Herausforderung Mobilität: Die letzte Meile

Nach Österreich reisen 76 Prozent der Gäste mit dem Auto und nur 7 Prozent mit der Bahn. Im Bahnland Schweiz nehmen immerhin 21 Prozent den Zug. Wie kann man den Prozentsatz erhöhen? Knackpunkt ist die letzte Meile, also der Weg vom Bahnhof zum Hotel.

Die größten Mobilitäts-Herausforderungen für Ferienhotels beziehen sich also auf die An- und Abreise der Gäste. Dazu gehören:

  1. Verkehrsüberlastung: Ferienhotels können oft an beliebten touristischen Zielen liegen, was zu Verkehrsüberlastung und Verzögerungen führen kann.
  2. Parkplatzmangel: Ein begrenzter Parkraum kann dazu führen, dass Gäste Schwierigkeiten haben, ihr Fahrzeug abzustellen.
  3. Transportprobleme: Gäste können Schwierigkeiten haben, das Hotel zu erreichen, insbesondere wenn es in ländlichen Gebieten oder abgelegenen Orten liegt.
  4. Flughafen- und Bahnverbindungen: Eine schlechte Anbindung an Flughäfen oder Bahnhöfe kann ein Problem sein, wenn Gäste öffentlich und mitunter aus der Ferne anreisen.
  5. Kosten: Gäste können sich über die Kosten für Taxis, Mietwagen oder öffentliche Verkehrsmittel beschweren, insbesondere wenn sie in der Nähe des Hotels keine günstigeren Alternativen finden.

 

 

 

 

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, müssen sich vor allem Ferienhotels Gedanken machen, wie die Gäste auf einfache und bequeme Weise zum Hotel gebracht werden können.

Denn sollte die Anreise per Zug gelingen (und zu einem wettbewerbsfähigen Preis möglich sein!), dann entscheidet die sprichwörtliche letzte Meile: Wie komme ich als Gast vom Bahnhof zum Hotel? Öffentlicher Verkehr ist in vielen ländlichen Destinationen, wenn vorhanden, dann nur spärlich getaktet und für Fremde undurchschaubar. Hier ist umfassende und einfach gestaltete Information notwendig: Am besten sollte der Gast schon bei der Buchung  darüber informiert werden, wie er öffentlich bis zum Hotel anreisen kann. Ideal wären hier Apps, die wie in manchen Großstädten den Öffentlichen Nahverkehr abbilden und buchbar machen (Das kann Google  übrigens noch nicht). Taxis gibt es oft auch nicht oder wenn, dann nur in beschränkter Zahl.

Abhilfe schaffen bislang hauptsächlich Shuttledienste, die entweder vom betreffenden Hotel selbst durchgeführt werden, oder manchmal auch mit Kollegen oder gar von der ganzen Region organisiert werden (positive Beispiele gibt es hier vor allem auch in Kärnten). Das Problem: Das stellt einen zusätzlichen Service dar, der sich im Grunde nie rechnet und für den Hotelier einen großen Aufwand bedeutet. In der Hauptsaison muss dafür mindestens eine Person abgestellt werden und selbst dann kann es zu längeren Wartezeiten für den Gast kommen.

Mobilitätsplan 2030

Der Mobilitätsmasterplan 2030 des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie verfolgt die Strategie „Vermeiden, Verlagern, Verbessern“. Dazu gehört ganz zentral eine verbesserte Vernetzung verschiedener Verkehrsträger. Den Regionen hilft das Programm klimaaktiv mobil. Es dient zur Beratung, Förderung, Bewusstseinsbildung und zur Aus- und Weiterbildung. Es werden auch Modellregionen für nachhaltigen Verkehr ausgeschrieben. Seit 2022 können auch Destinationen und nicht nur Betriebe das österreichische Umweltzeichen bekommen – nachhaltige Verkehrslösungen sind ein essenzielles Element für eine Zertifikation.

Markus Mailer, Verkehrsexperte an der Uni Innsbruck, warnt: „29 Prozent aller Emissionen weltweit kommen aus dem Verkehr. In Österreich liegt der Anteil sogar noch höher. Und es sieht aus, als würde er sich bis 2050 noch verdoppeln. Selbst wenn wir von einem ambitionierten Szenario ausgehen, werden wir ihn höchstens stabil halten können. Damit können wir die ausgerufene Klimaneutraliätät 2040 vergessen.

Verkehrswende

Er (und nicht nur er) fordert eine „Verkehrswende“, die aus einer Mobilitätswende und einer Energiewende im Verkehr zusammengesetzt ist. „Wir müssen generell den Energieverbrauch um 50% senken und den Anteil der Energie aus erneuerbaren Quellen um 30% erhöhen. Im Verkehr müssen wir den Energieverbrauch sogar um 70% senken.“ Und da ist ein hoher Energiefresser der touristische An- und Abreiseverkehr.

Das bedeutet: Photovoltaik massiv ausbauen, auf jedes geeignete Dach eine Solaranlage. Und bei der An- und Abreise eine Verhaltensänderung durchsetzen. Um das zu erreichen braucht es 1. Motivation, 2. Fähigkeit, 3. Gelegenheit. Wenn alle drei Faktoren vorhanden und mehrfach vom Gast erfolgreich genutzt werden konnten, kommt es vielleicht zu einer dauerhaften Verhaltensänderung. Wenn aber das Buchen eines Schlafwagenabteils oder auch nur eines Liegeplatzes im Nightjet bereits Monate vor Reiseantritt scheitert, weil nicht verfügbar, bleibt das Projekt Verhaltensänderung schon in den Startlöchern stecken.

MaaS (Mobility as a service)

Für eine Verkehrswende braucht es Elektrifizierung, Digitalisierung, Sharing und Automatisierung. Gut, Letzteres noch nicht, aber das wird kommen: fahrerlose Kleinbusse für den Ortsverkehr. Solche Angebote nennt man in der Wissenschaft Mobility as a Service (MaaS). Und die kann ganz hervorrragend im Tourismus eingesetzt werden.

Die Entwicklungen der großen Trendfelder sprechen dafür, dass solche Angebote immer wichtiger und auch genutzt werden: Die Zahl der Autobesitzer bzw. der Führerscheinbesitzer in den Ballungsräumen geht seit Jahren zurück. Die Menschen können immer besser mit digitalen Hilfsmitteln wie einer App umgehen – sie setzen so ein Angebot sogar als selbstverständlich voraus.
Die Zukunft gehört allen integrierten, innovativen Mobilitätslösungen wie Easytravel im Ötztal: ein Gepäcktransport. Der ist Teil des ULTIMOB-Projektes im Ötztal. Im Rahmen dieses laufenden Projektes finden in Form von Pilottests und Demonstrationen Anwendungen, Umsetzungsvorbereitungen und Skalierungen innovativer Personenmobilitätslösungen statt. Weitere Pilotregionen sind Graz Umgebung, der Großraum Salzburg und das Tullnerfeld.

Das Problem bei all diesen Angeboten: Man muss wissen, dass es das überhaupt gibt. Vor allem Ortsfremde müssen darüber informiert werden. Und es wäre wünschenswert, wenn für solche Projekte destinationsübergreifend zusammengearbeitet werden würde. Was aber selten der Fall ist, weil sich jede Region selbst profilieren möchte. Vorbild ist hier Südtirol, da gibt es so etwas regionenübergreifend.

Folgende Punkte sollten jedenfalls beachtet werden, um eine einfache Anreise für seine Gäste zu gewährleisten:

  1. Verfügbarkeit und gut sichtbare Informationen über Transportmöglichkeiten wie Bahn oder Bus.
  2. Angebot von Transferdiensten vom Flughafen oder Bahnhof zum Hotel.
  3. Genaue Wegbeschreibungen und Kontaktdaten für den Notfall.
  4. Angebot von Parkmöglichkeiten in der Nähe des Hotels.
  5. Zusammenarbeit mit nahegelegenen Verleihfirmen für Fahrräder oder Autos.
  6. Informationen über den Öffentlichen Personennahverkehr
  7. Idealerweise e-Ladestationen

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