Der Bund Österreichischer Tourismusmanager wurde kürzlich zum Destinations-Netzwerk Austria (dna). Das in Velden durchgeführte BÖTM Top-Seminar war somit das letzte seiner Art, und es war mir eine große Freude, mit meiner Keynote am Eröffnungstag einen inhaltlichen Beitrag leisten zu dürfen!
Eines steht fest: Der Tourismus in Bergregionen verändert sich rasant. Klimawandel, gesellschaftliche Entwicklungen und die steigende Nachfrage nach authentischen Erlebnissen stellen sowohl Destinationen als auch Hotelentwickler vor große Herausforderungen. In meinem Vortrag habe ich die entscheidende Frage beleuchtet: Ruft der Berg wirklich noch? Welche Rolle spielen Destinationen in der Hotelentwicklung?
Marktüberblick und Gesellschaftliche Veränderungen
Die Tourismusbranche in Österreich hat in den letzten Jahren signifikante Veränderungen erlebt. Besonders die 4- und 5-Sterne-Hotellerie verzeichnet stabiles Wachstum, während der Markt für niedrigere Kategorien schrumpft. Am stärksten gewachsen ist jedoch das Segment der gewerblichen Ferienwohnungen.
Gleichzeitig steht der Skitourismus zunehmend unter Druck. Kürzere Wintersaisonen und steigende Schneefallgrenzen durch den Klimawandel machen klassische Wintersportdestinationen weniger attraktiv.
Die Rolle der Destinations-Identität in der Hotelentwicklung
Eine starke Destinations-Identität ist entscheidend für den Erfolg neuer Hotelprojekte. Hotels müssen eng mit der regionalen Kultur und dem lokalen Angebot verwoben sein, um authentische Erlebnisse zu bieten. Architektur, Küche und Aktivprogramme sollten die Identität der Region widerspiegeln, um die steigende Nachfrage nach Authentizität zu erfüllen. Gleichzeitig beeinflussen Hotels die Wahrnehmung der Destination: Ein innovatives Hotelkonzept kann eine Region aufwerten und neue Zielgruppen anziehen.
Herausforderungen: Massentourismus und Überentwicklung
Bergregionen stehen vor der Herausforderung, den Balanceakt zwischen wirtschaftlichem Wachstum und Nachhaltigkeit zu meistern. Überentwicklung führt zu ökologischen Belastungen und einem Verlust der Attraktivität. Immer mehr Destinationen setzen daher auf nachhaltige Praktiken, um langfristig erfolgreich zu bleiben – darunter Investitionen in erneuerbare Energien, ökologisches Bauen und die Förderung des sanften Tourismus.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Abkehr vom Massentourismus hin zu individuell gestalteten Erlebnissen. Reisende erwarten zunehmend maßgeschneiderte Angebote und direkte Interaktionen mit der lokalen Bevölkerung. Hotels müssen diesen Wandel berücksichtigen und Erlebnisse schaffen, die eine persönliche und authentische Erfahrung ermöglichen.
Der Einfluss von Destinationen auf Hotelinvestitionen
Die wirtschaftliche und infrastrukturelle Entwicklung einer Destination spielt eine zentrale Rolle bei der Ansiedlung neuer Hotels. Gute Verkehrsanbindungen, kulturelle Angebote und medizinische Versorgung sind entscheidende Faktoren, die Investoren anziehen. Destinationen, die gezielt in ihre Infrastruktur investieren, schaffen Anreize für Hotelentwickler und sichern sich so langfristig einen Wettbewerbsvorteil.
Innovation und Erlebnisorientierung
Gäste von heute erwarten weit mehr als nur eine Übernachtung. Sie suchen nach unvergesslichen Erlebnissen – sei es durch kulinarische Highlights, Wellness-Angebote oder Outdoor-Aktivitäten. Hotels in Bergregionen müssen auf diese neue Erwartungshaltung reagieren und Erlebnisräume schaffen, die weit über das traditionelle Hotelerlebnis hinausgehen.
Und auch der demografische Wandel beeinflusst die Zielgruppen. Die „Best Ager“ gewinnen zunehmend an Bedeutung. Gleichzeitig suchen jüngere Generationen wie die GenZ nach flexiblen, nachhaltigen und technologisch unterstützten Urlaubserfahrungen.
Technologische Innovationen spielen dabei eine immer größere Rolle. Von digitalen Check-ins über Smart Rooms bis hin zu personalisierten Reise-Apps – die Digitalisierung bietet enorme Chancen, den Gästen einen nahtlosen und individuellen Service zu bieten.
Nachhaltigkeit als Schlüssel zum Erfolg
Nachhaltigkeit wird nicht nur als moralische Verpflichtung, sondern auch als Wettbewerbsvorteil gesehen. Hotels, die auf ökologische und soziale Nachhaltigkeit setzen, profitieren von höherer Gästezufriedenheit und einer verbesserten Reputation. Nachhaltigkeitsinitiativen der Destinationen, wie die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs oder ökologische Bauvorgaben, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Sicherstellung langfristiger Erfolge.
Fazit
Der Berg ruft tatsächlich noch – aber anders als früher. Die Zukunft der Bergdestinationen liegt in der Diversifizierung der Angebote, der engen Verbindung zwischen Hotelkonzepten und regionaler Identität, sowie der Fokussierung auf Nachhaltigkeit und Innovation. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der engen Zusammenarbeit zwischen Destinationen, Hotelentwicklern und Investoren, um authentische, zukunftsfähige Tourismuskonzepte zu schaffen.