Nachhaltigkeit auf Reisen und im Hotelbetrieb

Reisen hinterlässt einen ökologischen Fußabdruck, allein schon durch den Weg zum Urlaubsort. Dennoch könnte man gerade den Urlaub nutzen, um einen Bezug zur Natur herzustellen. Naturhotels bieten eine wunderbare Gelegenheit, diese Liebe und die Achtsamkeit im Detail zu entdecken und eine Freude an der Natur zu entwickeln. Der Trendreport „Grüner wird’s nicht“ widmet sich genau diesen Themen, denn es geht um die Themen Natur und Nachhaltigkeit in der Hotellerie.

 

Booking-Studie zum nachhaltigen Reisen

Booking.com hat eine Studie zum Thema nachhaltiges Reisen veröffentlicht, die auf Umfrageergebnissen von über 31.000 Reisenden aus 34 Ländern basiert. Die Ergebnisse zeigen, dass 59 % der deutschen Befragten nachhaltiges Reisen als wichtig erachten, es jedoch bei der Reiseplanung und -buchung nicht als Hauptkriterium sehen. Viele fühlen sich durch die ständige Präsenz des Themas Klimawandel überfordert, was zu einer allgemeinen Ermüdung führt. Gleichzeitig besteht jedoch der Wunsch, in den nächsten zwölf Monaten nachhaltiger zu reisen, angetrieben von dem Bestreben, das Richtige zu tun und Schuldgefühle bei weniger nachhaltigen Entscheidungen zu vermeiden.

Es gibt allerdings auch eine gewisse Resignation unter den Reisenden, die glauben, dass bereits entstandene Schäden irreversibel sind und ihre Entscheidungen keine Auswirkungen haben. Einige sehen den Klimawandel nicht als so gravierend an, wie er dargestellt wird, und setzen Nachhaltigkeit nicht als oberste Priorität bei ihren Reiseentscheidungen.

Dennoch erkennen 58 % der deutschen Reisenden ihre Rolle bei der Minderung negativer Auswirkungen ihrer Reisen an und möchten die Orte, die sie besuchen, besser hinterlassen. Es besteht eine Erwartungshaltung an die Zusammenarbeit zwischen Reisenden, Regierungen und Reiseanbietern, um die wirtschaftlichen und umweltbezogenen Herausforderungen des Reisens zu adressieren. Auch die Bedeutung von klarer Kommunikation und einheitlichen Zertifizierungsstandards wird hervorgehoben, um die Identifizierung nachhaltiger Reiseoptionen zu vereinfachen.

Positive Effekte nachhaltigen Reisens

Die Ergebnisse zeigen auch positive Effekte nachhaltigen Reisens: Fast die Hälfte der deutschen Reisenden fühlt sich auf Reisen, die nachhaltige Aspekte berücksichtigen, als beste Version ihrer selbst und lässt sich von nachhaltigen Maßnahmen inspirieren, auch im Alltag umweltbewusster zu handeln.

Die Studie unterstreicht dadurch die Notwendigkeit, das Thema nachhaltiges Reisen in der Tourismusbranche weiter voranzutreiben. Trotz der Herausforderungen und einer gewissen Resignation gibt es eine deutliche Bereitschaft unter Reisenden, positive Veränderungen herbeizuführen. Reiseanbieter und Hoteliers sollten daher:

  1. Aufklärung und Bildung intensivieren: Um Mythen zu entkräften und das Bewusstsein für die tatsächlichen Auswirkungen von Reiseentscheidungen zu stärken.
  2. Einheitliche Standards fördern: Damit Reisende leichter nachhaltige Optionen identifizieren und verstehen können (dies ist ein Punkt, den Booking selbst versucht voran zu treiben)
  3. Nachhaltige Praktiken klar kommunizieren: Eine transparente Darstellung, was Nachhaltigkeit in der Praxis bedeutet, kann Reisende motivieren, bewusstere Entscheidungen zu treffen.
  4. Partnerschaften zwischen Sektoren fördern: Zusammenarbeit mit Regierungen und lokalen Gemeinschaften, um breit angelegte Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu implementieren, die über den Tourismus hinausgehen.

Indem die Tourismusbranche aktiv auf diese Empfehlungen eingeht, kann sie dazu beitragen, das Engagement für nachhaltiges Reisen zu stärken und sowohl für Reisende als auch für die besuchten Gemeinschaften positive Auswirkungen zu erzielen.

Die Messung der Nachhaltigkeit im Hotelbetrieb

Nachhaltigkeitsaspekte im Hotelbetrieb gewinnen also für einen Großteil der Gäste zunehmend an Bedeutung. Für Hoteliers auch insbesondere im Kontext von Förderungen und Kreditvergaben. Zukünftig werden Nachhaltigkeitsberichte, die sogenannten ESG-Berichte (Environment, Social, Governance), eine zentrale Rolle spielen. Diese Berichte messen, wie Hotels Umweltschutz praktizieren, sich sozial verantwortlich verhalten und ihre Unternehmensführung gestalten.

Für neue Hotelbauten sind diese Aspekte bereits ein wesentlicher Teil des Berichtswesens, und bestehende Hotels müssen ebenfalls ESG-Kriterien einhalten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Banken und Förderinstitutionen verlangen solche Nachweise, da sie zunehmend bei der Bewertung von Kreditwürdigkeit und bei Investitionsentscheidungen berücksichtigt werden. Hotels, die diese Standards nicht erfüllen, riskieren, als „Stranded Assets“ mit Wertverlust angesehen zu werden.

Darüber hinaus werden ESG-Kriterien durch europäisches Recht verstärkt in Kreditbewertungen einfließen. Für Hoteliers bedeutet dies, dass sie nachhaltige Praktiken wie Energieeffizienz, Abfallreduzierung und faire Arbeitsbedingungen intensivieren müssen. Dies ist nicht nur für die Finanzierung wichtig, sondern auch, um den steigenden ökologischen Anforderungen der Gäste und potenzieller Mitarbeiter gerecht zu werden.

In diesem Kontext werden bestimmte ESG-Kennzahlen eine wichtige Rolle spielen, um die Nachhaltigkeit eines Hotels zu messen. Diese umfassen Initiativen zu Energieeffizienz, sozialen Unternehmensrichtlinien und der Integration des Betriebes in lokale Gemeinschaften. Die Implementierung und ständige Verbesserung dieser Praktiken sind entscheidend, um in der sich wandelnden Tourismusbranche erfolgreich zu sein.

Prodinger-Artikel: Die Messung der Nachhaltigkeit

Fakten zu ESG

Aufgrund der sich verschärfenden Klimakrise liegt das Hauptaugenmerk für Unternehmen aktuell auf dem „E“, der Umwelt. Die Europäische Kommission reagiert mit zahlreichen Initiativen auf diese globalen Herausforderungen, unter anderem mit verschiedenen ESG-Gesetzen:

  • EU Green Deal: umfassendes Maßnahmenpaket unter anderem für die Bereiche Land- und Forstwirtschaft, Verkehr, Energieversorgung, Handel, Industrie und Finanzen. Der Green Deal hat ein klimaneutrales Europa bis 2050 zum Ziel.
  • Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD): beschreibt die Pflicht von Unternehmen, ein ESG -Reporting zu erstellen. Neben der Intensivierung der Berichtspflicht werden eine größere Transparenz und Vergleichbarkeit sowie eine digitale Dokumentation eingefordert.
  • Sustainable Finance Disclosure Regulation: regelt für Banken die Integration von Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen in ihren Investmententscheidungen und -empfehlungen. Gemäß diesen Vorgaben müssen Finanzmarktteilnehmer und Förderbanken für mehr Transparenz bei ESG-Themen sorgen und ausführlich über Nachhaltigkeitsfragen berichten.
  • EU-Taxonomie: regulatorisches Klassifizierungssystem für nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten. Sie zielt vor allem auch auf die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen ab. Unternehmen, deren Umsätze nicht aus nachhaltigen Aktivitäten resultieren, müssen sich auf steigende Finanzierungskosten einstellen.

Methodik

Von Booking.com in Auftrag gegebene und unabhängig durchgeführte Umfrage mit einer Stichprobe von 31.550 Teilnehmenden aus 34 Ländern und Regionen (1.000 aus den USA, 1.000 aus Kanada, 1.000 aus Mexiko, 1.000 aus Kolumbien, 1.000 aus Brasilien, 1.000 aus Argentinien, 1.000 aus Australien, 500 aus Neuseeland, 1.000 aus Spanien, 1.000 aus Italien, 1.000 aus Frankreich, 500 aus der Schweiz, 1.000 aus dem Vereinigten Königreich, 1.000 aus Irland, 1.000 aus Deutschland, 1.000 aus den Niederlanden, 1.000 aus Belgien, 1.000 aus Dänemark, 1.000 aus Schweden, 950 aus Kroatien, 500 aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, 1.000 aus Indien, 1.000 aus China, 800 aus Hongkong, 1.000 aus Thailand, 1.000 aus Singapur, 1.000 aus Taiwan, 1.000 aus Vietnam, 1.000 aus Indonesien, 1.000 aus den Philippinen, 1.000 aus Südkorea, 1.000 aus Japan, 1.000 aus Südafrika und 300 aus Kenia). Teilnehmende an dieser Umfrage mussten mindestens 18 Jahre alt sein, in den letzten 12 Monaten mindestens einmal gereist sein und müssen 2023 verreisen wollen, wobei sie bei der Reise entweder der Entscheidungsträger oder an der Entscheidung beteiligt gewesen sein mussten oder müssen. Die Umfrage fand im Februar 2024 online statt.

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