In der aktuellen Podcast-Folge haben wir wieder einen spannenden Interviewpartner zu Gast, nämlich Florian Egger. Florian wurde die Natur bereits in die Wiege gelegt. Er ist bei ClimatePartner tätig, einem Unternehmen, das verschiedene Branchen auf ihrem Weg zur Klimaneutralität begleitet, darunter auch die Hotellerie.
Wie er das macht, warum ihm der Klimaschutz besonders wichtig ist und vor allem, wie der Tourismus im Klimawandel bestehen kann, darüber wird in der aktuellen Podcastfolge gesprochen.
Kernaussagen
- Verständnis für Klimaschutz ist da und der Gast wird kritischer.
- Reisen ist ein Bedürfnis und wird immer ein Bedürfnis sein.
- Nachhaltigkeit ist nicht nur ein ökologischer Aspekt (siehe Alpenkonvention).
- Klimaschutz ist kein Sprint, sondern ein Marathon.
Transkript dieser Podcast-Folge
Marco: Hallo Florian, ich freue mich sehr, dass du mir heute für ein Interview zur Verfügung stehst. Ich habe im Intro schon erzählt, worum es heute gehen wird, aber sei doch so nett und stell dich unseren Hörerinnen und Hörern selbst noch einmal vor. Wer bist du, und womit beschäftigst du dich? #00:00:57-4#
Florian: Hallo Marco, danke für die Einladung. Mein Name ist Florian Egger. Als gebürtiger Südtiroler bin ich in einer bekannten Tourismusdestination aufgewachsen. Schon als Kind habe ich in der Pension meiner Großmutter mitgeholfen, und dadurch ist eine Passion entstanden. Ich habe die Hotelfachschule absolviert und später in der Tourismusbranche gearbeitet, unter anderem auf einem Kreuzfahrtschiff. Danach bin ich zum Studieren nach Wien gezogen, war dort auf der Wirtschaftsuniversität und habe anschließend den Master „Leadership Tourismus“ an der FHWien der WKW gemacht. Momentan arbeite ich für ClimatePartner und helfe Unternehmen, im Klimaschutz aktiv zu werden. #00:01:56-4#
Marco: Das ist sehr spannend. Schön, dass es dich nach Wien verschlagen hat, denn dadurch haben sich unsere Wege gekreuzt. Du bist in der Tourismusbranche Südtirols aufgewachsen und hast dort interessante Entwicklungen verfolgen können. Welche Rolle spielt der Klimaschutz in Südtirol? Warum ist dir Klimaschutz ein Anliegen, und wie bist du zu ClimatePartner gekommen? #00:02:24-9#
Florian: Marco, wir beide haben uns im Rahmen meiner letzten Tätigkeit bei Get Local kennengelernt. Ich bin sehr gerne in Wien zu Hause, der lebenswertesten Stadt der Welt, und freue mich immer wieder, wenn ich mich mit dir auf ein Bier treffen kann. #00:02:55-1#
Marco: Das ist schön! #00:02:55-6#
Florian: Genau wie der Tourismus ist auch der Klimaschutz einer meiner großen Leidenschaften. Südtirol ist durch eine vielfältige Naturlandschaft geprägt, und deshalb ist mir das Ganze sozusagen in die Wiege gelegt worden. Mein Großvater war ein Vorreiter in diesem Bereich. Er machte sich bereits damals Sorgen um die wenig nachhaltige Monokultur der Apfelplantagen in Südtirol, und er wurde oft dafür belächelt, dass er in seinen Gärten mit traditionellen Komposthaufen arbeitete. In dieser Umgebung bin ich aufgewachsen und habe bereits in jungen Jahren bei der Arbeit mitgeholfen. Ich war schon immer sehr gerne in der Natur und bin sehr dankbar dafür, dass mir meine Familie diese Liebe nahegebracht hat. #00:04:12-6#
Als ich später mit dem Reisen begann, konnte ich die negativen Auswirkungen der Umweltzerstörung mit eigenen Augen sehen, zum Beispiel in Brasilien, wo der Regenwald gerodet wird oder in den verschmutzten Slums von Nairobi. Ich entschied mich, einer sinnstiftenden Arbeit nachzugehen, mit der ich dazu beitragen kann, dass unsere Umwelt auch für nächste Generationen erhalten bleibt. Besonders wichtig ist mir der schöne Alpenraum. #00:04:50-2#
Marco: Es ist fantastisch, wenn man seine Passion zum Beruf machen kann. Du hast es geschafft, sogar zwei Leidenschaften miteinander zu verbinden, nämlich den Tourismus und den Klimaschutz. Außerdem hast du auf deinen Reisen vieles sehen und erfahren können. Welchen Stellenwert hat der Klimaschutz im Tourismus heute? #00:05:07-8#
Florian: Der Klimaschutz hat einen sehr zentralen Stellenwert, denn er ist eine Grundvoraussetzung für den Tourismus. Wir alle träumen von den schönen schneebedeckten Alpen, vom türkisblauen Meer und von der frischen Bergluft. Wenn es das alles nicht mehr gäbe, dann würden wir unsere Urlaube sicher anders verbringen. Die Erkenntnis, dass eine intakte Umwelt die Grundlage für eine florierende Reisebranche ist, setzt sich mehr und mehr durch. Gerade in einem wirtschaftlichen Umfeld ist es schwierig, den Wert der Umwelt zu definieren. In Australien beispielsweise hat man diese Überlegungen bereits in Zahlen umgesetzt. Wissenschaftler haben ausgerechnet, dass Einnahmen in Milliardenhöhe verloren gingen, wenn das Great Barrier Reef ausbleichen würde. Man beginnt, langfristig zu denken. Es ist nicht nur schön und wichtig, einen solchen Touristenmagneten zu haben, sondern er wird als Lebensgrundlage für viele Menschen und natürlich auch für Tiere und Pflanzen wahrgenommen. #00:06:34-3#
Marco: Da treffen verschiedene Kräfte aufeinander, einerseits die Wichtigkeit des Wirtschaftsfaktors und andererseits das ewige Festhalten am Geld. Kommen wir zurück auf den heimischen Tourismus. Klimaschutz ist wichtig, und gerade in der Coronakrise ist uns bewusst geworden, wie wertvoll Natur und Nachhaltigkeit sind. Diese Themen haben, neben der Digitalisierung, an Fahrt aufgenommen. Jeder wollte raus aus den vier Wänden und Zeit im Grünen verbringen. Auch vor Corona gab es bereits einen Trend zu Naturhotels. Ist das lediglich ein Marketingthema, oder steckt mehr dahinter? Vielleicht belügen sich die Menschen sogar selbst, wenn sie guten Gewissens in ein Naturhotel fahren, sich aber gleichzeitig keine Gedanken darüber machen, wie umweltschädlich ihre Anreise ist. Wie ehrlich ist die Auseinandersetzung mit dem Thema? #00:07:40-3#
Florian: Grundsätzlich sind Verständnis und eine Grundmotivation für den Klimaschutz vorhanden. Glücklicherweise rückt dieser Bereich immer mehr in den Fokus der Menschen. Der Vorteil ist, dass wir inzwischen die Faktoren erkannt haben, die für den Klimaschutz wichtig sind. Du hast das Stichwort Greenwashing angesprochen. Auch ein kritischer Konsument erkennt, wenn er nicht ehrlich zu sich ist. Auf der anderen Seite sehen wir einen Trend mit positiven Aktionen, besonders auch im heimischen Tourismus. Es gibt den Verein Vitalpin, einen Zusammenschluss von Tourismusunternehmen, der sich den Schutz der Alpen als Ziel gesetzt hat. Wir bei ClimatePartner arbeiten mit diesem Verein zusammen und setzen Projekte gemeinsam um. Zum Beispiel helfen wir Skiunternehmen, deren Klimaziele wir auf datengestützter Basis umsetzen. Wir prüfen, wie man Emissionen reduzieren kann, bis hin zur Erreichung der Klimaneutralität. Außerdem helfen wir bei der Zertifizierung für ein Umweltzeichen. Vor Kurzem habe ich gelesen, dass die Österreichische Hoteliervereinigung im Rahmen des Programms European Tourism Going Green verstärkt den Hotels hilft, einen nachhaltigen Weg einzuleiten. Insofern geht der Trend meiner Meinung nach eindeutig in die richtige Richtung. #00:10:06-8#
Marco: Vielen Dank. Den Verein Vitalpin werde ich gerne in den Show Notes verlinken. Bleiben wir beim heimischen Tourismus, der auch sehr stark von internationalen Gästen abhängig ist. Und hier kommt die Mobilität mit ins Spiel. Zwar haben wir während der Pandemie einen stärkeren Inlandstourismus gehabt, aber die Menschen wollen jetzt wieder reisen. Insgesamt und global gesehen sind wir sehr abhängig von den international Reisenden. Sind Fernreisen mit Klimaschutz vereinbar? #00:10:41-2#
Florian: Das ist eine gute Frage. Kurze Antwort: ja, aus meiner Sicht sind Fernreisen und Klimaschutz vereinbar. Die Verantwortung liegt zunächst bei jedem selbst, und man muss ein gesundes Maß finden. Wer fünfmal pro Jahr nach Dubai fliegt, reist nicht nachhaltig. Wichtig ist, dass wir vor dem Hintergrund der Klimakrise versuchen, unsere Emissionen so weit wie möglich zu reduzieren. Das gilt auch für die Unternehmensebene. Reisen ist ein Bedürfnis, das nach der Befriedigung der Grundbedürfnisse sehr zentral wird. Du hast es bereits angesprochen, gerade jetzt fällt uns aufgrund von Corona die Decke auf den Kopf. Es ist wichtig, aus den eigenen vier Wänden herauszukommen. Das Reisen ermöglichst uns, andere Kulturen zu entdecken, unseren Horizont zu erweitern und neue Menschen kennenzulernen. Es baut Verständnis für internationale Zusammenhänge auf und lehrt uns die Liebe zur Natur. Aus meiner Sicht sind das zentrale Bedürfnisse, die nicht ausnahmslos dem Klimaschutz untergeordnet werden sollten. Man kann seinen Flug klimaneutral gestalten, indem man ihn mit dem Kauf von zertifizierten Schutzprojekten verbindet. Es gibt einen Weg der Mitte, um das Für und Wider abzuwägen. #00:12:43-3#
Marco: Das würde wahrscheinlich auch bedeuten, dass die Billigflüge irgendwann wegfallen, weil sie nicht nachhaltig gestaltet werden können. Du sagst, dass Fernreisen unter gewissen Auflagen mit dem Klimaschutz vereinbar sind. Ein weiterer Punkt ist, dass man im Tourismus auf ständiges Wachstum hofft, denn gerade die Reisebranche ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor Österreichs, der einen Großteil des Bruttoinlandsprodukts ausmacht. Wenn man Gästeanzahl und Klimaschutzprojekte unter einen Hut bringen möchte, ist dann nicht langsam eine Sättigung erreicht? Wie ist das mit den wachstumsgetriebenen Neuprojekten vereinbar? #00:13:42-7#
Florian: Auch das ist eine spannende Frage. Wenn wir von Nachhaltigkeit sprechen, dann meinen wir meist die ökologischen Aspekte. Das ist vor dem Hintergrund der Klimakrise absolut sinnvoll und wichtig, aber gleichzeitig gibt es andere Aspekte der Nachhaltigkeit, nämlich einen ökonomischen und einen sozialen. Der Tourismus ist sowohl für die Wirtschaft in Österreich als auch in anderen Ländern sehr wichtig. Diese Betrachtungen darf man nicht vernachlässigen, denn die Reisebranche ist die Lebensgrundlage vieler Menschen. #00:14:44-5#
Es ist auch die Aufgabe der Politik, hier ein gutes Miteinander zu ermöglichen. Seit Langem gibt es die Alpenkonvention, bei der sich die Anrainerstaaten darauf geeinigt haben, dass die Alpen geschützt werden müssen. Das ist bereits in Gesetzestexte gefasst worden. Neben dem Schutz der Region haben wir uns darauf geeinigt, den Tourismus als Wirtschaftsfaktor und Lebensgrundlage von vielen Menschen aufrecht zu erhalten. #00:15:25-0#
Man muss von Fall zu Fall entscheiden, wo die Grenze ist und wo der Overtourism beginnt, zum Beispiel, wenn die Einheimischen selbst aus den Orten gedrängt werden. Solche Beispiele gibt es immer mehr, und dem man muss mit Gesetzen entgegnen. Wenn man alle Seiten betrachtet, dann gibt es keine einfachen Lösungen. Alle Elemente der Nachhaltigkeit haben ihre Daseinsberechtigung, und insofern muss man von Fall zu Fall entscheiden. #00:16:16-1#
Marco: Vieles hängt von den politischen Rahmenbedingungen ab, und es gibt bereits entsprechende Abkommen. Manche Hotels möchten sich ehrlich mit dem Thema auseinandersetzen, und dann ist die Causa Prima der nachhaltigen Hotels der ökologische Fußabdruck, das Thema CO2. Womit muss ich mich beschäftigen, wenn ich ein CO2-neutrales Hotel betreiben möchte? #00:16:51-8#
Florian: Alles beginnt mit der Aufnahme der eignen Daten. Wenn wir den Weg hin zu einem klimaneutralen Hotel beschreiben wollen, dann geht es immer um einen Dreiklang, der mit dem Messen beginnt. Das heißt, das Hotel muss herausfinden, welche Emissionstreiber in seinem speziellen Fall berücksichtigt werden müssen. Dabei bilanzieren wir nach dem internationalen Standard des Greenhouse Gas Protocols. Ganz klassisch fällt darunter die Energie, die das Haus verbraucht, der Strom, das Wasser und die Wärme. Dazu gehören auch der Abfall und die Arbeit des Gastronomiebetriebes. Man geht Step by Step vor und erstellt eine CO2-Bilanz, basierend auf den Verbrauchsdaten. Damit kann man die eigenen Emissionstreiber herausarbeiten und versuchen, so viele wie möglich zu reduzieren. #00:18:03-7#
Damit sind wir beim zweiten Punkt. Es wird untersucht, wo Potenziale bestehen, um Emissionen zu reduzieren. Das können im Einzelfall bis zu 20 Prozent sein. Dabei ist einiges möglich. #00:18:21-9#
Marco: Und das womöglich ohne große Eingriffe in die Infrastruktur des Hauses. Geht es dabei um die Umstellung der eigenen Gewohnheiten? #00:18:26-3#
Florian: Genau. Schauen wir uns zum Beispiel den Strom an. Bezieht das Haus bislang Graustrom, dann kann es seinen Einkauf auf Grünstrom umstellen. Dadurch reduziert es bereits seinen CO2-Fußabdruck, ohne, dass es etwas an der Infrastruktur ändert. Klimaschutz ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Wir orientieren uns an den Science based Targets und sind in einer Linie mit den Vereinten Nationen, die Unternehmen ermutigen, erste Schritte umzusetzen. Danach sollten Umstellung und Ausrichtung langfristig angelegt sein und der eigene Ausstoß auf ein Minimum reduziert werden. Gleichzeitig bleiben einige unvermeidbare Emissionen übrig, die bestenfalls im Laufe der Zeit immer weniger werden. Das gelingt, wenn man auf lange Sicht gesehen die Infrastruktur umbaut. #00:19:39-0#
Eine Kompensation von unvermeidbaren Emissionen kann auch durch zertifizierte Klimaschutzprojekte erreicht werden. Dadurch führst du den Betrieb in Richtung Klimaneutralität. Ein entsprechendes Label bietet Transparenz. Der Gast kann nachvollziehen, auf welche Weise Reduktionsmaßnahmen umgesetzt wurden, wie hoch die unvermeidbaren Emissionen sind und mit welchen Klimaschutzprojekten sie kompensiert werden. #00:20:09-1#
Marco: Mir gefällt deine Aussage sehr gut, dass Klimaschutz kein Sprint ist, sondern ein Marathon. Ich sage immer, dass Nachhaltigkeit nicht das Ziel ist, sondern der Weg, den ich beschreite. „Act now“, das ist für mich ganz essenziell. Man muss den ersten Schritt tun und beginnen, sich mit der eigenen Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Man darf keine Angst vor dem ersten Schritt haben. Wie unterstützt ClimatePartner die Unternehmen dabei? #00:20:40-5#
Florian: Wir unterstützen alle diese Schritte. Wir helfen dem Hotel bei der Erstellung seiner CO2-Bilanz. Dafür stellen wir eine spezielle Software zur Verfügung. Sie ist cloudbasiert und ist einfach und intuitiv zu bedienen. Darüber hinaus steht ein Custom Manager bei Fragen während des Prozesses zur Verfügung. Im Hintergrund liegen die Emissionsfaktoren, die wir von Datenbanken beziehen, so dass die CO2-Bilanz berechnet werden kann. Sie wird mit Hilfe des Vier-Augen-Prinzips plausibilisiert und verifiziert. Auch im nächsten Schritt bei der Reduktion sind wir gerne behilflich und definieren gemeinsam mit dem Hotel eine holistische Klimaschutzstrategie. Dazu gehören entsprechende Maßnahmen und Verantwortungsbereiche mit Ausgleich der CO2-Emissionen. Wir beschäftigen uns mit allen Treibhausgasen, diese werden jedoch in CO2-Äquivalente umgerechnet, so dass man einfacher mit ihnen arbeiten kann. #00:22:16-8#
Marco: CO2 ist die Messgröße für alle Maßnahmen beziehungsweise für die verschiedenen Treibhausgase. #00:22:24-7#
Florian: Man sieht manchmal hinten noch ein kleines „e“ stehen für den englischen Ausdruck „equivalent“, also einen gleichwertigen Ersatz, der in CO2-Äquivalente umgerechnet wird. Mit dieser Größe kann man einfacher arbeiten. #00:22:41-8#
Als letzte Maßnahme folgt die Kompensation. Wir haben ein Portfolio von über 100 zertifizierten Klimaschutzprojekten, die die genannten 17 Ziele der UN Sustainable Development Goals unterstützen. Die sind auf der ganzen Welt verteilt, aber es gibt auch einige davon in Österreich. Zum Beispiel haben wir mit dem Verein Vitalpin ein interessantes Klimaschutzprojekt in die Wege geleitet. Heimische Betriebe reichen ihre Projekte ein, und eine Jury entscheidet, ob sie eine Unterstützung erhalten. Anschließend helfen wir bei der Umsetzung und bei der Kommunikation, denn die ist besonders wichtig. Das Engagement sollte an die Gäste kommuniziert werden. Ein Teil davon ist das transparente Label, mit dem man nachvollziehen kann, wie die Bemühungen für den Klimaschutz umgesetzt werden. #00:23:58-3#
Marco: In der Kooperation mit Vitalpin werden regionale Projekte auf Basis des Zertifikatshandels unterstützt. Das ist ein wichtiger Punkt. Oftmals besteht eine Unsicherheit, ob der Gegenwert der gekauften Zertifikate tatsächlich in umweltfördernde Projekte fließt. Für das Mindset ist es wichtig, dass man sich sicher kein kann, dass die eigene Unterstützung den Alpen auch tatsächlich zugute kommt. Was sind deine Erfahrungen? Ist die Nachfrage nach Förderung von regionalen oder internationalen Maßnahmen größer? #00:24:27-9#
Florian: Früher war es nicht möglich, Projekte aus dem Norden zu beziehen. Das hat den Hintergrund, dass durch das Kyoto-Protokoll der so genannte Development Mechanism ins Leben gerufen worden ist, der festlegte, dass Klimaschutzprojekte aus dem globalen Süden kommen müssen. Es gibt noch weitere Kriterien, wie zum Beispiel eine Vermeidung von Doppelzählungen. Wenn in Österreich ein Projekt umgesetzt wird, dann fließt das Ergebnis in das staatliche CO2-Budget, und Österreich hat damit seine Klimabilanz verringert. Außerdem braucht es immer eine Zusätzlichkeit. All diese Projekte benötigen einen Finanzierungsbedarf, ohne den sie nicht umgesetzt werden können. Wenn ich mir Solarzellen aufs Dach montiere, dann ist das wirtschaftlich sinnvoll und wird gefördert. Deshalb kommt der Großteil der Projekte aus dem globalen Süden. Das hat auch etwas mit der Klimagerechtigkeit zu tun. Die ärmeren Länder haben meist nichts Negatives zum Klimawandel beigetragen, müssen jedoch mehr als andere darunter leiden. Der Durchschnittsösterreicher produziert wesentlich mehr Schadstoffe als ein Einwohner in einem Entwicklungsland, pro Kopf gesehen. #00:26:39-2#
Klimawandel muss global gedacht werden. Die Atmosphäre kennt keine Grenzen, und es spielt keine Rolle, wo das CO2 eingespart wird. Wichtig ist, dass etwas getan wird. Die lokalen Projekte sind oft miteinander gekoppelt, das heißt, der CO2-Ausgleich findet im Austausch statt. Zum Beispiel haben wir eine Maßnahme, die im Naturpark Karwendel stattfindet. Dort werden Moore renaturiert und es wird Totholz eingebracht, so dass die Biodiversität erhöht wird. Es gibt durchaus sehr schöne Kombinationen dieser Projekte. #00:27:17-2#
Marco: Habt ihr während Corona eine verstärkte Nachfrage festgestellt? Interessieren sich die Betriebe mehr als früher für den Klimaschutz? #00:27:32-7#
Florian: Ja, absolut. Die Nachfrage steigt, und wir freuen uns, immer mehr Kunden aus den verschiedensten Branchen zur Seite stehen zu können. Der Tourismus nimmt langsam wieder an Fahrt auf. Das ist gut, denn gerade diese Branche wurde von der Coronakrise besonders gebeutelt. Es herrscht Aufbruchstimmung, und das ist eine große Chance, um sich in Richtung Nachhaltigkeit zu positionieren. Das wird in der Zukunft unumgänglich sein. Wir haben immer mehr klimasensitive Gäste, die genau nach solchen Angeboten suchen. Deshalb freut es uns, dass besonders die Hotellerie zunehmend unsere Leistungen nachfragt. #00:28:47-5#
Marco: ClimatePartner ist aufgrund dieser Nachfrage stark gewachsen. Ihr habt euch zu einem großen globalen Team entwickelt. Wo liegen eure nächsten Schwerpunkte, und was ist die Vision von ClimatePartner? Wie sieht die ideale touristische Zukunft aus? #00:29:12-2#
Florian: Wir freuen uns darüber, dass wir stark wachsen. ClimatePartner ist inzwischen in neun europäischen Ländern und seit Kurzem auch in USA vertreten. Unser Ziel ist es, den Klimaschutz zu verbessern, um damit die Lebensumstände von Menschen und von Flora und Fauna auf dieser Welt. Für mich persönlich ist das eine sehr schöne und sinnstiftende Arbeit, mit der ich meine Interessen und Stärken verknüpfen kann, um an einem guten Ziel zu arbeiten. Die nächsten Generationen sollen eine Welt vorfinden, die genauso lebenswert wie die heutige ist. Sie soll allen ein schönes Zuhause bieten, den Menschen, den Tieren und den Pflanzen gleichermaßen. #00:30:35-0#
Wie sieht die ideale touristische Zukunft aus? Das ist eine gute Frage. Ich wünsche mir einen nachhaltigen Tourismus, der idealerweise klimaneutral ist. Er soll achtsamer verlaufen und die Funktion eines Stewards übernehmen, der auf die Natur aufpasst, denn sie ist die Grundlage für einen erfolgreichen Tourismus. Jeder von uns kann etwas dazu beitragen, zum Beispiel, indem wir weniger Fleisch essen. in diese Richtung wird sich noch vieles entwickeln, und ich bin sehr gespannt darauf, welche Möglichkeiten und Lösungen sich in Zukunft ergeben. #00:31:25-8#
Marco: Das waren sehr schöne Abschlussworte. Wenn wir alle auf uns und unsere eigene Umwelt achtgeben, dann werden wir noch sehr lange Freude an unseren schönen Alpen und an den Gletschern haben. Danke für das Gespräch, lieber Florian. #00:31:41-3#
Florian: Ich danke dir, Marco. #00:31:42-2#
Über ClimatePartner
ClimatePartner ist ein führender Lösungsanbieter im Klimaschutz für Unternehmen. Wir kombinieren individuelle Beratung mit einer cloudbasierten Software, die so auf dem Markt einzigartig ist. Unseren Kunden helfen wir, CO2-Emissionen zu berechnen, zu reduzieren und unvermeidbare Emissionen auszugleichen. Auf diese Weise werden Produkte und Unternehmen klimaneutral, was unser Label bestätigt.
Wir bieten Klimaschutzprojekte in verschiedenen Regionen und mit unterschiedlichen Technologien und Standards. Besonders wichtig sind uns die zusätzlichen sozialen Effekte der Projekte. Dabei orientieren wir uns an den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, den SDGs.
ClimatePartner wurde 2006 in München gegründet, wir sind heute über 300 Mitarbeitende in München, Berlin, Den Haag, Essen, Mailand, London, Wien, Zürich, Stockholm und Boston. Wir arbeiten mit über 4.500 Unternehmen in 35 Ländern zusammen.