Die touristische Nachfrage wird sich entsprechend dem demografischen Wandel entscheidend verändern. Diese Erkenntnis sollte man nie aus den Augen verlieren. Neue passende Angebote für Best-Ager müssen daher sorgfältig geplant und entwickelt werden. So stellt sich beispielsweise die Frage: Wer wird in Zukunft überhaupt noch touristische Angebote konsumieren, oder: wie schauen „Lebensabschnittsunterkünfte“ aus?
Best-Ager suchen nicht nur etwa „betreutes Wohnen“ oder Seniorenheime, sondern den Komfort eines Hotels. Das Wort „Senior“ sollte eigentlich gar nicht mehr vorkommen.
Die Covid-19 Pandemie zeigt uns, dass es wichtig ist, Best-Ager zu schützen. Denn nur mit der Weisheit der Alten können wir komplexe Herausforderungen – und genau das ist die derzeitige Krise – bewältigen. Allein mit der Kraft der Jugend gelänge dies nicht.
„Pro-Aging“-Welle als Erkenntnisgewinn der Baby Boomer
Wir haben erlebt, dass eine ganze Generation (die „Baby Boomer“) das „Nicht-alt-werden-Wollen“ zur Prämisse gemacht hat.
Silikon, Botox und Co hatten diese Zeit geprägt. Baby Boomer orientierten sich „vermeintlich“ an den genannten Attributen, um dem Alter zu entkommen. Aber genau diese Generation erreicht jetzt das Pensionsalter! Die neuen Alten stellen sozusagen eine Gegenbewegung dar, die das „Pro-Aging“, also den Reife-, Entwicklungs- und Entfaltungsprozess des Lebens unterstützt und bejaht.
Best-Ager verfolgen neue Urlaubsmotive. Werte wie physische und mentale Fitness, Vitalität, Aktivität und ein gesunder Lebensstil werden ausgelebt. Es sind Gästegruppen, die mit großer Neugier auf sich selbst und die Welt schauen. Sie verfolgen vielfältige Interessen und Ansprüche und sind natürlich mit entsprechender Kaufkraft ausgestattet
Auch ihr (Konsum-)Verhalten und ihre Interessen weichen von dem ab, was wir traditionell über die „Alten“ wissen. Die neuen Generationen sind anspruchsvolle, aktive und auch abenteuerlustige Gruppen, die sich selber als mitten im Leben stehend sehen, und nicht in der Schlussphase ihres Lebens. Die Menschen dieser Altersgruppe haben mit ihrem Leben keinesfalls abgeschlossen. Sie sehen im „Pro-Aging“ eine neue Strömung, in der das Alter nicht als Drohkulisse auftaucht. Dieser Trend wird damit ein Gegenpol zum juvenilen Gesundheitswahn.
Pro-Aging steht für eine positive Wahrnehmung der Entwicklungs-, Entfaltungs- und Reifeprozesse unseres Lebens in der fortgeschrittenen Lebensphase. Diese neue Einstellung zum Phänomen „Alter“ und „altern“ pocht nicht darauf, dass Menschen sich zwanghaft für jung halten und fühlen und auch so aussehen müssen.
Demografischer Wandel – Herausforderungen
Der Anteil der über 67-Jährigen wird zwischen 2020 und 2030 höher sein als der Anteil der unter 25-Jährigen. Somit kommt es zu einer Verschiebung der Kräfteverhältnisse. Die 50plus Generation wächst so stark wie keine andere Bevölkerungsgruppe, ist also ein wichtiger Wachstumsmarkt. Weniger als 16 Prozent der Österreicher waren im Jahr 1950 älter als 60. Heutzutage liegt der Anteil der über 60-Jährigen schon bei 25 Prozent. Das entspricht mehr als zwei Millionen Bürgern. Im Jahr 2030 werden in Österreich rund 44 Prozent der Bevölkerung über 50 Jahre alt sein. Aber auch in den anderen Industriestaaten werden im Jahr 2060 rund 150 Millionen über 60 sein – knapp jeder dritte Europäer! Der „silberne Markt“ ist der Zukunftsmarkt.
Zugleich steigt parallel zur gesteigerten Lebenserwartung auch das subjektive Gesundheitsgefühl, insbesondere in den höheren Lebensjahren. Dabei wird das Mehr an Lebensjahren künftig auch ein Mehr an gesund verbrachten Lebensjahren mit sich bringen!
Der Lebensstil älterer Menschen und die Einstellung gegenüber dem Alter ändern sich.
Die Gruppe der Baby Boomer wächst immer schneller dank geburtenstarker Jahrgänge, dank eines gesunden Lebensstils und moderner medizinischer Versorgung.
Fazit: Die über 60-Jährigen sind äußerst heterogen und stehen noch mitten im Leben. Sie fühlen sich jünger als es ihr Geburtsdatum behauptet. Nicht selten fangen manche Menschen in diesem Alter noch einmal einen komplett neuen Lebensabschnitt an, beginnen sogar ein Studium an der Universität oder nehmen sich endlich Zeit, besonderen Interessen nachzugeben. Sie lernen beispielsweise, wie man Bilder malt, segelt oder chinesisch kocht.
Der demografische Wandel lässt sich nicht leugnen: 2035 werden etwa 13 Millionen Menschen in Deutschland älter sein als 70 Jahre. Das ist rund ein Drittel mehr als heute. Der Anteil jener über 80 Jahre wächst bis zu diesem Zeitpunkt sogar um 50 Prozent. Danach legt das Tempo der gesellschaftlichen Alterung sogar noch zu.
Daher: Best Ager sind als Zielgruppe absolut ernst zu nehmen. Sie sind zahlungskräftig, abenteuerlustig und haben Zeit!