Der Begriff „alpiner Lifestyle“ hat in den letzten Jahren eine rasante Erweiterung erfahren: Alpin inspirierte Zimmer, Apartments und Wellness-Einrichtungen drängten innerhalb kürzester Zeit auf den Markt. Mit Küche, Architektur, ihrem Logo oder einem passenden Slogan versuchen heute Hoteliers, ihren Gästen ein alpines Gefühl zu vermitteln. Die Folge davon ist, dass es vielen Hotels an Individualität und einer klaren Linie fehlt. Die meisten Konzepte sind schlichtweg austauschbar.
Wie werden Gäste in alpinen Hotels wohnen?
Der Prodinger Report „Die Zukunft der Ferienhotellerie in den Alpen“ analysiert den Status quo und zeigt, welche Schritte für einen langfristigen Erfolg entscheidend sind. Dabei wurde der schillernde Bereich „alpiner Lifestyle“ unter die Lupe genommen. Der Report eröffnet einen reflektierten Einblick in das Mindset von alpinen Gastgebern, die auf ihre Art und Weise den alpinen Lifestyle definiert haben. Gemeinsam mit Architekten, Fashion-Vordenkern und kreativen Hoteliers wurde untersucht, was den alpinen Lebensstil eigentlich ausmacht und welche Erwartungen der Gast von morgen hat. Unter Berücksichtigung jüngster Trends gibt der Report den Hoteliers konkrete Empfehlungen zur Umsetzung authentischer Lifestyle-Projekte im alpinen Raum.
Der Wunsch nach einem Kontrastprogramm
Aus touristischer Sicht hat der gesamte Alpenraum einen sehr hohen Stellenwert: Rund 500 Millionen Nächtigungen werden jährlich gezählt – Tendenz steigend. Die Tatsache, dass immer mehr Menschen in Städten leben, spielt der Ferienhotellerie gut in die Karten. Der Wunsch nach einem Kontrastprogramm, wie Bewegung in der frischen Bergwelt oder die Wiederentdeckung des Regionalen, nimmt deutlich zu. Das führt zu einem gänzlich neuen Selbstverständnis von alpinem Urlaub, Nachhaltigkeit und Postmaterialismus.
Begriffsdefinition
Alte Werte und Traditionen erleben seit geraumer Zeit eine kräftige Renaissance. Bei der Definition von „alpinem Lifestyle“ war dieser Trend klar spürbar. So sind es Grundwerte wie Bodenständigkeit, Tradition und Ehrlichkeit, welche den Kern des alpinen Lebensstils ausmachen. Zudem wird alpiner Lifestyle immer auch mit Outdoor-Aktivitäten, mit der Natur, den Bergen und einer bodenständigen Architektur verbunden. All diese Werte und Faktoren sind es, die dem alpinen Lifestyle Substanz verleihen.
Alpiner Lifestyle reloaded
Sind die Zeiten von rustikaler Eiche, Hirschgeweihen, gehäkelten Tischdecken und Zirbenstuben-Herrlichkeiten vorbei? Der Gast wünscht sich eine neue Definition der alpinen Tradition, weg von Kulisse und vorgetäuschter Authentizität. Sinn und Zweck soll nicht die Darstellung überholter Werte sein, sondern eine konsequente und eine dem modernen Zeitgeist entsprechende Umsetzung.
In den Alpen wird heute bereits vielerorts ein zeitgenössischer Alpenstil gepflegt, der offen und hochwertig traditionelles mit modernem Design verbindet. Die besondere Herausforderung liegt darin, die eigene Identität nicht auf dem Altar der Modernität zu opfern.
Untersucht wurden im Prodinger-Report neben den Anforderungen der Gäste von morgen auch aktuelle Trends, wie die vermehrte Nachfrage nach Long-Stay Apartments, das Vordringen von Mixed Use-Konzepten sowie die sich öffnende Online-Offline Divergenz. Unter Berücksichtigung all dieser Parameter eröffnen sich für die Ferienhotellerie gute Chancen, mit authentischem „alpinen Lifestyle“ neue und zufriedene Gäste zu gewinnen. Es gilt, adäquate Produktangebote zu schaffen.
Erfolgsmodelle
Nach universeller Betrachtung der gesellschaftlichen Trends und des Gastes von morgen können einige Erfolgsmodelle aus dem alpinen Raum genannte werden:
- Hotel Jungbrunn – Das Alpine Lifestylehotel, Tannheim, Tirol
- Hotel Forsthofgut, Leogang, Salzburg
- Wellness Hotel Der Krallerhof, Leogang, Salzburg
- hansi hansi, Bad Gastein, Salzburg
- Weitmoser Schlossalm, Bad Hofgastein, Salzburg
- Hotel Die Sonne, Saalbach, Salzburg
- Sepp – Alpine Boutique Hotel, Maria-Alm, Salzburg
- Seehof, Nature Retreat, Natz Schabs, Südtirol
Alpiner Lifestyle? Ein Fazit
Als zentrale Erkenntnis hat sich herauskristallisiert, dass sich der alpine Lebensraum immer im Einklang mit der Natur und der lokalen Bevölkerung befinden muss. Nur wenn die Qualität dieses Lebensraumes unter Berücksichtigung ökologischer Faktoren gewahrt wird, kann in Zukunft der alpine Raum als Wirtschaftsraum dienen. Ebenfalls bedarf es dabei der Berücksichtigung der Wünsche der lokalen Bevölkerung. Nur, wenn sich die Einheimischen in Bezug auf den alpinen Raum als Wohnraum und Arbeitsplatz wohlfühlen, kann der Gast davon profitieren.
Was die Definition von alpinem Lifestyle betrifft gibt es nicht „die eine“ Definition. Es scheiden sich die Geister, inwieweit die Begrifflichkeit „Lifestyle“ den alpinen Raum tatsächlich beschreiben
kann. Gemeinsamen Tenor bilden Faktoren wie „gut essen“, „gut trinken“, Outdoor-Aktivitäten, Landschaft, Regionalität und Tradition sowie die Herzlichkeit und Ehrlichkeit der Gastgeber, die
alpinen Lifestyle am ehesten präsentieren.
Am besten kann die Definition mit dem Konzept „savoir de vivre“, also „wissen, zu leben“, zusammengefasst werden. Eine weitere klare Erkenntnis ist, dass generell ein Trend in Richtung Funktionalität und Rückbesinnung auf das Klassische geht. Dabei erleben alte Traditionen und Werte eine Renaissance. Entscheidend ist eine konsequente und eine dem modernen Zeitgeist entsprechende Umsetzung.
Dieser Trend betrifft vor allem die Hardware des Unternehmens, also die Architektur und das Design. In der Umsetzung bedeutet das, den alpinen Lebensraum in Architektur und Design widerzuspiegeln. Dabei sollten Kooperationen mit Produzenten aus der Region auf allen Ebenen bevorzugt werden: Materialien wie Holz, Loden, Stein sowie Lebensmittel von nahegelegenen Produzenten verhelfen einerseits zu einer erfolgreichen Umsetzung der Werte des Betriebs, andererseits verschaffen sie den einzelnen Unternehmen einen Wiedererkennungswert. Ein weiterer Vorteil ergibt sich daraus, dass dadurch der Wirtschaftsraum vor Ort gestärkt wird, wovon die Regionen nachhaltig profitieren. Nur so kann die Qualität des alpinen
Lebensraums gewahrt und eine touristische Nutzung ermöglicht werden.
Weiterführende Informationen
- Trends und Studien der Prodinger Tourismusberatung
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