Laut dem jährlichen Tourismusbarometer von Deloitte und ÖHV (Österreichische Hoteliervereinigung) zeigt sich eine verbesserte Stimmungslage im österreichischen Tourismus. Dennoch belasten steigende Kosten die Branche. Neun von zehn Befragten geben an, negative Auswirkungen durch Preiserhöhungen zu spüren.
Betont wird die Notwendigkeit von Maßnahmen seitens der Politik, um den Preisdruck zu verringern und die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu erhalten. Obwohl die Energiekosten-Unterstützungen hilfreich sind, sind weitere Maßnahmen erforderlich.
Generell wird ein Aufschwung im Tourismus in ganz Österreich festgestellt. Die Mehrheit der Befragten zeigt sich mit der wirtschaftlichen Entwicklung in ihrem Bundesland zufrieden. Besonders der Städtetourismus läuft gut, und Wien ist im Vergleich zu anderen Bundesländern besonders optimistisch hinsichtlich des Umsatzwachstums im aktuellen Geschäftsjahr.
Der Arbeitskräftemangel bleibt weiterhin ein Thema, aber die Branche findet scheinbar (entgegen dem allgemeinen und medial Tenor) Lösungen. Die Mitarbeitersuche gestaltet sich zwar für 87 % der Betriebe genauso schwierig oder sogar schwieriger als zuvor, aber insgesamt zeigt das verstärkte Personalmanagement der Betriebe positive Auswirkungen. Im Vergleich zu 2021 sind weniger Betriebe (58 % gegenüber 80 %) wirtschaftlich negativ von der Arbeitsmarktsituation betroffen.
Die Finanzierungslage hat sich verschärft, da 58 % der Tourismusunternehmen Schwierigkeiten haben, Kreditfinanzierungen zu erhalten. Investitionen für das Jahr 2023 werden von 36 % der Unternehmen reduziert. Darüber hinaus werden sich die Kreditvergabekriterien voraussichtlich in den nächsten fünf Jahren ändern, da die meisten Banken gemäß einer neuen EU-Richtlinie über Nachhaltigkeit, soziale Aspekte und Unternehmensführung berichten müssen.
Für Tourismusbetriebe könnte dies bedeuten, dass Investitionsvorhaben, die als nicht nachhaltig eingestuft werden, schwerer umsetzbar sind. Die Branche hat jedoch bereits erste Schritte in Richtung Nachhaltigkeit unternommen, da 96 % der Befragten Nachhaltigkeitsmaßnahmen ergriffen haben. Es ist jedoch auch wichtig, sozialbewusstes Handeln und Unternehmensführung stärker in den Fokus zu rücken.
Tourismusbarometer-Fazit
Die Hotellerie erlebt eine Erholung der Nachfrage und ist optimistisch für die nahe Zukunft. Obwohl sie bereits mit Herausforderungen wie begrenzter Verfügbarkeit von Personal konfrontiert wurde, haben die Unternehmen Strategien entwickelt, um erfolgreich weiterzuarbeiten. Dieses Problem wird auch auf absehbare Zeit nicht gelöst werden können. Es sind daher weitere Maßnahmen erforderlich, um den Tourismus als Arbeitsfeld attraktiver zu gestalten. Dadurch können einheimische Mitarbeiter gewonnen und qualifizierte ausländische Arbeitskräfte angeworben werden. Die Themen Kostenbelastung und Finanzierbarkeit werden zwar teilweise politisch angegangen, aber es steht uns definitiv noch eine schwierige Zeit bevor, bis die Unterstützungsmaßnahmen greifen. Ebenfalls wird es wichtig sein, in den nächsten Jahren die Umsetzung des EU-Green-Deals im Auge zu behalten. Jedes Hotel, das Kredite aufnimmt, wird davon betroffen sein und in naher Zukunft nachweisen müssen, dass es umweltfreundlich und sozialverträglich handelt.
Alle Infos zum Tourismusbarometer und die Analyse zum Download gibt es unter www.oehv.at
Im Rahmen der Studie haben im April und Mai 2023 insgesamt 232 Unternehmen österreichweit ihre Einschätzung und Meinung zu aktuellen Entwicklungen und Trends geteilt. Die Befragung umfasst die Kernbereiche:
- Wirtschaftliche Lage des Tourismus
- Regionales Umfeld und betriebliche Rahmenbedingungen
- Geschäftsentwicklung
- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
- Investition und Finanzierung