Fitness-Check 2024: Chancen und Herausforderungen der österreichischen Hotellerie
Die Österreichische Hotel- und Tourismusbank (OeHT), Prodinger Tourismusberatung und Kohl > Partner haben den „Fitness-Check 2024“ veröffentlicht, einen der umfangreichsten Benchmarkberichte für die Ferienhotellerie in Österreich. Auf Basis von Daten aus rund 800 Betrieben analysiert dieser Bericht Trends, Herausforderungen und Strategien für die Zukunft. Der Fokus liegt auf wirtschaftlicher Performance, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit, die unter den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen für Betriebe essenziell sind. Im Folgenden werfen wir einen detaillierten Blick auf die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen.
Positive Trends: Saisonverlängerung stärkt Auslastung
Die Ferienhotellerie konnte ihre Position als Ganzjahresdestination stärken. Die Daten zeigen einen Anstieg der Vollbelegstage (VBT), was die Effizienz der Betriebe verbessert:
- 3-Sterne-Hotels: +9,3 % auf 164 VBT
- 4-Sterne-Hotels: +9,1 % auf 179 VBT
- 4S- und 5-Sterne-Hotels: +9,3 % auf 200 VBT
Diese Entwicklungen unterstreichen die wachsende Anpassungsfähigkeit der Hoteliers und den Erfolg von Maßnahmen wie einer gezielten Saisonverlängerung und diversifizierter Angebotsgestaltung.
Sinkende Betriebsergebnisse trotz höherer Auslastung
Trotz der positiven Auslastungszahlen sind die operativen Gewinne (Gross Operating Profit, GOP) rückläufig. Die Hauptursachen dafür sind steigende Mitarbeiter- und Energiekosten, die die Margen erheblich belasten:
- 3-Sterne-Hotels: GOP-Rückgang um 0,55 Prozentpunkte auf 22,64 %
- 4-Sterne-Hotels: Rückgang um 2,48 Prozentpunkte auf 21,20 %
- 4S- und 5-Sterne-Hotels: Rückgang um 2,63 Prozentpunkte auf 23,39 %
Ein klarer Handlungsauftrag ergibt sich aus diesen Zahlen: Kostenmanagement und Effizienzsteigerungen müssen im Fokus der strategischen Weiterentwicklung stehen.
Kostentreiber Mitarbeiter und Energie
Die steigenden Mitarbeiterkosten pro Vollzeitäquivalent sind ein zentrales Thema. Im Jahr 2023 stiegen sie besonders deutlich:
- 3-Sterne-Hotels: +14,2 % auf durchschnittlich 43.127 EUR
- 4-Sterne-Hotels: +18,4 % auf 45.086 EUR
- 4S- und 5-Sterne-Hotels: +8,5 % auf 47.012 EUR
Parallel dazu verzeichneten die Energiekosten pro Zimmer Rekordwerte:
- 3-Sterne-Hotels: +49 % auf 2.325 EUR
- 4-Sterne-Hotels: +56 % auf 3.097 EUR
- 4S- und 5-Sterne-Hotels: +41 % auf 4.749 EUR
Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Hotellerie innovative Ansätze zur Kostensenkung und Energieeffizienz benötigt.
Nachhaltigkeit: Ein strategischer Vorteil
Nachhaltigkeit wird immer mehr zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Der „Fitness-Check 2024“ enthält erstmals ESG-Daten (Environment, Social, Governance), die aufzeigen, wie Hotels durch nachhaltige Praktiken ihre Attraktivität und Effizienz steigern können:
- Erneuerbare Energien: Über 50 % der 4-Sterne-Betriebe setzen auf nachhaltige Heizsysteme wie Biomasse oder Wärmepumpen.
- Wasserverbrauch: 0,36 m³ pro Nächtigung (4S- und 5-Sterne)
- Abfall: 0,94 kg pro Nächtigung (4S- und 5-Sterne)
- Weibliche Führungskräfte: Fast 60 % der Führungspositionen sind von Frauen besetzt.
Der ESG-Fokus hilft nicht nur bei der Kostenreduktion, sondern stärkt auch das Image und die Resilienz der Hotels. Nachhaltigkeitszertifikate könnten in Zukunft eine Rolle bei der Kreditvergabe spielen, was Hoteliers weitere Anreize bietet, in diesen Bereich zu investieren.
Handlungsempfehlungen für Hoteliers
Um langfristig erfolgreich zu sein, sollten sich Betriebe auf folgende Maßnahmen konzentrieren:
- Prozesse und Kostenstruktur optimieren: Die Einführung innovativer Ansätze und konsequenter Effizienzsteigerungen wird entscheidend sein.
- Mitarbeiterbindung stärken: Investitionen in Schulungen, Wohnen und zusätzliche Benefits verbessern die Wettbewerbsfähigkeit.
- Nachhaltigkeit ausbauen: Die Integration von umweltfreundlichen Maßnahmen reduziert langfristig die Betriebskosten und stärkt das Image der Betriebe.
- Internationalisierung vorantreiben: Eine diversifizierte Gästestruktur unterstützt die Wettbewerbsfähigkeit, Preisgestaltung und Resilienz.
Fitness-Check 2024: Fazit und Zusammenfassung
Der Fitness-Check 2024 zeichnet ein klares Bild: Die österreichische Hotellerie steht trotz stabiler Nachfrage vor erheblichen strukturellen Herausforderungen. Während Auslastung und Preise gestiegen sind, konnten die Betriebsergebnisse nicht im selben Maße wachsen. Die Branche sieht sich mit drastisch steigenden Kosten – insbesondere im Bereich Mitarbeiter und Energie – konfrontiert, die die Margen erheblich belasten. Gleichzeitig zeigt sich jedoch, dass gezielte Maßnahmen in Prozessoptimierung, Nachhaltigkeit und Internationalisierung vielversprechende Lösungsansätze bieten.
Zentrale Erkenntnisse im Überblick:
- Sinkende Betriebsergebnisse: Trotz positiver Preisdurchsetzung und gestiegener Auslastung können die gestiegenen Kosten nicht vollständig aufgefangen werden. Strukturelle Probleme machen Effizienzsteigerungen in Abläufen und Kostenmanagement unverzichtbar.
- Kostenexplosion: Mitarbeiterkosten pro Vollzeitäquivalent sind um bis zu 18,4 % gestiegen, während Energiekosten Rekordwerte erreicht haben. Diese Belastungen gefährden die Rentabilität der Betriebe.
- Internationale Gäste als Chance: Eine diversifizierte Gästestruktur – wie sie in der Schweiz erfolgreich umgesetzt wird – bietet Potenzial, um die Preissensibilität im Inland auszugleichen.
- Nachhaltigkeit als strategischer Vorteil: Mit über 50 % erneuerbarer Energie in 4-Sterne-Betrieben und 57 % Frauen in Führungspositionen zeigt sich die Hotellerie als Vorreiter in den Bereichen Umwelt und Diversität.
- Regionale Wertschöpfung: 70 % der Lieferanten stammen aus einem Umkreis von 100 km, was die Rolle der Hotellerie als Motor der regionalen Wirtschaft unterstreicht.
- 3-Sterne-Betriebe als Gewinner: Mit dem höchsten Umsatzzuwachs und dem geringsten Rückgang im GOP bewältigte diese Kategorie die Herausforderungen am besten.
Mit einer klaren Strategie und entschlossenem Handeln können österreichische Hoteliers die aktuellen Herausforderungen nicht nur meistern, sondern gestärkt aus dieser Phase hervorgehen. Jetzt ist die Zeit, um den Wandel aktiv zu gestalten und die Zukunftsfähigkeit der Branche zu sichern!
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