Rückblick auf den ÖHV-Kongress 2023

70 Jahre ist die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) jung und der diesjährige Kongress in Salzburg war bereits der 31. seiner Art. Seit Jahren ist der Branchenevent des Jahres ein Fixpunkt im Terminkalender. Und auch dieses Jahr wurden die Besucherinnen und Besucher nicht enttäuscht.

In der aktuellen Podcast-Folge darf ich meine Eindrücke und Learnings aus zweieinhalb Kongresstagen mit euch teilen.

 

 

 

5 Gründe für Optimismus

Susanne Kraus-Winkler (Österreichs Staatssekretärin für Tourismus im Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft) legt ihr Tourismusstaatssekretariat nach Eigendefinition durchaus praktisch an. In ihrem Vortrag hat sie nicht nur einen Abriss darüber gegeben, was sich in den letzten Monaten getan hat, sondern als motivierende Botschaft auch fünf Gründe für Optimismus mitgebracht:

  1. Die Reiselust ist ungebrochen!
  2. Österreich ist eine traditionell gewachsene Urlaubsmarke mit hoher Qualität.
  3. Tourismus ist keine Fluchtbranche; siehe offene Stellen bei gleichzeitiger Höchstbeschäftigung. Neue Arbeitszeitmodelle sind gefragt. Handlungsfelder ergeben sich in drei Ebenen:
    • Betriebsebene
    • Ausbildung
    • Politik
  4. Nachhaltigkeit
  5. Digitalisierung

So schaffen wir das!

„So schaffen wir das!“ lautet der Titel eines Buches von Othmar Karas, dem Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments. In seinem Vortrag berichtete er von den europäischen Entwicklungen rund um Arbeitsmarkt und Energiekrise und stellte fest, dass die Länder der EU in den letzten Jahren versagt haben.

Einen positiven Ausblick gibt es im Hinblick auf das EU-Dashboard, in dem bis zu 15 EU-Fördertöpfe für den Tourismus veröffentlicht werden.

Sein Zauberwort für eine erfolgreiche Zukunft wurde eine Abfolge aus vier Begriffen:

  1. Zusammenarbeit
  2. Offenheit
  3. Fairness
  4. Mut

Der wirtschaftliche Ausblick

Wir müssen uns immer wieder vor Augen führen, dass die aktuelle Lage definitiv nicht vergleichbar ist mit Rezessionsphasen wie etwa nach dem zweiten Weltkrieg. Die Wirtschaftsentwicklung insgesamt bewegt sich in einem stagnativen Umfeld. Bei gleichzeitig hoher Inflation spricht man daher von einer Stagflation. Die Inflationsdynamik ist auch weiterhin sehr stark, die Preissteigerungen schlagen allein wegen der Regulatorien nicht voll durch. Es ist daher mit Zweitrundeneffekten zu rechnen, weil Kostensteigerungen erst nachgelagert weitergegeben und spürbar werden.

Gästeseitig sei der Nachholbedarf bereits großteils erledigt und es ist in der gesamten Nordhalbkugel mit einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums zu rechnen. Zusätzlich werden wir Zukunft noch viel stärker vom Arbeitskräftemangel (nicht nur Fachkräftemangel) sprechen. Ab 2025 sogar noch stärker, weil die geburtenstarken Jahrgänge in Pension gehen.

Ein Leitzins von 5 – 6,5 % wird vom Ökonom erwartet (dzt. in Europa 2-2,25 %). Bauinvestitionen sind bereits stark zurückgegangen und die Nachfrage nach Immobilien ist aufgrund der Zinssteigerungen zaghaft.

Handlungsfelder der Arena-Analyse

Die Arena Analyse zeigt fünf Handlungsfelder auf, die die Zukunft der Branche prägen werden.

  • Betriebswirtschaft
  • Nachhaltigkeit
  • Digitalisierung
  • Mitarbeiter:innen
  • Destinationen

Die daraus entstehenden Veränderungen müssen aktiv gemanagt werde, damit der Tourismus auch weiterhin als Leitbranche besteht.

Nachhaltigkeit vor den Vorhang

Mit dem „Boutiquehotel Stadthalle Wien“ hat Michaele Reitterer es geschafft, das weltweit erste Stadthotel mit Null-Energie-Bilanz umzusetzen und zum  1. SDG-Hotel weltweit weiterzuentwickeln. Sie berichtete über ihren Weg und den ständigen Prozess, der ehrliche Beschäftigung mit Nachhaltigkeit bedeutet.

In der Diskussion ging es dann auch um die Taxonomieverordnung der EU und wie sich diese auch zukünftige Finanzierungen auswirken wird. Neubauten werden ohne Berücksichtigung schlichtweg nicht mehr finanzierbar sein. Wichtig ist aktuell eine Bestandsaufnahme, wo man mit seinem Betrieb gerade steht.

Ulrike Rabmer-Koller macht die Zukunftsfähigkeit an drei „i“s fest:

  • I – nnovation
  • I – nvestition
  • I – nformation

Glück und Unsicherheit

Christian Busch war ein Highlight am Dienstag-Morgen und sprach darüber, wie wir die Gelgenheit selbst am Schopf packen können; Glück im Unglück. Sein Buch „Connect the dots“ steht schon auf meiner Bestellliste 😉

Den letzten Vortrag am Kongress hielt die Philosophin Natalie Knapp. Sie befasst sich mit der Unsicherheit, die uns umgibt, und wie Unternehmer:innen ihr Denken darauf ausrichten müssen. Sie nahm uns mit auf eine Reise und teilte mit uns auf eindrucksvolle die Erkenntnis, dass wir nicht zuletzt unsere Hoffnung, Freiheit und Kreativität verlieren, wenn wir die Unsicherheit wegsperren!

Danke Margot

Zum Abschluss des Kongresses gab es noch die üblichen Danksagungen an alle Mitwirkende etc. Herausheben möchte ich höchstpersönlich Margot Leitner, die bereits zu meiner damaligen ÖHV-Zeit (2007-2012) ein Fixpunkt bei der ÖHV war. Beim diesjährigen Kongress hat sie das letzte mal die Abendveranstaltungen organisiert und betreut. Liebe Margot: Danke, dass ich einen Teil deiner jahrelangen ÖHV-Reise miterleben durfte. Danke für Alles und genieße den baldigen Un-Ruhestand!

Der nächste ÖHV-Kongress findet übrigens von 14. bis 16. April 2024 in Graz statt.

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