Warum Benchmarking für Hoteliers unverzichtbar ist
Die Tourismusbranche ist von starken Schwankungen geprägt – Saisonalität, verändertes Gästeverhalten und neue Wettbewerber stellen Hoteliers vor ständige Herausforderungen. Wer langfristig erfolgreich sein will, darf sich nicht nur auf Bauchgefühl oder Erfahrung verlassen. Stattdessen bietet Benchmarking eine datengestützte Grundlage, um den eigenen Betrieb objektiv zu bewerten und fundierte Entscheidungen für mehr Wettbewerbsfähigkeit zu treffen.
Aber wie funktioniert Benchmarking genau? Welche Zahlen sind entscheidend? Und wie setzen Hotels die Erkenntnisse konkret um? Genau darum soll es in dem aktuellen Benchmarking-Beitrag gehen!
Was ist Benchmarking – und warum ist es so wirkungsvoll?
Benchmarking bedeutet, betriebswirtschaftliche Kennzahlen mit vergleichbaren Hotels abzugleichen. Ziel ist es, Stärken und Schwächen des eigenen Betriebs zu erkennen, um gezielt Maßnahmen zur Optimierung zu setzen. Dabei stellen sich folgende Kernfragen:
- Wo steht mein Hotel im Vergleich zum Markt?
- Welche Stärken kann ich weiter ausbauen?
- In welchen Bereichen gibt es Verbesserungspotenzial?
Besonders in der österreichischen Ferienhotellerie ist Benchmarking entscheidend: Ein Familienbetrieb mit 50 Zimmern in Tirol hat andere Herausforderungen als eine internationale Hotelkette. Deshalb ist es essenziell, dass der Vergleich auf Augenhöhe erfolgt – nur dann lassen sich sinnvolle Schlüsse ziehen.
Die wichtigsten Kennzahlen für Hoteliers
Damit Benchmarking aussagekräftige Ergebnisse liefert, sollten Hoteliers ihre Zahlen strukturiert betrachten. Die relevanten KPIs lassen sich in drei Hauptkategorien einteilen:
1. Ertragskennzahlen – Umsatz & Profitabilität messen
Hier geht es um die finanziellen Kernindikatoren, die zeigen, wie rentabel ein Hotel arbeitet:
- RevPAR (Revenue per Available Room) – Umsatz pro verfügbarem Zimmer
- ADR (Average Daily Rate) – Durchschnittliche Tagesrate
- GOP (Gross Operating Profit) – Betriebsergebnis vor Fixkosten
- Belegungsrate – Prozentualer Anteil belegter Zimmer
Besonders in der Ferienhotellerie lohnt sich der Vergleich der GOP-Marge mit ähnlichen Betrieben. Wer hier zu stark abfällt, sollte seine Kostenstruktur überprüfen, siehe auch SHK 166: Grundbegriffe im Profit Management.
2. Kostenkennzahlen – Effizienz steigern
Neben dem Umsatz ist die Kostenkontrolle entscheidend. Hier sind die wichtigsten Kostenpunkte:
- Wareneinsatz (v.a. in Hotels mit Gastronomie)
- Personalkosten (besonders in saisonalen Betrieben ein kritischer Faktor)
- Energiekosten (steigender Einfluss durch Nachhaltigkeitsanforderungen)
- Fixkostenanteil (z.B. Leasing, Wartungskosten, Versicherungen)
Viele Hoteliers unterschätzen die Bedeutung der Personaleffizienz. Wer seine Kosten mit ähnlichen Betrieben vergleicht, erkennt oft ungenutzte Potenziale.
3. Markt- & Online-Performance – Die digitale Sichtbarkeit messen
Moderne Gäste buchen zunehmend online – daher sollten Hotels ihre digitale Wettbewerbsfähigkeit mit folgenden KPIs messen:
- Direktbuchungsrate – Anteil der Buchungen über eigene Kanäle
- Bewertungsdurchschnitt – Gästezufriedenheit auf Plattformen wie Google & HolidayCheck
- Sichtbarkeit in Suchmaschinen – Ranking bei Google für relevante Keywords
Hotels mit starken Direktbuchungen sind unabhängiger von OTAs (wie Booking.com) und sparen Kommissionskosten.
Woher stammen die Benchmarking-Daten? – Die wichtigsten Quellen für Hoteliers
Damit Benchmarking zielführend ist, müssen die Vergleichsdaten aus verlässlichen Quellen stammen. Hier die drei wichtigsten Kategorien:
1. Externe Datenquellen
- STR-Reports – International anerkanntes Benchmarking-Tool für Hoteliers
- Österreichische Tourismusstatistiken – Offizielle Branchendaten
- Marktstudien & Wettbewerbsanalysen – Externe Berichte von Tourismusberatern
2. Interne Datenquellen
- Eigene PMS- und Controlling-Daten – Werte aus dem Hotelmanagement-System
- Jahresabschlüsse – Finanzberichte zur langfristigen Entwicklung
3. Technologische Lösungen & KI-gestützte Analysen
- Rateshopping-Tools – Vergleich der Preisgestaltung mit Mitbewerbern
- Revenue-Management-Software – Automatische Optimierung von Preisen
- KI-gestützte Prognose-Tools – Vorhersagen zu Nachfrage & Gästeverhalten
Wichtig: Hotels sollten darauf achten, nur einheitlich berechnete Daten zu vergleichen (z.B. nach STAHR-Standard).
Praxisbeispiel: Benchmarking im Hotelalltag
Ein 4-Sterne-Familienhotel in Salzburg mit 75 Zimmern stellt fest, dass sein GOP pro Zimmer unter dem Branchenschnitt liegt. Die Analyse zeigt folgende Schwachstellen:
- Der Personalkostenanteil liegt mit 44 % über dem Durchschnitt (40 %).
- Die Durchschnittsrate (ADR) ist niedriger als bei vergleichbaren Hotels.
- Die Direktbuchungsrate liegt bei nur 20 %, während der Markt bei 35 % liegt.
Lösung durch gezielte Maßnahmen
- Bessere Personalplanung, um Kosten zu optimieren
- Optimierung der Preisstrategie, um den ADR in Hochsaisons zu steigern
- Stärkere Direktbuchungskampagnen, um die Abhängigkeit von OTAs zu reduzieren
Mögliches Ergebnis nach einem Jahr:
- Höhere GOP-Marge, trotz steigender Löhne
- Bessere Auslastung, ohne Dumpingpreise
- Mehr Direktbuchungen, weniger Kommissionskosten
Fazit: Benchmarking als strategisches Steuerungstool
Benchmarking ist kein Selbstzweck, sondern ein strategisches Werkzeug, das Hoteliers hilft, ihre Preisstrategie, Kostenstruktur und Marktpositionierung zu optimieren.
Wer Benchmarking regelmäßig einsetzt, sichert langfristig seinen wirtschaftlichen Erfolg.
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- Weitere Benchmarks für die Gastronomie: SHK 173 Benchmarking für die Gastronomie
- OeHT: Know How und Kennzahlen