Digital Detox bedeutet aus dem Englischen übersetzt in etwa „digitale Entgiftung“ oder auch „digitales Fasten“. Es geht dabei um die Zeit, bei der man bewusst auf die Nutzung elektronischer Verbindungsgeräte wie Smartphones, Tablets und Computer teilweise oder ganz verzichtet. Digital Detox dabei helfen, einen gesunden Umgang mit Technologie zu entwickeln, indem man ungesunde Muster bei der Nutzung digitaler Medien besser erkennt und durch gesunde Angewohnheiten ersetzt.
Warum Digital Detox?
Immer mehr Menschen wird bewusst, dass sie „handysüchtig“ sind. Das zeichnet sich vor allem durch Hilflosigkeitsgefühle aus, wenn man bspw. mal das Handy zuhause vergessen hat. Das permanente Denken an und Greifen nach dem Gerät sind ähnlich wie die Entzugssymptomatik eines Drogenabhängigen.
Für einen souveränen Umgang mit der Technik kann es helfen, vorübergehend Abstand zu nehmen. Denn neben dem Suchtpotential birgt die Nutzung von digitalen Medien die Gefahr, eine Stressquelle zu werden. Das blaue Licht von Displays kann außerdem Schlafproblemen befördern.
In der Hotellerie haben wir uns zudem in vielen Bereichen in eine künstliche und materielle Digitalisierungswelt verrannt, die mit unserer ursprünglichen Gastgeberrolle und unseren Dienstleistungen oft nicht mehr viel zu tun hat. Der gepriesene Trend zur Automatisierung mit Möglichkeiten zum mobilen Check-in oder -out per Handy, Zimmertüröffner per NFC und das Wettrüsten über die höchsten WLAN-Breitbandbreiten hat heute schon einen Sättigungspunkt erreicht, an dem entgegengesetzte Entwicklungen festzustellen sind.
Die Entwicklungen in der Arbeitswelt, die digitale Überforderung und die damit einhergehende Reizüberflutung und der Stress, vieles gleichzeitig tun zu müssen, wird für immer mehr Menschen zum Problem. Die Anforderungen steigen, Anspannung und innere Unruhe nehmen zu.
Digital Detox als Gegentrend zur Digitalisierung
„Digital Detox“ steht für einen bewussteren Umgang mit dem Smartphone und anderen mit dem Internet verbundenen Geräten. In Urlaub und Freizeit, wo Erholung und Entspannung ganz groß im Vordergrund stehen, kann dies zur Grundlage attraktiver Angebote werden. Gerade der Hotellerie bieten sich hier besondere Chancen, den Bedürfnissen vieler ihrer Gäste nach Entschleunigung und innerer Ruhe mit neuen Ideen entgegenzukommen. Mehr nachgefragt denn je werden Möglichkeiten sein, neue Energie zu tanken und unsere wahren Lebenskräfte zu stärken, die ja nicht aus der Steckdose kommen. Nichts bietet sich zur Förderung von Ruhe und Wohlbefinden besser an als „Tiefenentspannung“ in einem Hotel-Refugium.
Die Suche nach digitalfreien Orten
Der vorübergehende Verzicht auf permanente Verfügbarkeit und Erreichbarkeit wird daher vermehrt zu einem neuen Wunschfaktor. Die bewussten „Offliner“, die Retro-Klapphandytelefonierer und die Wiederentdeckung der Polaroid- Sofortbildkameras sind Sinnbilder dieser Sehnsucht. Kaffeehäuser mit Filterkaffee und gut besuchte Vinyl-Plattenläden unterstreichen einen zunehmenden Wunsch nach „Analogität“. Unter dem Begriff Analogisierung versteht man einen stark wachsenden Gegentrend zur Digitalisierung. Dieser Gegentrend darf aber nicht als prinzipielle Abwendung von der digitalen Vernetzung verstanden werden, sondern vielmehr als steigendes Verlangen nach einem ergänzenden Angebot an Entschleunigung, Reflexion und Privatheit.
Entschleunigung und Achtsamkeit
Das hat auch viel mit Achtsamkeit zu tun. Als Achtsamkeit wird der Zustand bezeichnet, bei dem ein Mensch die gegenwärtige Verfassung seiner Umwelt, seines Körpers und seines Gemüts wahrnimmt, ohne dabei von Gedanken oder Emotionen abgelenkt zu sein. Sie ist stark mit den bekannten Formen der Meditation oder mit Yoga assoziierbar.
Die ganzheitlich ausgerichtete Achtsamkeit ist klar von der Konzentration zu unterscheiden, bei welcher man sich aufmerksam auf ein Objekt fokussiert. Achtsamkeit ist im Wellness-Gedanken fest verankert. Die Fähigkeit, aktiv zu entspannen und den eigenen Körper achtsam wahrzunehmen, gehört zu den Grundpfeilern der Wellness.
Einige Wellnesshotels bieten Meditationen, Yoga, Qi-Gong und sonstige Rituale an, um den Stressabbau der Gäste zu fördern. Betriebe in besonderer Lage, z.B. mitten im Wald, nutzen dies, um Kraftplätze in der Natur zu schaffen und diese als ihr Alleinstellungsmerkmal zu positionieren. Ein Paradebeispiel hierfür ist „Das Kranzbach“ in Krün bei Garmisch-Partenkirchen mit seinem „Meditation House“.
Neue Geschäftsfelder durch Digital Detox – Angebote
Es zeichnen sich daher neue Geschäftsfelder ab. Die Hotellerie darf diese Entwicklung nicht verschlafen. Mit Sicherheit gibt es in Zukunft Bedarf an „digitalfreien Orten“, ähnlich wie es die schon länger bestehende Nachfrage nach Nichtraucherzonen zeigt. Und wenn schon „online“, dann über die neu entwickelten „optischen“ WLAN-Hotspots, die verträglicher sind und zum Strahlenschutz beitragen.
Fazit
Ein Leben ohne Smartphone ist für die meisten Menschen unvorstellbar. Es gibt aber auch Menschen, die sich bewusst gegen ein Smartphone entscheiden: Das Bedürfnis nach einem zumindest temporären Verzicht nimmt dabei stetig zu und eröffnet neue Angebotschancen.