Wer steigende Kosten nicht in der Preisgestaltung beachtet, schaufelt sich seine eigenen roten Zahlen!
Im letzten Artikel wurde bereits die Frage gestellt, ob sich das profitable Zeitalter im Tourismus zu Ende neigt… Ergänzend dazu muss man sich aber natürlich intensiv mit seiner Ertrags- und Kostenplanung auseinandersetzen, denn der enorme Kostendruck stellt die Hotellerie schon lange vor Herausforderungen. Neu hinzu kommt eine ständig steigende Inflationsrate, die im Jänner und Februar 2022 bereits jeweils die 5 % überstiegen hat. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten neigen viele Hoteliers dazu, die Raten abzusenken, um den Absatzschwierigkeiten entgegen zu wirken.
Doch wer seine Preisgestaltung strategisch angeht, wird immer auch Kostenentwicklungen und Preisuntergrenze berücksichtigen und die den Daten in seine Zukunftsprognosen einfließen lassen: Preissenkungen gehören so der Vergangenheit an!
Kostenblöcke im Blick haben
Aufgrund der volatilen Zeiten muss man in seinen Forecasts davon ausgehen, dass zumindest mittelfristig einige Kostenblöcke überproportional steigen werden.
- Personalkosten werden in den kommenden Jahren weiter steigen. Der Mitarbeitermangel, unattraktive Arbeitszeiten und das teilweise negativ behaftete Image der Branche tragen ihr Übriges dazu bei.
- Aufgrund der volatilen Zeiten und der derzeit unberechenbaren Entwicklung muss auch bei den Energiepreisen und bei Fremdleistungen wie Reinigung mit stärker steigenden Kosten gerechnet werden.
- Zur Refinanzierung wird es langfristig höhere Steuerbelastungen geben müssen.
Aufgliederung nach Abteilungen und Kosten
Durch eine Unterteilung des Hotels in einzelne Leistungsbereiche, wie Beherbergung, Restaurant, Wellnessabteilung etc., kann jeder Hotelbetrieb monatlich jene Aussagen erhalten, die sich direkt auf die Steuerung der Ertrags- und Kostenlage auswirken können. Einem Rückgang bei der Auslastung kann das Hotel durch zeitgerechtes Handeln mit entsprechenden Maßnahmen entgegenwirken, indem bspw. kurzfristig gezielte Marketingmaßnahmen gesetzt werden. Da die Mitarbeiterkosten in der Regel den größten Kostenblock ausmachen, ist die gezielte Einsatzplanung der Mitarbeiter immens wichtig.
Neubewertung der Preisuntergrenze
Der Betrieb eines Hotels ist in normalen Jahren schon kostenintensiv: Personal, Ausstattung, Strom, Wasser, Gas und zusätzliche Serviceleistungen treiben die Kosten schnell in die Höhe. Gerade deshalb ist es wichtig, die Preisuntergrenze für seinen Betrieb (und im Idealfall für jede einzelne Zimmerkategorie) genau zu kennen und zumindest zu Beginn jedes Wirtschaftsjahres erneut zu berechnen.
Die Preisuntergrenze stellt die Basis dar, um die Verkaufspreise und die gesamte Preisstruktur zu erarbeiten. Unter dieser Grenze sollte ein Hotelier seine Zimmer in der Regel nicht verkaufen, da mit diesem errechneten Durchschnittspreis sowohl die fixen als auch die variablen Kosten komplett gedeckt sind.
- Zu den Fixkosten eines Hotelzimmers zählen unter anderem Energiekosten, Versicherungen und Gebühren, Steuern und Abgaben, Werbung und Marketing, Telefongebühren, Reparatur- und Instandhaltungskosten, etc.
- Die variablen Kosten setzen sich zusammen aus: F&B (Frühstück, Halbpension, a la carte), Reinigung, Personal, Verbrauchstoffe, Energiekosten, Provisionen, etc.
Bei der langfristigen Preisuntergrenze wird davon ausgegangen, dass bei einer bestimmten Belegung pro verkauftem Zimmer sämtliche fixen und variablen Kosten gedeckt sind. Unter diesem Durchschnittspreis sollten Hotelzimmer solange nicht angeboten werden, bis die Break-Even Nächtigung erreicht ist.
Mit professioneller Preisgestaltung den Anschluss wahren
Grundsätzlich geht es beim Revenue Management um die Ertragssteuerung über den Preis. Für eine möglichst optimale Preisstrategie ist es essentiell, sich der internen und externen Einflussfaktoren bewusst zu werden.
Angst vor Preiserhöhungen ist schon in ruhigen Zeiten schwierig durchzustehen, wenn man bedenkt, dass durch die steigenden Mitarbeiterkosten und die Inflation die Erträge automatisch von Jahr zu Jahr schrumpfen. Jetzt, nach der Corona-Pandemie und in Zeiten von steigenden Energie- und Mitarbeiterkosten, wird es endgültig gefährlich. Wenn uns die Corona-Krise eines gelehrt hat, dann, dass das Hauptaugenmerk jetzt umso mehr auf langfristige Ziele gesetzt sein sollte. Schlecht durchdachte kurzfristige Entscheidungen (wie panische Preisreduktionen) können dem Betrieb langfristig schaden. Wer heute seine Preise nicht im Griff hat, wird sich morgen vielleicht schon keine Gedanken mehr darüber machen müssen…