Reisetrends 2023

Der Sommer ist kaum vorbei, der Winter noch ein gutes Stück hin und niemand weiß so recht, was in den kommenden Monaten noch auf uns zukommt im Tourismus. Ein Stresstest der Prodinger Tourismusberatung zeigt, dass sich Tourismusbetriebe im kommenden Winter jedenfalls warm anziehen müssen. Doch was kommt danach? Wie wird sich das Reiseverhalten unserer wichtigsten Herkunftsmärkte 2023 verändern?

Für die aktuelle Podcast-Folge zu den Reisetrends 2023 wurden (im Vergleich zu letztem Jahr, wo die Booking-Erhebung im Vordergrund stand) drei Studien und Umfragen herangezogen, die in den letzten Wochen durch die touristischen Medien gegangen sind. Sie stammen von Booking.com, Tourlane und Google und beschäftigen sich alle mit einem Blick auf 2023. Welche Reisetypen bestimmen 2023 die touristische Nachfrage? Ändert sich das Nachfrageverhalten? Und welchen Einfluss haben und hatten Teuerungen und die Corona-Pandemie?

 

 

 

Kreative Neugestaltung des Reisens

Die führende Online-Travel-Agency (OTA) Booking präsentiert jährlich eine große Studie rund um das Reiseverhalten des kommenden Jahres. Um zu verstehen, wie sich das Reisen im Jahr 2023 gestalten wird, hat Booking.com eine umfangreiche Umfrage mit mehr als 24.000 Reisenden aus 32 Ländern und Regionen in Auftrag gegeben und diese mit seiner Expertise als führende digitale Reiseplattform kombiniert. So wurden für 2023 sieben große Trends ausgemacht.

Prepper im Paradies

Reisen im autarken Stil stehen nach Umfrageergebnissen hoch im Kurs. Etwa ein Drittel der deutschen Reisenden wollen auf ihrer Reise wieder das Gefühl der Einfachheit erleben und sind auf der Suche nach einem Urlaub im autarken Stil, um dem Alltag zu entfliehen und um abzuschalten und nur mit dem Notwendigsten auszukommen.

„Autarkes Reisen“ im Jahr 2023 bedeute aber nicht unbedingt, dass es ungemütlich wird. Die allgemeine Auffassung (55 % Zustimmung) ist, dass bei solchen Reisen auf Luxus verzichtet wird, aber es gibt den starken Wunsch, beide Konzepte zu vereinen – denn im Grunde will dann doch wieder kaum wer auf Annehmlichkeiten verzichten: Fast die Hälfte (42%) stellt zudem eine grundsätzliche Bedingung: Eine Telefon- und Internetverbindung am Reiseziel ist unverzichtbar.

Es ist damit zu rechnen, dass immer mehr umweltfreundliche, naturverbundene Unterkünfte entstehen, die den Bedürfnissen von ausgebrannten und nach Einfachheit strebenden Städter entgegenkommen, sowie Unterkünfte, die Gästen dabei helfen, autarker zu sein, indem sie z.B. ihre eigenen Mahlzeiten während ihres Aufenthalts selbst beschaffen und zubereiten. Eine Zunahme von Wildnis-Survival-Schulen, in denen Reisende wichtige Fähigkeiten zur Bewältigung eines katastrophalen Ereignisses erlernen, ist ebenfalls zu erwarten.

Virtuelle Vagabunden

Deutsche Reisende werden bei der Wahl ihrer Reiseziele im echten Leben wagemutiger werden, nachdem sie diese zuerst über ihre Online-Avatare im Metaversum besuchen konnten. Dies ist besonders praktisch für diejenigen, die sich davor scheuen, etwas Neues auszuprobieren, denn 36% sagen, dass sie eher zu Zielen reisen würden, die sie zuvor nicht in Betracht gezogen hätten, nachdem sie diese virtuell erlebt haben.

Obwohl das Metaversum eine neue Art der Reiseerfahrung bieten wird, wird es die Menschen nicht davon abhalten, Tickets für ihr nächstes Reiseziel zu buchen, da rund zwei Drittel (64%) glauben, dass ein virtuelles Erlebnis nicht erfüllend genug ist, um das Reiseziel von der Wunschliste zu streichen.

Genuss außerhalb der Komfortzone

2023 werden deutsche Reisende nach einzigartigen Urlaubszielen suchen. Rund zwei Drittel freuen sich darauf, eine Reise außerhalb ihrer Komfortzone zu erleben und es wird laut Booking einen Zustrom an Nischenerlebnissen geben. Drei von zehn (31%) wollen 2023 gar ein One-Way-Ticket kaufen und auf der Reise ihrem Instinkt folgen, wohin auch immer er sie führt.

Der Glamour der guten alten Zeiten

Eine weitere Erkenntnis der Booking-Umfrage: Menschen wollen Reiseerfahrungen machen, die sie an einfachere Zeiten erinnern. Nostalgische Aufenthalte (83%) stehen damit 2023 ganz oben auf der Wunschliste. Dazu können Besuche von Sehenswürdigkeiten oder Attraktionen aus Retro-Filmen zählen. Reisende Millennials werden die Ersten sein, die die aufkeimenden, im Stil bestimmter Epochen gestalteten Unterkünfte buchen, die sie in eine lieb gewonnene Zeit zurückversetzen. Am ehesten tun sie das mit Familienmitgliedern (54%), wobei Aufenthalte mit generationsübergreifenden Familientreffen 2023 ganz oben auf der Reiseagenda stehen.

Ruhige und reizvolle Reisen

Die Reisen im Jahr 2023 werden Wellness für Körper, Geist und Seele auf die nächsthöhere Stufe befördern, prognostiziert Booking anhand der Umfrageergebnissen. Meditation- und Achtsamkeitsreisen zur Neuausrichtung des Geistes sind bei deutschen Reisenden allzeit beliebt (36%), wobei mehr als ein Drittel (35%) Ruhe an einem stillen Ort finden möchten und ebenso viele (35%) an einer Auszeit interessiert sind, die sich auf ihre mentale oder transformative Gesundheit konzentriert.
Durch die zunehmende Gesprächsbereitschaft in der Öffentlichkeit über sexuelles Wohlbefinden, Lust und Orientierung fühlen sich immer mehr Menschen ermutigt, eine erotische Auszeit einzuplanen (30%). Polyamorie-Aufenthalte, Camps und Resorts, in denen Menschen diskret in bestimmte Fetische und Kinks eintauchen können, werden voraussichtlich auch 2023 Reisende für sich gewinnen können.

Vom Alltagstrott zur großen Geschäftsreise

Im Gegensatz zu Geschäftsreisen vor Corona suchen Mitarbeitende ab 2023 jedoch nach mehr Möglichkeiten, um Teamzusammenhalt außerhalb des Büros aufzubauen. Dadurch ergibt sich laut Booking eine wachsende Nachfrage nach einer Verbindung von Geschäftsreisen mit produktivem Freizeitspaß.

Arbeitgeber werden das Reiseerlebnis daher vermehrt spielerisch gestalten und ihre Mitarbeitenden in eine Welt eintauchen lassen, in der man nur mit Teamwork weiterkommt.

Vorstellbar sind bspw.:

  • Reisen mit Survival-Themen in Luxushütten
  • Bauernhäusern auf dem Land mit gemeinschaftlichem Kochen
  • Abenteueraktivitäten im Freien
  • Krimi-Ausflüge, bei denen Spionageschulungen, Detektivkurse oder die Simulation einer Tatortermittlung
  • Schnitzeljagden für Besichtigungen
  • uvm…

Auch Unternehmen können davon profitieren: Immerhin 42% der deutschen Arbeitskräfte sind der Meinung, dass die Erkundung neuer Orte sie dazu inspiriert, produktiver zu sein.

Sparen, um sich etwas zu gönnen

Vor dem Hintergrund der globalen wirtschaftlichen Unsicherheit werden viele Reisende 2023 mehr darauf achten, wie sie ihr Reisebudget optimal nutzen können. Laut der Umfrage ist Kostenbewusstsein der Schlüsselfaktor: Fast sechs von zehn deutschen Reisenden (57%) richten ihr Augenmerk zwar nach wie vor auf Reisen, wollen aber mehr für ihr Geld bekommen.

Spannend ist, dass Reisenden in diesem Zusammenhang überraschenderweise auch bereit sind, ihre Ausgaben für die Anteile ihrer Reise, die ihnen am wichtigsten sind, zu erhöhen und richtig Geld auszugeben. Über ein Drittel gibt an, dass sie im Urlaub großzügiger als normalerweise Geld ausgeben will, um die nicht unternommenen Reisen in den letzten beiden Jahren auszugleichen.

Tourlane-Umfrage zu den Reisetrends

Tourlane hat (gemeinsam mit Yougov) eine groß angelegte Umfrage (1.056 Teilnehmer) durchgeführt, um die Reisetrends der Deutschen für 2023 herauszufinden. Die Studie zeigt, dass die Mehrheit wieder raus in die Natur oder an die Strände der Welt will. Doch der Wunsch nach Sicherheit und Flexibilität bei der Urlaubsplanung habe sich bei vielen Reisenden etabliert und lege neue Standards für die Reisebranche fest.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

  • 56 Prozent der Befragten sind 2022 bereits verreist; 20 Prozent sind mehr verreist als im Jahr 2021 und 92 Prozent gaben an, dass sie 2023 verreisen werden.
  • 39 Prozent der Befragten entscheiden sich aufgrund der Pandemie für flexible Buchungsbedingungen.
  • Europa ist und bleibt stark im Trend – Deutschland, Frankreich und Italien sind die beliebtesten Reiseziele 2023.
  • Strandurlaub (22 Prozent), aber auch Aktivurlaub (16 Prozent) und Städtereisen (13 Prozent) sind die beliebtesten Reisearten in 2023.
  • Jüngeren Befragten im Alter von 18 bis 24 Jahren ist Nachhaltigkeit am wichtigsten.
  • Mehr Zeit in der Natur verbringen (54 Prozent) – abseits des Massentourismus (41 Prozent) – ist bei Reisenden 2023 am beliebtesten.

Google nennt vier Reisetypen

Auch Google meldete sich natürlich zu Wort und beschreibt, dass Reisen in der heutigen Welt zum Luxus geworden ist. Die auf der WiT Singapore vorgestellte Studie zeigt, dass 75 Prozent der Befragten daran interessiert sind, in naher Zukunft so viel wie möglich zu reisen. Zudem würden je nach Herkunftsmarkt 30 bis 60 Prozent der Menschen derzeit mehr reisen und mehr ausgeben aus als in Zeiten vor der Pandemie. Knapp die Hälfte der Befragten gab darüber hinaus klassische Motivationen an, warum sie reisen: entspannen, abschalten, Stress abbauen.

„Reisen wird als Erholung vom Alltag angesehen – Entspannung und Stressabbau sind die Motivation Nr. 1″.

Die Studie zeigt vier verschiedene Typen von Reisenden:

  • Die Wert-Suchenden (32 Prozent) als preisbewusste Inlandsreisende. Sie möchten mit erwachsenen Freunden und der Familie die Natur erkunden. Entspannung steht im Vordergrund.
  • Urbane Traditionalisten (27%) gelten als eifrige, aber vorsichtige Reisende. Sie möchten für aktiven Urlaub in internationale Städte reisen.
  • Luxustreue Gäste (25 %) sind das treueste Segment und somit auch die wichtigsten Gäste. Sie können dabei helfen, die Marke durch digitales Engagement zu stärken
  • Umweltbewusste Familien (17 %) sind budgetbewusst und präferieren natur- und umweltbewusste Anbieter.

Google Reisetrends Reisetypen Luxus

Weiterführende Links zu den Reisetrends:

*Die von Booking.com in Auftrag gegebene Umfrage „Reisetrends für 2023“ wurde unter einer Stichprobe von Erwachsenen durchgeführt, die in den nächsten 12 bis 24 Monaten eine Geschäfts- oder Urlaubsreise planen. Insgesamt wurden 24.179 Personen aus 32 Ländern und Regionen befragt (darunter 1014 aus Argentinien, 1006 aus Australien, 505 aus Österreich, 504 aus Belgien, 1009 aus Brasilien, 503 aus Kanada, 1009 aus China, 1010 aus Kolumbien, 505 aus Kroatien, 505 aus Dänemark, 1010 aus Frankreich, 1001 aus Deutschland, 500 aus Hongkong, 1005 aus Indien, 504 aus Irland, 504 aus Israel, 1008 aus Italien, 1003 aus Japan, 504 aus Mexiko, 502 aus den Niederlanden, 1007 aus Neuseeland, 1009 aus Portugal, 507 aus Singapur, 1008 aus Südkorea, 1001 aus Spanien, 505 aus Schweden, 508 aus der Schweiz, 500 aus Taiwan, 504 aus Thailand, 1006 aus dem Vereinigten Königreich, 1009 aus den USA und 504 aus Vietnam). Die Teilnehmenden haben im August 2022 eine Online-Umfrage ausgefüllt.

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