Chalets sind grundsätzlich nichts neues, denn die ersten wirklich touristischen Konzeptionen gab es in den Alpen bereits in den 60-er Jahren.
Und eine intensive kommerzielle Nachfrage nach Chaletdörfern setzte in den österreichischen Alpen vor rund 20 Jahren ein. Wenn man sich den sich aktuell weiter verstärkenden Boom an High-End-Chalets ansieht, die in Ferienregionen entstehen, kann man daraus schließen, dass sich zahlreiche Gäste immer öfter in ein Chalet einmieten als in ein Hotel.
Am beliebtesten sind dabei Chalet-Typen mit einer einzigen Wohneinheit unter dem Dach. Weiterhin gibt es auch Konzepte mit mehreren Wohnungen in einem Gebäude, diese werden in der Regel der Kategorie Chalet-Apartment zugeordnet.
Chalet-Konzeptionen als Trend nach Corona
Für Hotels, die über ausreichend Grund verfügen, sind Chalets eine ideale Angebotsergänzung. Die Vorteile eines Chalets gegenüber einem Hotel liegen für viele Gäste auf der Hand.
Es bietet Privatsphäre (Megatrend Individualisierung) und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Dies entspricht dem Trend zum Cocooning (der Wunsch, sich vermehrt in das häusliche Privatleben zurückzuziehen), ohne dass man auf den Komfort und das Service eines Hotels verzichten muss:
- der Privatkoch kommt mitunter direkt ins Chalet,
- es wird tägliche Reinigung angeboten,
- E-Golfcarts bringen den Gast zum Chalet
- und Mitarbeiter füllen den Kühlschrank und machen Feuer im Kamin.
Gerade in einer Post-Covid Zeit boomen solche Angebote.
Gestaltung von Chalets
Die meisten Chalets verfügen über einen eigenen Wellnessbereich, um dem Gast absolute Privatsphäre zu bieten, sowie ein großzügiges Esszimmer, Lounges, Outdoor-Whirlpool und teilweise sogar einen Weinkeller.
Ein interessanter Aspekt ist die Frage der Chalet-Raten. Die Wochenpreise mögen auf den ersten Blick recht hoch erscheinen, doch wer die Möglichkeit hat, sein Chalet mit Familie und Freunden zu teilen, kann so in der Regel seinen Urlaub recht kostengünstig verbringen.
Grundsätzlich basiert das Konzept von Chalet-Häusern auf einer Reduktion dienstleistungsintensiver Bereiche, mit dem Fokus auf alpiner Wohnatmosphäre und individuell nutzbaren Räumen. Im Rahmen der Konzeptvielfalt variieren der Grad der Serviceleistungen und die Größe der Wohnflächen stark. Die Chalets sind eine Mischform aus Hotel, Wohnung und Serviced Apartments.
Aufgrund des großen Flächenbedarfs stehen Gemeinden und Länder vor der Herausforderung, nachhaltige touristische Projekte gegenüber spekulativen Chaletdörfern zu unterscheiden und herauszufiltern. Chalets-Projekte sind schnellen Distributionsveränderungen unterworfen. Es gibt zahlreiche auf die Chalet-Vermarktung spezialisierte Plattformen wie Airbnb, 9Flats oder Wimdu. Aber auch auf OTAs (Online Travel Agencies) wie booking.com sind Chalets zu finden.
Die Hauptzielgruppe von Chalet-Konzeptionen sind, mit einem hohen Anteil von rund 90 Prozent, Privatreisende. Unter diesen interessieren sich vorrangig Paare und Familien für solche Angebote. Hinzu kommt der Trend zur Individualisierung. Bei mehrtägigen Aufenthalten werden Alternativen zum klassischen Hotel gesucht.
Je nach Nutzungsart und Flächenverfügbarkeit wird allgemein zwischen zwei Chalet-Typen unterschieden: Chalets mit mehreren Chalet-Apartments (eigentlich Apartmenthäuser) und Chalets mit nur einer einzigen Wohneinheit.
Der Chalet-Markt ist geprägt von:
- einer individuellen Betreiberstruktur (es gibt im alpinen Raum kaum Kettenanbieter),
- einer Konzentration des Angebots auf Zweisaison-Orte in A- und B-Destinationen,
- kleineren klassischen Chalet-Dörfern (mehr als 40 Einheiten sind die Ausnahme),
- der Größe von 55 m2 bis 250 m2 pro Chalet-Einheit,
- einer konstant hohen Auslastung des Segments (durchschnittliche Auslastung der Häuser bei über 70 %, auf Öffnungstage bezogen),
- einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von mehr als 4,5 Tagen,
- einem hohen Anteil an Familien.
Folgende Themen stellen aktuell die größten Herausforderungen für das Chalet-Segment dar:
- Die fehlende Verfügbarkeit von Grundstücken (besonders in A- und B-Destinationen) erschwert den Eintritt in das Segment bzw. eine Expansion in schon bestehenden Märkten.
- Es gibt nur wenige Konzeptionen in Verbindung mit Beherbergungsbetrieben (dadurch fehlen Synergieeffekte in Bewirtschaftung und Vertrieb).
- Fehlendes Benchmarking im Chalet-Bereich.
In den letzten Jahren sind sehr viele Chalet-Konzeptionen auf den Begriff „alpiner Lifestyle“ aufgesprungen. „Alpin inspirierte“ Einheiten, Wellness-Einrichtungen etc. überschwemmen den Markt in immer kürzeren Intervallen. Dabei besteht die Gefahr, dass Individualität und Authentizität durch leere, austauschbare Worthülsen ersetzt und die Kreativität der Architektur wie auch der Angebote auf „copy & paste“ reduziert werden.
Fotocredits Titelbild: Natur.Wald.Spa Fischerwirt, Faistenau