanten (Einsatz von Rohstoffen mit kürzeren Transportwegen
  • Erfassen aller Rezepturen
  • Preisgestaltung auf Basis von Kalkulation & Marktbeobachtung
  • Rezepturen & Portionsgrößen regelmäßig kontrollieren
  • bewusste Steuerung des aktiven Verkaufs
  • Analyse der Absatzmengen
  • Analyse der Deckungsbeiträge
  • Angebotsoptimierung (Preis, Rezepte, Name etc.)
  • Speisekartenoptimierung

Mitarbeiterkosten

Die Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe erhalten ab Mai 2022 im Schnitt um 3,7 Prozent mehr Geld. Außerdem fehlen noch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am touristischen Arbeitsmarkt, was wegen der Verknappung ebenfalls die Lohnkosten erhöht.

Um- und Neubau

Mit dem Ukraine-Krieg und den Sanktionen ist Bauen nochmals teurer geworden. Der Baukosten-Index hat schon 2020/21 aufgrund der Verzögerungen in den Lieferketten um über 13% zugelegt. Viele Zulieferer kämpfen bereits seit Corona mit Lieferengpässen und hinken seitdem beim Abarbeiten von Aufträgen hinterher.

Zinswende

Und nun werden auch noch die Zinsen steigen. Immer mehr spricht dafür, dass die Zeit von Null- und Negativzinsen zu Ende geht. Darauf muss sich die Branche einstellen. Lange lagen die Kreditzinsen unter einem Prozent, und daran hatte man sich schon fast gewöhnt. Doch das ist nun Vergangenheit. Das hängt damit zusammen, dass die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen, die relevant sind für die Bepreisung von Krediten, in der letzten Zeit deutlich gestiegen sind.

Wie umgehen mit Preissteigerungen?

Auch wenn nach zwei Jahren gefühlt endlich wieder ein „Urlaub wie früher“ möglich scheint, werden sich die Urlaubsangebote zwangsläufig verteuern. Die Kostenerhöhungen kann ein Betrieb nicht mehr alleine schlucken, er muss die steigenden Kosten weiterreichen.

Als Ergebnis müssen die Preise angepasst werden. Doch dies muss mit Bedacht geschehen und unter Berücksichtigung dessen, was der Gast mitzutragen bereit ist. Exemplarisch sei dargestellt, welche Preissteigerung bei angenommenen Kostensteigerungen notwendig ist, um das operative Betriebsergebnis (GOP) zu halten.

Bei Steigerungen der Personalkosten (+8%), des Wareneinsatzes (+15%) und des Energieaufwandes (+25 %) muss der durchschnittliche Zimmererlös (netto, bei gleichbleibender Auslastung) um 12 % gesteigert werden, um das gleiche Betriebsergebnis zu erreichen.

Preiserhöhung sind also wahrlich alternativlos. Allerdings ist die Erhöhung der Preise nur eine Seite der Medaille. Es geht um genaues Umsatz- und Kostenmanagement. Darauf abgestimmt muss man die eigene Preis- und Vertriebsstrategie aktiv hinterfragen und an den richtigen Schrauben drehen. Preiserhöhungen sind hier einer (ein sehr wichtiger) von vielen Bausteinen, derer es für einen weiterhin profitablen Betrieb bedarf. Denn am Ende des Tages ist es immer noch besser, die Auslastung sinkt anstelle des Verzichts auf angemessene Preiserhöhungen.

Entscheidend bleibt weiterhin das Preis- / Leistungsverhältnis. Wir müssen dem Gast den Mehrwert emotional kommunizieren und die Preise angemessen hoch halten!

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