Von der e-Mobilität profitieren

„Grün, grün, grün ist meine liebste Farbe…“ – naja, fast… aber was jedenfalls ein sehr wichtiges Thema ist, ist die Nachhaltigkeit in der Hotellerie. Unter dem Titel „Grüner wird’s nicht“ ist bereits eine eigene Prodinger-Publikation entstanden, in der wir uns damit beschäftigt haben, wie gelingen kann, Nachhaltigkeit in der Hotellerie vor der gnadenlosen Vermarktung zu retten! Im Anschluss daran wurde auch ein vertieftes Interview mit Uta Grünberg zur Nachhaltigkeit und Zukunftsorientierung von Naturhotels geführt. Das Verständnis für den Klimawandel dürfte langsam aber sicher auch in der Breite angekommen sein – wie Tourismus im Klimawandel bestehen kann, wurde ebenfalls bereits erörtert.

In der Podcast-Folge 92 geht es nun um einen Detailbereich, nämlich die Elektromobilität. Wie kann ich als Hotelier vom Wachstum der E-Mobilität profitieren, und warum ist es wichtig, sich mit diesen Themen zu beschäftigen? Gesprächspartner war Hakan Ardic. Er steckt tief in der Materie drin; er ist Vollbluttouristiker sowie Vice President Hospitality und Mobility bei der Wirelane GmbH. Ladeinfrastruktur ist für ihn das neue WLAN im Hotel.

 

 

Kernaussagen des Interviews

  • Im letzten Jahr hatten wir 75 Prozent Neuzulassungen bei Elektroautos.
  • Es gibt noch viel zu tun, aber es gibt kein Schwarz oder Weiß. Man muss irgendwo anfangen und sich kontinuierlich weiterentwickeln.
  • Die Elektromobilität ist ein Teil des Klimawandels. In den Anfangsjahren haben Anbieter wie Tesla und Porsche den Hotels kostenlose Ladesäulen aufgestellt. Ihr Ziel war es, in den Hotels eine Ladeinfrastruktur für die eigenen Autos anbieten zu können.

Transkript der Podcast-Folge

Marco: Hallo Hakan, herzlich willkommen im Podcast Smart Hotel Key. Ich freue mich sehr, dich begrüßen zu dürfen. Ich habe im Intro schon erzählt, worum es heute gehen wird und wen ich zu Gast habe. Aber sei doch so gut und stell dich kurz noch einmal vor, damit dich unsere Hörerinnen und Hörer ein bisschen besser kennenlernen. Warum ist dir das Thema E-Mobility ein Anliegen, und was ist dein Background?    #00:01:16-4#

Hakan: Ich bin ein sehr neugieriger Mensch, der offen durchs Leben geht. Du hast im Intro erwähnt, dass ich Vollbluttouristiker bin. Ich reise gerne, bin wie du Hobbysportler und viel in den Bergen unterwegs. Ich habe einen achtjährigen Sohn, was mich sehr glücklich macht. Gelernt habe ich Tourismuskaufmann, und anschließend habe ich ein Tourismusstudium mit Schwerpunkt BWL absolviert. Ich habe lange für den Reiseveranstalter Thomas Cook im Bereich Destinationsmanagement und Hoteleinkauf gearbeitet. 2014 bin ich in die digitale Welt gewechselt und war fünf Jahre lang bei Expedia als Area Manager für die DACH-Region zuständig. Danach bin ich zur Mobilität gekommen und war beim Mobilitätsanbieter BBlacklane beschäftigt. Heute arbeite ich für Wirelane. Dass die Nachhaltigkeit ein sehr wichtiges Thema ist, ist mir mit der Geburt meines Sohnes klargeworden. Ich möchte dazu beitragen, unseren Kindern in Zukunft einen besseren Planeten zu hinterlassen. Das motiviert mich, und das ist der Hintergrund meines beruflichen Engagements. Ich bin außerdem Board Mitglied beim Green Tourism Camp.    #00:02:44-8#

Marco: Mir ging es wie dir, ich habe auch erst dann angefangen, mich mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen, als meine Tochter geboren wurde. Nachhaltigkeit hat viele Facetten. Beim Tourismus geht es um Ressourcenschonung und um die Nachhaltigkeit vor Ort. Der größte CO2-Ausstoß geschieht jedoch bei der An- und Abreise. Kann E-Mobilität die Zukunft sein? Ist das ein Bereich, der so viel ausmacht, dass ich auch meine Investitionen darauf ausrichten sollte?    #00:03:26-6#

Hakan: Auf jeden Fall! Es ist nicht die einzige Lösung, aber es ist ein wichtiger Teil der Lösung. Österreich beispielsweise hat es sich zum Ziel gesetzt, seine CO2-Emissionen bis 2030 um 46 Prozent zu reduzieren.    #00:03:41-0#

Marco: Aktuell steigen sie jedoch leider noch.    #00:03:43-3#

Hakan: EU-weit sind es 55 Prozent. Ich weiß, dass Österreich bis 2040 klimaneutral werden möchte. Aber grundsätzlich kommen 20 Prozent des CO2-Austoßes aus dem Verkehr, und davon wiederum 95 Prozent aus dem Straßenverkehr. Deswegen ist die Elektromobilität ein ganz wichtiger Bestandteil, um all diese Ziele zu erreichen.    #00:04:06-6#

Marco: Ein wichtiger Bestand ist also der Verkehr, aber nicht jeder reist mit dem Auto an, sondern auch mit dem Flugzeug oder mit der Bahn. Von wie viel Prozent sprechen wir, die jetzt schon mit dem E-Auto unterwegs sind, und was ist eine realistische Abdeckung, die erreicht werden kann?    #00:04:33-4#

Hakan: So weit ich weiß, möchte man in Österreich bis 2030 auf 40.000 zugelassene Elektroautos kommen. In Deutschland sind es 15 Millionen bis 2030. Im letzten Jahr hatten wir 75 Prozent Neuzulassungen bei Elektroautos. Es werden mehr und mehr. Eine genaue Prozentzahl kann ich nicht nennen, ich glaube, sie liegt bei etwa 1,6 Prozent. Wenn man die Wirtschaftsnachrichten verfolgt, dann liest man, dass sich die Automobilhersteller auf den Elektroantrieb festgelegt haben. Volvo und Audi wollen ab 2025 nur noch Elektroautos bauen. Dieser Prozess lief in den letzten Jahren schleichend, aber er wird sich in den kommenden Jahren beschleunigen. Außerdem gibt es noch das Thema ESG. Die Abkürzung steht für Environment, Social, Governance Anlagekriterien. Übersetzt ist

Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführung ein Ansatz zur Bewertung des Ausmaßes, inwiefern ein Unternehmen für soziale Ziele arbeitet. Das bedeutet, dass auch die Flotten an Firmenfahrzeugen bis 2025 auf Elektro umgestellt werden. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis wir mehr E-Autos auf den Straßen haben als Verbrenner.    #00:05:53-7#

Marco: Da spielt sicher auch mit, dass E-Autos vom Staat gefördert werden. Allerdings stößt man sehr schnell auf zwei Kritikpunkte, wenn man über E-Mobilität redet. Die Gegner argumentieren, dass die Reichweite nicht groß genug ist, um in den Urlaub zu kommen. Andererseits wird die nicht gerade umweltfreundliche Herstellung von Batterien bemängelt. Sind diese Kriterien in der CO2-Bilanz bedacht worden, und lohnt sich ein E-Auto im Vergleich zu einem Verbrenner dann überhaupt?    #00:06:25-4#

Hakan: Natürlich muss man die ganze Wertschöpfungskette betrachten, aber irgendwo muss man anfangen. Der Beginn ist die Elektromobilität, und da ist sicherlich noch ganz viel Nachholbedarf. Die Hersteller von Batterien und Autos sind natürlich in der Pflicht, sich weiterzuentwickeln. Nehmen wir den VW Konzern, einer der größten Automobilkonzerne der Welt. VW hat in Salzgitter ein Recyclingwerk für Batterien errichtet. Es gibt noch viel zu tun, aber es gibt kein Schwarz oder Weiß. Man muss irgendwo anfangen und sich kontinuierlich weiterentwickeln. Jeder Teilnehmer der Wertschöpfungskette ist in der Pflicht, seinen Teil dazu beizutragen.   Wichtig ist, dass ein Anfang gemacht wurde.   #00:07:29-8#

Marco: Ich sehe das genauso, aber natürlich möchte ich dir die kritischen Fragen stellen, die einem auch sonst immer entgegengehalten werden.    #00:07:35-4#

Hakan: Das ist klar. Auch ich werde mit diesen Fragen konfrontiert. Und es ist auch richtig, zu hinterfragen. Nichts ist perfekt, und alles muss weiterentwickelt werden. Es ist wie bei allen Dingen im Leben, es gibt keinen Stillstand. Mit dem Elektroantrieb ist ein Anfang gemacht, und der muss selbstverständlich ständig verbessert werden.    #00:08:06-7#

Marco: Kritikpunkte sind außerdem die geringe Reichweite und die fehlende Ladeinfrastruktur. Wenn ich mit dem E-Auto unterwegs bin, muss ich mir Gedanken darüber machen, wie weit ich komme und wo ich mein Auto aufladen kann. Es gibt normale Ladesäulen und Schnellladesäulen. Und da kommt Wirelane ins Spiel. Ihr beschäftigt euch mit der Ladeinfrastruktur. Wie funktioniert euer Konzept, und wie kann ein Tourismusbetrieb davon profitieren?    #00:08:45-9#

Hakan: Jeder Tourismusbetrieb ist Gastgeber und will seine Gäste mit nachhaltigen Produkten zufriedenstellen. Der Kunde, der mit dem Elektroauto kommt, hat den Anspruch, seinen Wagen im Hotel zu können. Der ideale Gast bucht direkt im Hotel, aber wir wissen, dass viele Buchungen über Portale wie Expedia und booking.com getätigt werden. Früher filterte man bei der Suche nach „vier Sterne, 150,- Euro, Parkplatz und Pool“, aber heute ist auch die Ladeinfrastruktur ein wichtiges Kriterium. Ein Hotel ohne Lademöglichkeit fällt raus. Es gibt viele Anbieter, die auf Hotels mit Ladeinfrastruktur spezialisiert sind. Das heißt, die Nachfrage ist da, und wenn ich meine Gäste halten will, muss ich Lademöglichkeiten anbieten. Wenn ich mit der Zeit gehe, gewinne ich außerdem neue Gäste hinzu. Bei Verträgen mit Firmenkunden ist es meist sogar eine Grundvoraussetzung, Ladestationen anzubieten. Das ist eine wichtige Nachfrage, die vom Kunden kommt.    #00:10:31-5#

Marco: Ist das eine Investition, die sich monetär lohnt oder eher eine Sache des Images und des Marketings?    #00:10:43-0#

Hakan: Im letzten Jahr habe ich noch gesagt, dass es eine Frage des Marketing ist, aber mittlerweile ist es ein Must Have. Ladeinfrastruktur ist das neue WLAN im Hotel. Es kommt natürlich immer auf die Lage an. Wo bin ich, und welche Frequenz an Gästen mit Elektroautos habe ich? Aktuell amortisiert sich eine Investition in eine Ladesäule nach drei bis vier Jahren. In der Privathotellerie, wo dem Inhaber meist auch die Immobilie gehört, ist die Investition sogar eine Wertsteigerung der Immobilie. Aber es ist keine Marketingsache mehr, sondern ein Service, den ich anbieten muss. Die Frage ist, wie viele Ladesäulen ich haben sollte. Reichen zwei Stationen aus oder benötige ich acht? Das kommt natürlich auf die Größe des Betriebes an und auf die Anzahl meiner Parkplätze.    #00:11:58-3#

Marco: Wenn wir davon ausgehen, dass der Markt wächst, dann sollte ich eher einige Säulen mehr installieren als derzeit benötigt werden. Rentiert es sich, gleich in mehrere Ladestationen zu investieren?    #00:12:18-1#

Hakan: Bei Wirelane sind wir auf die Hotellerie spezialisiert. Zum Zeitpunkt unserer Gründung haben wir recherchiert, wo der Fahrzeughalter sein Auto am längsten ungenutzt stehen lässt. Das ist entweder zu Hause oder im Hotel. So sind wir auf den Standort Hotel gekommen und haben festgestellt, dass es niemanden gibt, der eine saubere Lösung für Hotels anbietet. Dazu gehören nicht nur die Lademöglichkeiten selbst, sondern auch Beratung sowie einfache Abrechnungsmöglichkeiten. Wir empfehlen zum Beispiel die Installation von vier Ladesäulen, aber noch besser wäre es, für die Zukunft zu planen und die Vorrichtungen für weitere sechs, acht oder zehn Säulen bereits jetzt zu installieren. Es ist günstiger, wenn man diese Investition nur einmal macht, so dass man später nur noch aufrüsten und die Ladesäule an die Wand hängen muss. Dadurch spart man sich erneute Kosten für Leitungen und für die Tiefbauarbeiten.    #00:13:41-8#

Marco: Die Installationen sollten bereits zu Beginn so vorbereitet sein, dass ich die Möglichkeit habe, weitere Ladesäulen anzuschließen.    #00:13:52-6#

Hakan: Genau, so dass ich meine Anlage einfach nachrüsten kann.    #00:13:54-7#

Marco: Euer Service beinhaltet die Beratung. Für den durchschnittlichen Hotelier ist es wahrscheinlich schwer abzuschätzen, wie viel er überhaupt benötigt. Gibt es eine Faustregel pro Zimmer in Region xy, die man anwenden kann? Wie geht ihr an die Sache heran, wenn ihr eine Beratung startet?    #00:14:18-2#

Hakan: Die Region ist dabei nicht entscheidend, denn dazu gibt es keine verlässlichen Zahlen. Wir sagen beispielsweise, dass man mit 10 Prozent der Parkplätze anfangen soll und diese später auf 20 Prozent ausbaut. Es kommt auf die individuelle Gästestruktur an und auf die Erfahrung, die ich bisher machen konnte. Diese Prognosen sind sehr komplex, und man kann sie nicht mit der Anschaffung einer Kaffeemaschine vergleichen. Wenn ich die Technologie installiert habe, dann ist es schwierig, sie wieder auszutauschen. Die Investitionen sind hoch, und deswegen ist es notwendig, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen, um Planungsfehler zu vermeiden. Auf jeden Fall sollte man einen Spezialisten konsultieren, egal ob von Wirelane oder von einem anderen Unternehmen. Wichtig ist, dass ich weiß, was ich benötige und wie meine Zukunft aussieht. Die kostengünstigste Lösung ist nicht immer die beste, denn die kann ich mir im Grunde auch im Baumarkt besorgen. Dort bekomme ich eine einfache Wallbox, die einer modernen Steckdose entspricht. Aber am Ende möchte ich die Vorrichtung für das Hotel operativ schlank halten, denn die Ladesäulen sind kein Kerngeschäft des Betriebs. Für den Gast soll das Laden ein Erlebnis sein. Wenn ich bei einem Hotel vorfahre, möchte ich keinen komplexen Vorgang. Ich möchte nicht an die Rezeption rennen, mir einen Schlüssel holen oder einen Chip einwerfen müssen, sondern ich möchte mein Auto vorfahren und laden. Dann möchte ich den Stecker rausziehen und wegfahren. Eine einfache Abrechnung ist wichtig, sowohl für den Gast als auch für das Hotel, das sich den Aufwand spart, das Laden auf die Rechnung zu schreiben oder mit mit dem Gast nach unten gehen zu müssen, um ihm die Ladesäule freizuschalten. Die Abwicklung muss für beide Seiten angenehm sein.    #00:16:30-3#

Marco: Das ist ein wichtiger Punkt, den du gerade angesprochen hast. Es geht mittlerweile nicht mehr nur um die Zurverfügungstellung der Lademöglichkeit, sondern auch um die Guest Experience und um eine einfache Handhabung. Du hast darauf aufmerksam gemacht, dass die Investition kostenintensiv sein können. Von welchen Beträgen müssen wir ausgehen, zum Beispiel bei der Installation von zwei Ladesäulen?    #00:16:53-9#

Hakan: Wenn ich etwas Anständiges haben will, dann geht es bei 2.000,- Euro pro Ladepunkt los. Das sind Stationen, an denen der Gast mit seiner Kreditkarte, mit Apple Pay oder mit Google Pay bezahlen kann. Auch die Nutzung von RFID-Karten eines Roaming Anbieters ist möglich. Hinzu kommen die Installationskosten. Dabei kommt es darauf an, wo der Stromkasten liegt und wie viele Meter Kabel gelegt werden müssen. Die Installationskosten sind immer die größte Unbekannte, aber auch da kann man pro Ladepunkt durchschnittlich von 2.500,- Euro ausgehen. Wenn ich zwei Ladepunkte installieren möchte, dann sollte ich mit 7.000,- bis 9.000,- Euro rechnen, je nachdem, wie hoch der Aufwand ist. Damit habe ich eine 1A-Technologie, die operativ einfach für den Betrieb ist und eine gute Usability für den Elektroautofahrer bietet.    #00:18:20-7#

Marco: Im Vergleich mit anderen Investitionen erscheinen mir diese Beträge noch moderat und überschaubar für einen Hotelbetrieb.    #00:18:28-3#

Hakan: Absolut. Es gibt auch Lösungen für 1.000,- Euro, aber damit hat man nicht immer das Beste, was es am Markt gibt, denn der entwickelt sich ständig weiter. Vorbildlich ist die Plug & Charge Technologie von Tesla. Wenn ich mit meinem Wagen an die Tesla Ladesäule fahre, kommuniziert die Ladesäule mit meinem Auto. Sie identifiziert, wem das Auto gehört und lädt es auf. Die hinterlegte Kreditkarte wird automatisch belastet. Das ist eine Technologie, die aktuell nur Tesla bietet, aber sie wird in Zukunft auch für andere Marken verfügbar sein. Unsere Ladesäulen sind mit dieser Technologie ausgerüstet. Eine billige Ausführung kann das nicht. Ich muss sie entweder irgendwann austauschen, oder ich muss dem Gast sagen, dass er leider noch an die Rezeption kommen muss. Das wird dem Gast nicht gefallen. Deswegen ist es wichtig, sich mit der Qualität der zu installierenden Technologie auseinanderzusetzen, das Ganze zu verstehen und eine Lösung zu finden, die fit für die Zukunft ist.    #00:19:51-7#

Marco: Das ist neu für mich, gut, dass du es erwähnst. Einen Punkt möchte ich gerne noch ansprechen. Die Lademöglichkeit ist mittlerweile nicht mehr nur ein reiner Service, und die Kunden zahlen ihren Verbrauch direkt an der Säule. Mit welchen Centbeträgen oder Aufschlägen profitiert dann noch der Betrieb, oder ist der Verkauf des Stroms ein reiner Service am Kunden, an dem das Hotel nichts verdient?    #00:20:41-0#

Hakan: Margen sind hier durchaus möglich. Sie sind zwar keine zusätzliche Einnahmequelle wie ein Restaurant oder ein Wellnessbereich, aber da sich die Installation amortisieren soll, kann man Aufschläge berechnen. Aktuell zahle ich an der öffentlichen Ladesäule 0,55 bis 0,60 Euro, kann den Strom aber bereits zu einem Preis von 30 Cent einkaufen. Das heißt, dass ich pro Kilowattstunde ungefähr 25 Cent monetarisieren kann. Das ist nicht wenig Geld. Du hast es angesprochen, es gibt noch immer viele Hotels, die das Angebot von Ladestrom als einen reinen Service ansehen und den Strom kostenlos abgeben. Aber das hat auch eine rechtliche Seite, die berücksichtigt werden muss, denn ich darf die Vorsteuern nicht abziehen, wenn ich den Strom kostenlos abgebe. Unsere Partner sagen uns, dass sie pro Ladesäule Kosten von 3.000,- und 5.000,- Euro im Jahr haben, wenn sie den Strom kostenlos abgeben. Wenn du dich an die Investitionssummen erinnerst, die ich gerade genannt habe, dann hat sich das Ganze sogar noch viel schneller amortisiert, wenn du einen Aufschlag berechnest. Deswegen sollte man den Strom auf keinen Fall kostenlos abgeben, denn wenn ich zur Tankstelle fahre, dann erwarte ich auch nicht, dass ich umsonst tanken kann. Gerade in der jetzigen Zeit, wo die Margen in der Hotellerie nicht wirklich hoch sind, sollte ich diesen Faktor berücksichtigen. Meine Empfehlung lautet deshalb, die Ladesäulen maximal zu monetarisieren.    #00:22:27-9#

Marco: Das ist ein wichtiges Thema. In den Anfangsjahren der E-Mobilität war das ein beliebter Service, weil es noch nicht viele E-Autos gab. Es war ein Angebot, dass sich gut vermarkten ließ. Diese Zeiten sind definitiv vorbei.    #00:22:44-6#

Hakan: Ich bin selbst oft in Österreich unterwegs. In den Anfangsjahren haben Anbieter wie Tesla und Porsche den Hotels kostenlose Ladesäulen aufgestellt. Ihr Ziel war es, in den Hotels eine Ladeinfrastruktur für die eigenen Autos anbieten zu können. Und fürs Hotel war das natürlich ein Benefit, den sie gerne mitgenommen haben. Mittlerweile brauchen die Hotels die Tesla Destination Charger nicht mehr, weil es genügend andere Ladeinfrastrukturen gibt oder man sich auf die Schnelllader konzentriert. Aber es gibt noch ganz viele Hotels, die an dieser Lösung von Tesla oder Porsche festhalten und den Strom kostenlos abgeben. Wenn ich im Jahr 3.000,- bis 5.000,- Euro pro Ladepunkt verschenke, dann summiert sich das zu einem großen Betrag.    #00:23:43-3#

Marco: Da kommt eine stolze Summe zusammen.    #00:23:39-6#

Hakan: Diese Hotels haben den Vorteil, dass die Verkabelung bereits installiert ist. Sie müssen im Grunde nur noch moderne Säulen anbringen und sparen sich dadurch 50 Prozent der Kosten.    #00:24:00-6#

Marco: Hakan, wir sind fast am Ende unseres Gesprächs angelangt. Eine Schlussfrage hätte ich noch. Wenn wir Zuhörer dabei haben, die sich noch nicht mit der Thematik beschäftigt haben, was sind die ersten Fragen, die sie sich stellen sollen? Was schaut ihr euch als Spezialisten als erstes an, um ins Gespräch zu kommen und um zu prüfen, ob eine Ladeinfrastruktur für den Betrieb Sinn ergibt? #00:24:27-9#

Hakan: Die erste Frage lautet, ob genügend Parkplätze zur Verfügung stehen. Wenn ich keine Parkplätze habe, brauche ich mich mit dem Thema erst gar nicht zu beschäftigen. Die meisten Hotels haben natürlich Parkplätze, und dann lauten die ersten beiden Fragen, wie groß der Betrieb ist und wie viele Parkplätze es gibt. Wir haben ein Whitepaper vorbereitet, das man auf unserer Webseite www.wirelane.com herunterladen kann. Alles, was wir jetzt in 20 Minuten besprochen haben, ist dort auf acht Seiten erklärt. Wie viele Parkplätze habe ich, habe ich genügend Strom, und ist mein Netzanschluss überhaupt auf eine Ladeinfrastruktur ausgelegt? Brauche ich vielleicht eine Erweiterung? All diese Dinge muss ich berücksichtigen. Auch das Thema Monetarisierung ist dabei. Über eine Sache haben wir heute noch gar nicht gesprochen, nämlich über das Lastenmanagement, wenn der Stromverbrauch an seine Belastungsgrenze kommt. Dabei geht es um die Situation im Hotel, wenn alle Zimmer belegt sind, die Sauna läuft, das Restaurant voll ist und acht Autos gleichzeitig laden. Was passiert, wenn das meine Stromkapazitäten übersteigt? Unsere Lösung ist eine passende Software. Mit diesen Fragen führen wir die Hotels an die Materie heran, um das Optimum für sie herauszuholen. Als Erstes schicken wir einen Elektriker vorbei, der sich die Infrastruktur vor Ort anschaut und all diese Fragen beantwortet. Und anschließend geht man in die Umsetzung.    #00:26:10-5#

Marco: Dein Whitepaper ist ein gutes Stichwort. Ich werde es gerne in den Show Notes und im dazugehörigen Artikel zu eurer Seite verlinken.    #00:26:19-4#

Hakan: Da kann man alles nachlesen. Das Ganze ist neutral gehalten. Ich freue mich über jeden, der sich von uns beraten lässt, und das Whitepaper bietet eine erste Aufklärung. Das ist mein Anliegen, denn ich möchte, dass sich die Hotelbetriebe einen Anbieter heraussuchen, der ihren Bedürfnissen gerecht wird.    #00:27:00-3#

Marco: Perfekt. Man merkt, dass das Thema ein persönliches Anliegen für dich ist. Es ist wichtig, dass man hinter dem steht, was man versucht, an den Mann oder an die Frau zu bringen.    #00:27:13-7#

Hakan: Die Elektromobilität ist ein Teil des Klimawandels. Du hast erwähnt, dass es Kritiker gibt, die viele Fragen stellen. Aber so ist das auch beim Elektroauto. Elektroauto zu fahren macht richtig Spaß, und ich kann es wirklich sehr empfehlen. In größeren Städten gibt es verschiedene Carsharing-Anbieter. Nutzt diesen Service, testet die Elektroautos, und ihr bekommt ein Gefühl dafür, wie es ist, ein solches Auto zu fahren und die Ladestationen zu nutzen. Das Ganze ist weniger kompliziert, als man glaubt. Es gibt für jeden Autofahrer eine Lösung. Das Elektroauto ist ein besonderes Fahrerlebnis. Auch Kinder lieben es, in Elektroautos zu fahren, denn die meisten sind technisch sehr gut ausgestattet und verfügen über große Displays vor den Rücksitzen. Dadurch kann man auch den Nachwuchs schon an das Thema Nachhaltigkeit heranführen.    #00:28:30-5#

Marco: Der letzte Triggerpunkt war ein ganz wichtiger Hinweis. Hakan, vielen Dank für diese Einblicke und für das Interview.    #00:28:36-9#

Hakan: Ich bedanke mich, Marco.    #00:28:40-9#

Über Hakan Ardic

Hakan Ardic ist ein erfahrener Tourismus- und Mobility-Experte. Seit 2019 forciert er das Thema Elektromobilität in der Hotellerie als Vice President Hospitality & Mobility bei Wirelane. Seit über 20 Jahren im Tourismus verankert, war Ardic nach seinem Tourismus Studium unter anderem als Area Manager DACH bei der Expedia Group und zuletzt als Head of Market Management beim Mobility- und Chauffeurservice-Anbieter Blacklane tätig. Dies war auch gleichzeitig der Einstieg in die Mobility-Branche. Als Strategic Advisor im Bereich Hospitality und Mobility begleitete Ardic außerdem selbstständige Projekte, investiert in Start-Ups und ist Board Mitglied des Green Tourism Camps.

Die Themen Nachhaltigkeit, Umweltschutz, grüne Technologien und alternative Mobilitätslösungen sind für Ardic eng mit der Geburt seines Sohnes – und einer enkeltauglichen Zukunft – verbunden. Funktionieren könne das nur, wenn e-Mobilität für jede*n zugänglich, realisierbar, erschwinglich und praktisch wird. Das zu ermöglichen, daran arbeitet Ardic gemeinsam mit dem Wirelane Team.

Fotocredits: © Anja Behrens

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