Hotelzimmer und Gäste

Die grundlegenden Anforderungen an ein gutes Hotelzimmer sind über Jahrzehnte gleichgeblieben. Erwartet werden ein bequemes Bett, ein komfortables Bad und genügend Steckdosen.
Darüber hinaus verschwinden aus den Hotelzimmern aber nach und nach Einrichtungsgegenstände, die lange Standard waren. Schreibtische zum Beispiel. Oder Telefone.

Krisenzeiten verändern Wirtschaft und Gesellschaft.

Basierend auf den von INTEGRAL konzipierten Sinus-Milieus®, also Menschen mit ähnlichen Werten, Lebensstilen und ästhetischen Vorlieben, haben Spezialisten aus den Bereichen Design, Marketing, Architektur und Hotellerie verschiedene Hotelformen und Zimmer für Zielgruppen aus den unterschiedlichen Milieus konzipiert.

Fakt ist, dass es oft vorkommt, dass Einrichtungsstil oder Hotelphilosophie nicht zur Zielgruppe passen. Was für den einen Gast ein absolutes „Muss“ darstellt, ist für den anderen überflüssig. Die Bedürfnisse und Erwartungen der Gäste werden in der Folge oftmals nicht erfüllt, was zu Unzufriedenheit führt.

Zeit, sich Gedanken über die Zielgruppen von morgen zu machen

Für die Hotellerie stellt sich dabei die Frage, wie ein Betrieb mit den geänderten Gästeanforderungen einer Post-Corona Gesellschaft umgeht. Nur wer Dienstleistungen und Innovationen mit den Gästeansprüchen bestmöglich verknüpft, wird sich nach der Krise am Markt behaupten. Um Gäste von der Hotelphilosophie und der dazu passenden architektonischen Ausgestaltung zu überzeugen, ist es essentiell, die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe zu kennen. Denn diese unterscheiden sich weitgehend.

Die eine Gästegruppe favorisiert ein loft-artiges Zimmer mit gradlinigem Design, dunklen Materialien und den neuesten digitalen Lösungen. Das Smartphone und Tablet ständig parat zu haben ist für diese Gäste wichtig. Sie wünschen ausreichend Lademöglichkeiten und bequeme Sitzmöbel zum Surfen und Arbeiten. Andere wiederum lieben ausgefallenes, bunteres Design und fühlen sich nur mit exklusiven Materialien wohl. Zu viele und zu innovative digitale Lösungen überfordern sie.

Keep it simple

Wir erleben oft, dass es an einfacher Funktionalität und Flexibilität in vielen Hotelzimmern fehlt. Der Gast kommt in ein Zimmer und muss sofort sehen, wo er sein Gepäck abstellen kann und wo er das Licht an- und ausschalten kann. Ein Plätzchen für den Koffer findet sich immer, irgendwie. Aber die Sache mit der Beleuchtung ist oft viel zu kompliziert und verwirrend angelegt. Die Gäste wissen nicht, wo sie die Leselampe an ihrem Bett ausmachen sollen. Sie drücken verschiedene Knöpfe und sehen allerlei Lichter an- und ausgehen – die Lampe neben ihrem Bett brennt unverdrossen weiter.

Die wichtigsten Fragen sind daher:

  • Welche Gäste will das Hotel ansprechen?
  • Soll es beispielsweise ein Tagungshotel oder ein Wellnesshotel sein?
  • Welche Milieus und Zielgruppen kommen zu mir?

Je nach Zielgruppe wird bereits die Gestaltung der Zimmer beeinflusst. Geschäftsreisende brauchen beispielsweise übersichtliche Schränke, die klar strukturiert sind, Touristen reisen
mit größerem Gepäck und benötigen mehr Stauraum in den Zimmern. Dagegen halten sich Spa-Gäste oft stundenlang auf ihren Hotelzimmern auf, deshalb müssen die Aufenthaltsbereiche in
ihren Zimmern großzügiger sein. Andere wiederum lieben Design und fühlen sich nur mit exklusiven Materialien wohl. Schwierig wird es auch bei der Frage, wie nahe sich für einzelne Milieus Bett und Bad kommen sollten. Offene Bäder, die in den Raum integriert sind, finden sich zwar in einigen Hotels. Es gibt Zielgruppen die dies aber nicht gut finden.

Die Sinus Milieus

Die Sinus-Milieus® betrachten die realen Lebenswelten der Menschen, d.h. grundlegende Werteorientierungen und Einstellungen zu vielen Bereichen des normalen Lebens, wie Arbeit
und Freizeit, Familie und Partnerschaft, Konsum und Politik – und stellen diese in einen Kontext mit demografischen Eigenschaften wie Bildung, Beruf oder Einkommen. Insgesamt ergeben sich aus der Segmentierung 10 Milieus, die INTEGRAL und SINUS entwickelt haben und laufend aktualisieren.

Im Gegensatz zu einer klassischen Segmentierung von Zielgruppen – beispielsweise anhand von ausschließlich soziodemografischen Parametern – ist dieser Ansatz um einiges vielschichtiger. Der
Mensch wird ganzheitlich wahrgenommen, im Bezugssystem all dessen, was für sein Leben Bedeutung hat. Dabei unterscheiden sich die einzelnen Gruppen der Sinus-Milieus® u.a. im Hinblick auf Konsumverhalten, Lebensstil und Wohnumfeld.

Für die Anwendung im Tourismus-Kontext sind Sinus-Milieus® besonders prädestiniert: Hier treffen die Ansprüche an eine gelungene Freizeitgestaltung mit den Erwartungen an ein temporäreres Heim zusammen. Anhand der Werte- und Grundorientierung der Milieus kann man diese Wünsche und Bedürfnisse nachvollziehbar ableiten.

Im Zuge des Trendberichts wurde der Fokus auf jene 5 Sinus-Milieus® gelegt, die im Bereich Hotellerie und Tourismus die höchste Relevanz aufweisen. Nachfolgend wird exempalrisch noch auf Etablierte, Performer und Postmaterielle eingegangen.

Etablierte

Etablierte sind die leistungsorientierte Elite mit starkem Traditionsbewusstsein: Sie haben deutliche Exklusivitäts- und Führungsansprüche, hohes Standesbewusstsein und weisen ein ausgeprägtes Verantwortungsethos auf. Kennzeichnend ist auch ihre Nähe zu Effizienz- und Machbarkeitsdenken. Sie vertreten konservativ-bürgerliche Werte wie Pflichtbewusstsein, Ordnung, Autorität – übernehmen aber auch Verantwortung für kommende Generationen, Umwelt & Gesellschaft.

Die Wohnungseinrichtung zu Hause ist oft eine gekonnte Verbindung von Tradition und Modernität – mit hoher Stilsicherheit. Dieses Milieu legt Wert auf Repräsentation und zeigt Distinktion und Kennerschaft. Dies trifft auch auf die Wahl ihrer Urlaubsdestinationen und Hotels zu: Man schätzt exklusiven, zurückhaltenden Luxus mit diskreter Atmosphäre und setzt hohe Qualitätsstandards voraus. Für Premiumqualität ist man bereit Premiumpreise zu zahlen. Etablierte kehren gerne an jene Orte zurück, an denen sie positive Erfahrungen gesammelt haben, die ihren Qualitätskriterien standhalten und sie dadurch anderen gegenüber als Connaisseur kennzeichnen – in diesem Sinne haben sie ein hohes Potential für nochmalige Hotelbesuche. Und sie besitzen Weiterempfehlungskraft.

Performer

Das Milieu der Performer ist die flexible und global orientierte moderne Elite: Effizienz, Eigenverantwortung und individueller Erfolg haben oberste Priorität. Sie weisen eine hohe Business- und
IT-Kompetenz auf und haben einen positiven Zugang zu technischen Entwicklungen. Ihr Pioniergeist und ihre grundsätzliche kompetitive Einstellung umfasst sämtliche Lebensbereiche, so auch den Freizeitbereich.

Bei der Wohnraumgestaltung besteht ein Faible für offene, großzügige Raumgestaltung – mit Blick auf Wirkung und Repräsentation. Ihr Wohnstil ist auch immer Ausdruck des aktuellen
Zeitgeists. Auf Reisen suchen sie außergewöhnliche Erlebnisse bzw. Orte und schätzen Insider-Tipps. State-of-the-Art-Architektur an bestechenden Orten und innovatives Design wird von Performern goutiert. Solche Locations werden gerne an Freunde und Bekannte aktiv weiterempfohlen.

Postmaterielle

Dies sind die weltoffenen Gesellschaftskritiker: Ein intellektuelles, gut gebildetes, vielfältig kulturinteressiertes Milieu, welches kosmopolitisch orientiert und reisefreudig ist. Gegenüber der
Globalisierung zeigt sich dieses Milieu kritisch; es ist sozial engagiert und hegt den Wunsch nach einer gerechten Welt. Postmaterielle haben hohe ethische Ansprüche an sich selbst und an die Gesellschaft. Bildung und Kultur werden als Werte an sich betrachtet.

Der Wohngeschmack ist geprägt von Natürlichkeit, Authentizität und Distanz zu Vordergründigem, Überladenem und Protzigem. Die Abgrenzung vom Mainstream und Konventionalismus ist hierbei entscheidend. Auch im Urlaub sucht man das Authentische, das Ursprüngliche und das Kulturelle – auf Qualität und Nachhaltigkeit wird Wert gelegt. Dieses Milieu möchte Land und Leute unverfälscht kennenlernen und meidet – wenn möglich – Massentourismus.

Weitere Milieus, die in Bezug auf die perfekte Einrichtung der Hotelzimmer beleuchtet wurden sind die Adaptiv-Pragmatischen und die Digitalen Individualisten.

Weiterführende Informationen

Im Trendreport „Hotelzimmer & Gäste“ wurden Sichtweisen von Kunden eingefangen und sich intensiv damit beschäftigt, was sich Gäste von einem Hotel bzw. einem Hotelzimmer eigentlich erwarten. Soll es nachhaltig & reduziert, chic & stylisch oder vor allem technologisch & smart sein?

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