ESG-Einfluss auf Hotelwert und Preisgestaltung

Die Zeiten, in denen man ohne ernsthafte Konsequenzen umweltschädliche Praktiken tolerieren konnte, sind vorbei. Die Förderstellen und Banken haben ihre Spielregeln geändert. Inzwischen verlangen sie von den Hoteliers Klimabilanzen und Nachhaltigkeitsberichte, sogenannte ESG-Reports, in denen diese ihre Anstrengungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environment, Social, Governance) dokumentieren müssen. Ohne Offenlegung laufen Betriebe Gefahr, ihre Kredite durch ein erhöhtes Risiko für das Finanzierungsinstitut zu verteuern. Die Nachhaltigkeitsaspekte von Hotels werden damit zur entscheidenden Bewertungsgrundlage für Förderungen und Kredite.

 

 

 

Doch es geht nicht nur um Kredite. Es geht auch um den Wert des Hotelbetriebes. Beim Prodinger Summit warnten Experten davor, dass Hotels bis zu 50% ihres aktuellen Verkehrswertes verlieren könnten, sollten Sie keine CO2-Bilanz bzw. optimierte ESG KPI´s haben. Eine erschreckende Perspektive, die den hart erarbeiteten Substanzwert bzw. den finanzierungsrelevanten Ertragswert gefährdet.

Wer umweltfreundlich an- und abreist, kommt günstiger weg

Ein Aspekt, der als Folge der neuen Berichtspflichten in Österreich zum Game Changer werden könnte, betrifft die von Urlaubern verursachten Treibhausgase, die bei der An- und Abreise entstehen. Diese werden den Hotels zugerechnet und verschlechtern deren betriebliche ESG-Bilanz. Es ist daher anzunehmen, dass die Art der An- und Abreise vermehrt zu einem Preisbestandteil für die Gäste werden könnte. Manche Hotels bieten auch heute schon sogenannte „Green Rates“ an, doch wird diese Praxis wahrscheinlich ausgeweitet und weiterentwickelt. Gäste mit nachhaltigen Anreise-Optionen werden damit im Hotel mit günstigeren Preisen oder anderen Benefits belohnt. Dies reduziert sich aktuell meistens auf die An- und Abreise mit der Bahn. Künftig werden wir hier viel diffizilere Preisgestaltungen mit Auf- und Abschlägen sehen. Eine SUV-Fahrt mit fossilen Kraftstoffen über 500 km muss schließlich anders bewertet werden als eine Plug-in/Hybrid-Fahrt über die gleiche Distanz.

Anreize für nachhaltige Verhaltensweisen während des Aufenthalts

Neben der Belohnung von umweltfreundlicher Anreise, können auch Anreize für nachhaltige Verhaltensweisen während des Aufenthaltes gegeben werden. Zum Beispiel Angebote oder Rabatte für Gäste, die sich für umweltfreundliche Optionen entscheiden, wie den Verzicht auf die tägliche Zimmerreinigung. Auch kann sich dies in differenzierten Preise für nachhaltigere Zimmerkategorien widerspiegeln: So könnten Zimmerkategorien mit verschiedenen ESG-Labels eingeführt werden, die den Grad der Nachhaltigkeit widerspiegeln, wie z.B. „Green Room“ oder „Eco-Friendly Suite“.

Bereits bestehende CO2-Kompensationsmöglichkeiten im ESG-Bereich können die Rechnung hingegen zwar positiv beeinflussen und den ansonsten teureren Zimmerpreis neutralisieren. Diese Möglichkeiten werden jedoch allgemein immer kritischer gesehen, da sie zu keiner Verhaltensveränderung führen, weder im Betrieb noch beim Gast.

In ähnlicher Weise werden Destinationen mit nachhaltigen An- und Abreisemöglichkeiten an Bedeutung gewinnen.

Langfristig erfolgreich mit Green Pricing

Immer mehr Reisende bevorzugen umweltfreundliche Hotels und sind bereit, dafür einen höheren Preis zu zahlen. Dieser wachsende Markt für nachhaltigen Tourismus kann dazu ermutigen, in Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu investieren und diese Investitionen in die Preisgestaltung einzubeziehen. Dabei sollten die Maßnahmen auch transparent gemacht und betont werden, dass Nachhaltigkeitsmaßnahmen langfristig dazu beitragen können, die Betriebseffizienz zu steigern. Zudem helfen sie dabei, den Ruf des Hotels zu verbessern und neue Gäste anzuziehen.

Diese langfristigen Vorteile sollten in die Preisgestaltung einbezogen werden, da sie den Gesamtwert des Hotels steigern können.

Bei Neu- und Umbauprojekten sollten Nachhaltigkeitsmaßnahmen wie der Einsatz von energieeffizienter Technologie, Abfallreduzierung und Wassereinsparung ohnehin immer ganz genau geprüft werden, denn sie führen auch langfristig zu Kosteneinsparungen. Diese Einsparungen können es wiederum ermöglichen, langfristig wettbewerbsfähige Preise anzubieten.

Es können auch verschiedene Nachhaltigkeitszertifizierungen und Labels angestrebt werden, um die Umweltleistung und soziale Verantwortung zu demonstrieren. Diese Zertifizierungen können als Differenzierungsmerkmal dienen und sich auf die Preisgestaltung auswirken (bspw. LEED, Green Globe, Umweltzeichen, etc.).

Last but not least lassen Nachhaltigkeitsinitiativen die Kundenzufriedenheit und das Wohlbefinden der Gäste steigen. Ein zufriedener Gast ist zudem eher bereit, höhere Preise für eine nachhaltige Unterkunft zu zahlen.

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