„Warum eine klare Vision und externe Beratung für die Betriebsübergabe entscheidend sein können“
In der aktuellen Folge des Smart Hotelkey Podcasts durfte ich Elisabeth Madreiter begrüßen. Sie führt das renommierte Hotel Der Löwe in Leogang in vierter Generation und hat sich nach einigen Jahren im Ausland und intensiven Überlegungen entschieden, den Familienbetrieb zu übernehmen. Im Gespräch teilt sie wertvolle Einblicke in den strukturierten Übergabeprozess, den Umgang mit neuen Ideen und die Bedeutung einer klaren Vision für den Betrieb und die Region.
Kernaussagen des Interviews
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Strukturierte Übergabe mit externer Begleitung: Die Familie Madreiter hat den Übergabeprozess bewusst mit einer externen Tourismusberatung gestaltet. Das hat geholfen, Rollen klar zu definieren und den Übergang professionell zu begleiten.
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Vision als Anker: Gemeinsam wurde eine neue Vision erarbeitet, die nicht nur den Betrieb, sondern auch die Region nachhaltig bereichern soll – ökologisch, wirtschaftlich und sozial.
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Mut und Ausprobieren: Elisabeth rät zukünftigen Nachfolger:innen, mutig zu sein und eigene Ideen umzusetzen. Nichts zu tun, sei keine Option.
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Schrittweise Innovation: Digitalisierung, neue Systeme und Angebote wurden Schritt für Schritt umgesetzt. Dabei gilt es, Prioritäten zu setzen und sich nicht zu verzetteln.
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Zusammenhalt und Kommunikation: Entscheidungsprozesse innerhalb der Familie laufen über klare Abstimmungen. Eine bewusste Trennung von betrieblichen und privaten Themen (sogar bei WhatsApp) hilft dabei, den Überblick zu behalten.
Zum rein- und weiterhören rund um die Betriebsübergabe:
- SHK 146: Die interne Betriebsübergabe
- SHK 147: Die externe Betriebsübergabe
- SHK 148: 8 Fehler bei der Betriebsübergabe
Elisabeth Madreiter (*15.05.2000) ist Gastgeberin in vierter Generation im Hotel Der Löwe in Leogang und befindet sich derzeit in der spannenden Phase der Betriebsübergabe. Statt materiellem Luxus setzt sie auf authentische Erlebnisse und ein Hotel, in dem menschliche Werte und gelebte Nachhaltigkeit im Mittelpunkt stehen.
Transkript der Podcast-Folge
Marco: Ja, hallo Elisabeth und herzlich willkommen bei Smart Hotelkey. Freut mich sehr, dass du heute meine Interviewpartnerin bist. Ich habe im Intro heute schon kurz gesagt, worum es gehen wird und wer meine Gesprächspartnerin ist. Aber vielleicht für alle, die dich noch nicht kennen oder noch nicht so gut kennen oder die auch keine Ahnung haben, wer oder wo das Hotel Der Löwe ist – wer bist du, was machst du, was ist deine Rolle im Betrieb und was macht den Löwen überhaupt besonders?
Elisabeth: Ja, hallo Marco, freut mich sehr, dass ich heute dabei sein darf bei deinem Podcast. Ich bin die Elisabeth und komme aus Leogang, aus dem Pinzgau im schönen Salzburger Land, und darf die vierte Generation unserer Familie Madreiter für das Hotel Der Löwe mitten im Dorf von Leogang bilden. Im Dorf ist es relativ ruhig, und daher sind wir auch ein Slow-Travel-Hotel, wo man einfach perfekt entschleunigen und super entspannen kann. Wir legen ganz viel Wert auf die Pinzgauer Kulinarik, haben auch einen kleinen, feinen Wellnessbereich dabei und sind sozusagen auch ein Treffpunkt für Einheimische und Gäste in Leogang.
Marco: Vielleicht kurz zur Struktur noch: Wie groß ist euer Betrieb?
Elisabeth: Wir haben 45 Zimmer und Platz für ungefähr 100 Gäste.
Marco: 45 Zimmer, 100 Gäste, Wellness, Slow Travel – ganz, ganz spannender Betrieb. Ich kenne das Hotel Der Löwe ja auch schon, durfte auch schon selbst bei euch sein. Sehr, sehr schönes Hotel. Und jetzt werden wir den Werbeblock auch gleich beenden. Du hast vorher gerade gesagt, du führst den Betrieb jetzt in der vierten Generation. War das immer klar, dass du den Betrieb einmal übernehmen wirst?
Elisabeth: Genau, also klar war es nicht immer. Es war einmal nicht so einfach und so leicht wie jetzt, dass man zum Glück sagen kann: Ich werde das mal übernehmen. Ich habe eigentlich schon als kleines Kind immer wieder mitgeholfen im Hotel, und es wurde dann auch immer mehr. Relativ früh, mit etwa 19 Jahren, habe ich so ein bisschen Druck verspürt, den Betrieb zu übernehmen. Aber zu der Zeit war ich einfach noch nicht bereit für so eine große Aufgabe und habe dann eher den Weg gewählt und gesagt: Nein, ich möchte das nicht machen.
Marco: Mhm.
Elisabeth: Ich durfte eigentlich was anderes machen. Ich habe meinen Eltern gesagt: Sucht euch eine andere Möglichkeit oder eine andere Lösung. Ich habe natürlich auch noch eine Schwester, die Anna, die super fleißig mithilft. Die war damals erst 16, also das wäre auch noch nicht in Frage gekommen. Vielleicht auch kurz zur Erklärung, warum wir schon so früh die Situation hatten, dass es um die Übernahme ging: Mein Vater hat das Hotel schon sehr jung erbaut, mit 23 Jahren, und hat davor schon fast 15 Jahre im elterlichen Betrieb, dem Leogangerhof, gearbeitet. Er hat eigentlich nur gearbeitet, 24/7. Dadurch war es bei uns schon früher an der Zeit, dass er das Hotel gerne übergeben wollte. Er hat aber Gott sei Dank noch ein paar Jahre durchgehalten und uns ein bisschen in Ruhe gelassen. Nach ein paar Jahren, in denen ich im Ausland war – in der Schweiz oder in Finnland – und auch Tourismus studiert habe, habe ich dann 2023 gemerkt: Mittlerweile bin ich reif geworden und kann auch mit dem ganzen Hotel mehr anfangen. Ich sehe mich selbst auch mehr im Hotel in der Zukunft und habe mich dann zum Glück umentschieden. Seit Herbst 2023 bin ich jetzt wieder fix im Betrieb.
Marco: Um mit dem fixen Plan im Betrieb zu bleiben?
Elisabeth: Ja genau, also nicht nur so im Betrieb, sondern schon mit dem Ziel, auch zu übernehmen.
Marco: Du warst ja dazwischen ein bisschen im Ausland, hast andere Erfahrungen gesammelt. Ich glaube, das ist auch immer ganz wichtig, damit die Entscheidung, den elterlichen Betrieb dann doch zu übernehmen, reifen kann oder einem selbst klar werden kann: Will ich das überhaupt machen? Ist es das, was ich bis zu meinem Lebensende machen will? Ich glaube, das ist ja auch immer so ein bisschen das Thema im Kopf. Wenn man den Betrieb übernimmt, dann ist es eine Lebensentscheidung und nicht ein Job, den man nach ein paar Jahren wieder quittiert. Gab es für dich einen bestimmten Auslöser oder einen Moment, wo dir dann klar wurde: Ja, das will ich machen?
Elisabeth: Der Auslöser kam so über die Monate hinweg. Ich habe immer wieder überlegt und irgendwann gedacht: Eigentlich gibt es keine so große Auswahl, aber es gibt keine Wahl, wo ich wirklich persönlich wachsen kann. Ich habe dann doch immer wieder gesehen: Okay, im Hotel mitten in Leogang ist es so schön daheim. Es gibt die Möglichkeit, dass ich meine eigenen Ideen im Betrieb umsetzen kann. Vor allem kann ich für den Ort einen Betrieb führen, der auch für die Einheimischen super ist und natürlich auch für Gäste aus Österreich, Deutschland und auch internationalen Gästen einen Ort bieten, wo sie gerne ihre Zeit verbringen und die schönste Zeit im Jahr, den Urlaub, bei uns genießen können. Das ist, finde ich, schon eine sehr schöne Aufgabe. Und wenn man eigene Ideen verwirklichen kann, macht das einfach auch sehr viel Spaß.
Marco: Du hast vorher gerade gesagt, ihr habt relativ jung schon ein bisschen Druck verspürt, der dann wieder ein bisschen zurückgenommen wurde und die Entscheidung reifen konnte. Wie gestaltet sich das denn aktuell? Jetzt bist du im Betrieb in der vierten Generation, deine Schwester auch. Macht ihr das gemeinsam? Sind deine Eltern schon raus? Wie ist der Status quo gerade?
Elisabeth: Ja, Status quo ist aktuell, dass wir alle noch im Betrieb sind – also die Eltern, meine Schwester und ich. Meine Schwester hat von meinem Vater die Buchhaltung übernommen und das Social Media. Meine Mama ist noch voll im Betrieb, sie ist noch sehr motiviert. Sie ist ein bisschen jünger als mein Papa und daher einfach auch eine wichtige Person, die ganz viel macht im Hotel. Ich darf mich um das Marketing kümmern und um die Mitarbeiterplanung. Mein Vater hat sich jetzt echt schon gut zurücknehmen können und hilft eigentlich nur noch am Abend oft im Service mit und macht die Getränke an der Bar. Das macht er einfach super gerne, weil er am liebsten bei den Gästen ist, und da bietet sich das dann gut an. Ich spanne ihn dann auch immer wieder mal als Hausmeister ein, damit das Haus schön ausschaut.
Marco: Sehr gut. Ihr habt jetzt alle eure Rolle im Betrieb. Wie darf ich mir das jetzt operativ vorstellen? Du bist ja erst zurückgekommen, hast gesagt: Okay, ich kann mir das doch vorstellen, ich will den Betrieb übernehmen. Dein Papa – habe ich das richtig verstanden? – hat sich natürlich hoffentlich gefreut, weil er wollte ja, dass du den Betrieb oder ihr den Betrieb schon viel früher übernehmt. Wie haben sich da die ersten Schritte gestaltet? War gleich klar, wer welche Aufgaben übernimmt, wer wo zurücktritt, wer welche Verantwortung hat? Wie seid ihr das angegangen?
Elisabeth: Ja, das war ein sehr spannender Prozess. Natürlich hat er sich voll gefreut, vor allem nachdem er sehr traurig war, dass kein Kind den Betrieb übernehmen wollte. Danach war es natürlich voll schön, dass es doch weitergeht in der Familie. Mir war aber ganz wichtig, dass man das mit einer Struktur gestaltet. Den Übergabeprozess wollte ich unbedingt strukturiert angehen. Ich habe vorher schon mitbekommen, dass das mit Druck und selbst eine Lösung finden einfach nicht funktioniert, weil es dann oft sehr emotional wird. Ich habe gemerkt: Wir brauchen eine externe Person. Ich habe zufällig in meinem Studium im Bachelor beim MCI in Innsbruck einen Vortrag vom Thomas Reisenzahn gehört und mitbekommen, dass bei der Prodinger Tourismusberatung Übergabeprozesse gestaltet werden. Das hat mir sehr gut gefallen, dass es diese Möglichkeit gibt. Ich habe mir dann verschiedene Unternehmen angeschaut und angehört, wie sie Übergabeprozesse machen, und habe mich dann für euch, die Prodinger, entschieden. Ich bin sehr froh, dass wir dann im Herbst 2023 das erste Kennenlerngespräch hatten. Dann haben wir gleich im Herbst weitergearbeitet, eine Familienklausur gemacht und ein Übergabedokument erstellt. Das war sehr spannend, weil man da auch die einzelnen Persönlichkeiten in der Familie angeschaut hat – wie wir alle ticken. Da sind wir eigentlich draufgekommen, wer in welchen Bereichen sehr gut ist. Wir haben dann entschieden, wer am besten was macht. Bei uns ist es so: Ich bin mehr die offene Person, eher am Gast und eher nach außen. Meine Schwester ist eher die ruhigere Person, die lieber im Hintergrund arbeitet. Daher konnten wir das gut aufteilen: Sie hat die Buchhaltung und das Social Media übernommen, und ich darf mich mehr ums Marketing und die Mitarbeiterplanung kümmern. Im Betrieb helfe ich natürlich operativ mit, wenn es brennt – meistens im Service oder auch mal in der Küche. Meine Schwester ist oft an der Rezeption oder auch gerne in der Küche.
Marco: Da überschneiden sich dann die Aufgabengebiete?
Elisabeth: Ja, das ist so. Schönreden darf man das auch nicht, dass sich alles super trennt. Wir sind doch ein kleiner Familienbetrieb. Da kennt man es fast gar nicht anders, als dass sich Aufgaben überschneiden. Aber manchmal ist es ja auch gut, wenn man Entscheidungen gemeinsam treffen kann oder Aufgaben gemeinsam angeht.
Marco: Absolut. Im Übergabeprozess – und wir begleiten ja doch die ein oder andere Betriebsübergabe – ist das ja immer sehr individuell, von Betrieb zu Betrieb und von den Personen her ganz unterschiedlich. Wenn du jetzt ein bisschen zurückdenkst an euren Start in die strukturierte Betriebsübergabe: War euch von Anfang an klar, was das bedeutet? Welche Aufgaben auf euch zukommen, welche Verantwortung das bedeutet, diesen Schritt zu gehen? Oder gab es doch die ein oder andere Überraschung oder Herausforderung, die du vorher nicht gesehen hast?
Elisabeth: Ja, da waren natürlich ein paar Überraschungen dabei. Gerade zum Beispiel beim Zeitplan. Wir haben auch einen Zeitplan erstellt, wann der Betrieb schriftlich übergeben werden kann. Da wurde mir erst einmal richtig bewusst, dass eine Übergabe auch richtig viel Geld kosten kann. Es ist steuerlich komplex, und man muss erst einmal die richtige Option finden, welche Gesellschaftsform man dann hat und so weiter. Das dauert einfach. Bei uns ist es so, dass wir vor 2028 wahrscheinlich noch nicht übergeben werden, weil davor die wirtschaftliche Lage auch stimmen muss. Daran arbeiten wir stark, damit wir das 2028 hoffentlich übergeben können.
Marco: Absolut, da ist viel zu tun in so einem Übergabeprozess. Gab es dann eigentlich für dich oder für deine Schwester im Zuge dieser Zeit irgendwann einmal Zweifel, die aufgekommen sind? Oder seid ihr, nachdem ihr die Entscheidung getroffen habt, immer mit einem guten oder ruhigen Gewissen rausgegangen: Ja, das war das Richtige, das bleibt das Richtige, das wird das sein, was ich immer weitermachen will?
Elisabeth: Natürlich hat man immer wieder Zweifel. Es ist schon ein Job, wo man sehr viel arbeitet und nicht immer weiß: Bringt das jetzt was, wofür ich arbeite? Es ist immer ein bisschen eine Überraschung. Aber grundsätzlich überwiegen auf jeden Fall die positiven Dinge. Es ist wichtig, dass man einen Zeitplan und gewisse Ziele hat, an denen man festhalten kann. Ich finde, wenn man sowas hat – so ein Papier –, dann gibt das eine gewisse Sicherheit.
Marco: Ja, ich glaube, wichtig ist, dass man sich innerhalb der Familie natürlich auch auf einen gewissen Weg committet. Das habt ihr ja offenbar getan. Es stehen alle dahinter, und dass zwischendurch Themen aufkommen können, ist klar. Solange das Ziel und die Vision gemeinsam da sind, wo es hingehen soll, ist das sicher der richtige Weg. Jetzt weiß ich aber natürlich auch – und das ist ja nicht nur bei euch der Fall, das ist ganz oft der Fall –, dass die übernehmende Generation, die Jüngeren, oft mit neuen Ideen starten, viel umsetzen wollen und dann vielleicht ein bisschen auf den Boden der Tatsachen kommen, weil man nicht alles immer sofort umsetzen kann, was man im Kopf hat. Wie bist du oder wie seid ihr mit diesem Spagat zwischen neuen eigenen Ideen und dem Bestand der Familientradition umgegangen? Wie war dieser Prozess für dich?
Elisabeth: Ja, das trifft sehr gut auf mich zu, dass ich alles auf einmal umsetzen möchte. Ich habe echt viele Ideen und würde gerne alles sofort machen. Aber wie du gesagt hast: Da kommt man immer wieder auf den Boden der Tatsachen und merkt, dass das halt nicht geht. Aber Step by Step sind wir schon ganz gut dabei. Wir haben diese Saison ein neues Hotelprogramm eingeführt und ein neues Kassensystem, wodurch wir einfach effektiver arbeiten können. Zum Beispiel können wir Angebote automatisiert verschicken, sodass keine Person im Hintergrund das Angebot erst erstellen muss. Im Sinne der Digitalisierung sind wir also dran, innovativ zu sein. Natürlich habe ich auch im Hotel immer wieder neue Ideen oder auch für unser zweites Lokal, die Leo’s Kitchen & Bar. Da war ich auch übermotiviert und wollte das am liebsten sofort eröffnen. Aber wichtig ist, dass man nicht vergisst, wo die Prioritäten sind und was dem Betrieb am meisten bringt. Das Wichtigste ist, dass wir eine gute Auslastung zusammenbringen, dass es den Mitarbeitern gut geht und dass sie einen schönen Arbeitsplatz haben. Dann natürlich auch, dass sich die Gäste wohlfühlen. Das ist so das große Ziel. Du hast vorher kurz Visionen erwähnt?
Marco: Ja.
Elisabeth: Da wollte ich nur kurz erklären: Das war uns auch ganz wichtig, dass wir eine starke Vision haben, die auch jeder kennt. Die haben wir dann im Frühling 2024 neu definiert, damit wir wieder eine einheitliche Vision haben. Davor hatten wir eigentlich keine. Die lautet jetzt: „Wir wollen mit unserem Löwen-Team den Einheimischen und den Gästen die Welt rund um Leogang nachhaltig bereichern.“ Das soll einfach ein Ziel sein, das uns immer wieder daran erinnert, dass wir unsere Tätigkeiten im Betrieb so nachhaltig wie möglich gestalten – nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich und sozial. Passend zu diesem Ziel haben wir uns auch dafür eingesetzt, dass im Dorf von Leogang wieder ein bisschen mehr los ist. Gemeinsam mit dem Tourismusverband durften wir diesen Sommer den „Sommerhorst“ planen. Diesen Sommer wird jetzt dreimal am Dorfplatz ein Sommerfest für Einheimische und Gäste stattfinden mit guter Musik und gutem Essen und Trinken, wo man einfach zusammenkommt. Damit wollen wir auch die soziale Ebene der Nachhaltigkeit fördern.
Marco: Absolut. Das ist ja auch noch im Würdig eurer Vision mit drinnen. Es geht nicht nur um euch und den Betrieb, sondern natürlich auch um die Welt um euch herum. Der schöne Gedanke ist ja: Alles, was man im eigenen Umkreis machen kann, wirkt natürlich auch nach außen. Da merkt man auch, dass ihr das lebt und nicht nur eine Vision auf Papier habt. Das sind ja immer diese zwei Paar Schuhe: Idealerweise ist es etwas, wo jeder nicht nur dahintersteht, sondern auch aktiv wird. Jetzt haben wir viel gesprochen über Marketing, Visionen, was sich im Auftritt ändert, was für Ideen ihr mitbringt oder was in der Pipeline steht für die nächsten Jahre. Wie schaut es mit dem Betrieb und der Infrastruktur aus? Habt ihr da auch Themen, wo ihr Änderungen plant oder schon durchgeführt habt? Oder schaut der Betrieb noch genauso aus wie vor der Übernahme?
Elisabeth: Also, Gott sei Dank haben meine Eltern bezüglich Renovierung in den letzten Jahren Gas gegeben. Sie haben die Zimmer auf einen supermodernen Standard gebracht. Auch beim Wellnessbereich haben wir einen Outdoorpool dazu bekommen und einen neuen Keller, wodurch wir viele Lagerplätze geschaffen und auch einen super Skikeller für unsere Gäste gebaut haben. Von daher bin ich froh, dass keine großen baulichen Investitionen auf uns zukommen. Ein paar Kleinigkeiten sind mir aber schon wichtig – zum Beispiel ein Aufenthaltsraum für die Mitarbeiter. Da gehört unbedingt etwas gemacht, damit wir einfach einen größeren Raum haben, wo man sich in der Pause entspannt aufhalten kann. Was mir auch wichtig ist, ist unser Hauptrestaurant. Da würde ich gerne vom Design her noch etwas gemütlicher machen. Aber ansonsten haben wir keine großen baulichen Investitionen in Planung. Eventuell, dass wir marketingtechnisch noch investieren.
Marco: Alles klar. Wie geht es euch in der Familie – ihr seid jetzt alle vier im Betrieb? Wie geht ihr mit Entscheidungen oder Ideen um? Wie kommt es zu einer Umsetzung, wenn vier verschiedene Meinungen aufeinandertreffen? Ich kann mir vorstellen, dass ihr nicht immer alle vier der gleichen Meinung seid.
Elisabeth: Ja, das ist richtig. Wenn es große Entscheidungen gibt, schauen wir, dass wir einen Termin finden, wo wir alle Zeit haben, und das dann besprechen. Wir haben auch eine WhatsApp-Gruppe – einmal für den Betrieb und einmal nur für Familienthemen. Das haben wir vor ein paar Jahren schon bewusst getrennt.
Marco: Das ist eine gescheite Idee, ja.
Elisabeth: Ja, das ist echt cool, dass man das zumindest technisch gut trennen kann. Im echten Leben ist das nicht immer so leicht. Da machen wir dann auch oft Abstimmungen und schauen, dass wir gemeinsame Entscheidungen treffen.
Marco: Wer hat aktuell in der letzten Instanz das Sagen, wenn man sich nicht einig wird?
Elisabeth: Entweder ich oder mein Papa.
Marco: Alles klar.
Elisabeth: Ich glaube, wenn der Betrieb übergeben ist, darf ich das Sagen haben. Jetzt ist es auf jeden Fall noch Papas Betrieb, da darf er natürlich das Sagen haben.
Marco: Aber ihr schaut, dass ihr halbwegs auf einer Linie seid, wenn ihr Entscheidungen trefft. Ich glaube, das funktioniert auch ganz gut bei euch in der Familie.
Elisabeth: Ja, natürlich. Ich lege ganz viel Wert auf die Meinungen anderer. Nur manchmal braucht es einfach eine Entscheidung. Ich merke oft, dass wir Entscheidungen hinauszögern, weil wir nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Das finde ich eigentlich gar nicht gut, weil das so viel Zeit kostet und nichts bringt.
Marco: Ja, manche Entscheidungen müssen reifen, wie die Entscheidung, den Betrieb zu übernehmen, nein?
Elisabeth: Ja, natürlich. Es kommt darauf an, wie groß die Entscheidung ist.
Marco: Ganz klar. Aber gerade im operativen Betrieb sollte man bei vielen Themen wahrscheinlich manchmal auch eine schnelle Entscheidung treffen können. Das ist ganz wichtig. Ich würde vielleicht noch kurz ein Thema ansprechen. Du hast eh schon kurz in der Einleitung gesagt, dass wir im Herbst 2023 uns einmal zusammengesetzt haben und ihr dann in die Betriebsübergabe strukturiert gestartet seid. Jetzt so im Nachhinein betrachtet: Wie wichtig war es für dich, da wirklich so einen externen Sparringpartner dabei zu haben?
Elisabeth: Ja, ganz wichtig. Wie schon gesagt, mir war das einfach super wichtig, weil man da von außen eine Person hat, die eine neutrale Meinung hat und auch schon viele andere Betriebe beraten hat – sich in dem Thema also gut auskennt. Ich habe auch gemerkt: Meine Eltern glauben einem Berater, einem Externen, der sich in dem Feld auskennt, einfach mehr als mir, was das Thema betrifft. Von daher war mir das ganz wichtig. Ich bin auch froh gewesen, dass meine Familie das dann auch so gesehen hat und wir das mit einem externen Berater gemacht haben. Das war eigentlich ein schöner Startschuss in den Übergabeprozess, weil ich davor ein paar Jahre gar nicht mehr im Betrieb war und meine Schwester auch im Sommer 2023 nicht im Betrieb war. Da waren nur meine Eltern im Betrieb. So hatten wir im Herbst wirklich einen schönen Startschuss, dass wir alle vier im Betrieb sind und gemeinsam in die Zukunft schauen können.
Marco: Ja, das sind schon fast schöne Schlussworte. Wir sind mit der Zeit eh auch schon fast am Ende angelangt. Liebe Elisabeth, ich würde dich aber zu einem Thema schon noch befragen oder die Abschlussfrage in diese Richtung stellen: Ganz viele Betriebe in Österreich stehen in den nächsten Jahren vor der Betriebsübergabe. Wir haben ja gerade einen Generationenwechsel. Was würdest du jetzt aus deiner Erfahrung der letzten Jahre vielleicht jungen Führungskräften oder Betriebsnachfolgern im Tourismus mit auf den Weg geben?
Elisabeth: Seid mutig! Ich glaube, das möchte ich allen gerne mit auf den Weg geben. Probiert eure Ideen aus und macht es einfach einmal. Dann seht ihr, ob es funktioniert oder nicht. Aber ich glaube, nichts zu tun oder gar nicht auszuprobieren, das ist das Falsche. Gerade in einem Familienunternehmen, wo es oft ein bisschen emotional wird und man lieber vor ein paar Streits wegrennen möchte – kämpft euch da durch und probiert eure Ideen aus. Dann werdet ihr schon sehen, dass sich das Ganze rentiert und auch Spaß machen kann.
Marco: Das ist das Wichtigste. Spaß machen soll es ja auch.
Elisabeth: Ja, genau.
Marco: Super, Elisabeth. Vielen lieben Dank. Hat mich sehr gefreut, dass du heute im Podcast bei mir zu Gast warst. Die letzten Worte gehören meinem Interviewpartner. Wenn du noch irgendwas loswerden willst, dann gerne jetzt, und ich freue mich auf den weiteren Austausch mit dir.
Elisabeth: Ja, danke schön für die Einladung. War wirklich ein netter Austausch. Danke und bis bald, würde ich sagen.