Der dritte „Alpine Hospitality Summit“ versammelte am 16. Mai 2024 das Who’s Who der österreichischen und bayerischen Alpen-Hoteliers in Kitzbühel. Im ausverkauften Hermann-Reisch-Saal des Hotels Rasmushof diskutierten 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aktuelle Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der alpinen Hotellerie.
Thomas Reisenzahn, Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung, eröffnete den Summit mit einem detaillierten Branchenreport. Er zeigte auf, dass die Zahl der Hotelbetriebe in Tirol in den letzten zwölf Jahren um 15,8 Prozent zurückgegangen ist, während die Anzahl der Betten um 3,1 Prozent sank. Gleichzeitig explodierte die Zahl der gewerblichen Ferienwohnungen um 66 Prozent. Diese Verschiebung stellt die Hotellerie vor neue Herausforderungen, insbesondere da Ferienimmobilien zunehmend vermietet statt verkauft werden. Markus Kroner ergänzte später, dass diese Entwicklung durch gesetzliche Änderungen begünstigt wurde, die die gewerbliche Vermietung von Zimmern über Plattformen wie Airbnb erleichtern.
Alpine Century Hotels am Alpine Hospitality Summit
In der ersten Diskussionsrunde des Tages, moderiert von Tarek Leitner, ging es um die Entwicklungen und Investitionen in Alpine Century Hotels. Gerhard und Philipp Altenberger (Hotel Krallerhof Leogang), Elisabeth Gürtler (Alpin Resort Sacher Seefeld), Elisabeth und Maria Hauser (Bio- und Wellnessresort Stanglwirt Going) und Johannes Mitterer (Hotel Kitzhof Mountain Design Resort) teilten ihre Erfahrungen und Herausforderungen.
Trotz der wachsenden Zahl an Ferienwohnungen betonten die Diskutanten die Notwendigkeit, die Qualität im Hotelgewerbe zu erhalten. Thomas Reisenzahn verwies auf die schwierigen Finanzierungsbedingungen, die durch steigende Bau- und Energiekosten sowie höhere Mitarbeiterkosten verschärft werden. Besonders die Überhitzung des Bauwirtschaftssektors und die daraus resultierenden explodierenden Baukosten wurden als kritische Faktoren identifiziert.
Elisabeth Gürtler betonte die Bedeutung der Preisgestaltung und die Notwendigkeit, hohe Qualitätsstandards zu halten, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Next Generation Hotels
Der Vortrag „Next Generation Hotels“ bot einen Blick in die Zukunft der alpinen Hotellerie. Ich präsentierte gemeinsam mit Architekt Christian Prasser und den Studentinnen Emily Thomas und Angelique Tscherne von der New Design University in St. Pölten innovative Konzepte für die nächste Generation alpiner Hotels. Diese Konzepte, die als Projektarbeit entwickelt wurden, berücksichtigen die Bedürfnisse und Erwartungen der Generation Z und umfassen spektakuläre Designlösungen und nachhaltige Bauweisen. Die professionellen Visualisierungen und die kreativen Ansätze wurden vom Publikum begeistert aufgenommen und lieferten wertvolle Impulse für zukünftige Hotelprojekte.
Ruft der Berg wirklich noch?
Die zweite Diskussionsrunde des Vormittags widmete sich der Frage, was Hotelgruppen von alpinen Destinationen erwarten. Martina Boettcher (VAYA Group), Falk Laudi (Accor) und Torsten Vey (DSR Hotel Holding GmbH) diskutierten die Herausforderungen und Potenziale der alpinen Hotellerie. Alle drei waren sich einig, dass der alpine Raum noch großes Entwicklungspotenzial bietet und lobten die überwiegend vorhandene positive Aufnahme der Tourismusverbände in den Regionen.
Bye Bye Halbpension!
Der Nachmittag begann mit dem Vortrag und der anschließenden Diskussion „Bye Bye Halbpension! Hotelgastronomie – in Teufels Küche?“. Diese Sitzung beleuchtete die aktuellen Herausforderungen in der Hotelgastronomie, insbesondere die Frage, ob das traditionelle Halbpensionsmodell in der heutigen Zeit noch tragfähig ist.
Michael Hönigmann von den Harisch Hotels betonte, dass die steigenden Betriebskosten und der anhaltende Mitarbeitermangel die traditionelle Halbpension zunehmend unrentabel machen. Wolfgang Rosam, Herausgeber des Falstaff Verlags, ergänzte, dass Gäste heute mehr Flexibilität und ein breiteres gastronomisches Angebot erwarten. Dies stellt Hotels vor die Herausforderung, innovative Konzepte zu entwickeln, die sowohl wirtschaftlich tragfähig als auch attraktiv für Gäste sind.
Sepp Schellhorn argumentierte, dass die Kombination aus reduzierten gastronomischen Angeboten und dem Rückgang lokaler Restaurants das Qualitätsversprechen des heimischen Tourismus gefährde. Er forderte eine Entlastung der Lohnnebenkosten, um die wirtschaftliche Situation der Gastronomiebetriebe zu verbessern. Lukas Sendlhofer, der das innovative Konzept „LUKE’S Wohnzimmer“ im Gasteinertal betreibt, präsentierte ein erfolgreiches Modell, bei dem die Gäste aus einer Vielzahl kleinerer, spezialisierter Speisemöglichkeiten wählen können. Dieses Konzept wurde als zukunftsweisendes Beispiel hervorgehoben, wie Hotels auf die veränderten Gästebedürfnisse reagieren können.
Während Rosam überzeugt ist, dass mit gelungenem Entertainment die wirtschaftliche Situation in den Griff zu bekommen ist („In New Yorks Spitzenlokalen zahlt man kein Menu, sondern kauft wie für eine Show Monate im Voraus ein nicht rückerstattbares Ticket“), glaubt Schellhorn nicht an die Unendlichkeit der Zahlungsbereitschaft der Kunden. Die Kontrahenten gerieten nicht zuletzt wegen der von Schellhorn stark propagierten Rückkehr des Guide Michelin nach Österreich aneinander. „Sicher sind deren Sterne eine Weltwährung. Aber vom Budget der Österreich Werbung einem Autoreifen-Milliardenkonzern drei Jahre lang 600.000 Euro rüberzuschieben kann es auch nicht sein“, will der Falstaff-Verleger trotzdem auf seine ursprünglich geplante Klage wegen Wettbewerbsverzerrung verzichten.
Hotel-Stars der Alpen
In der anschließenden Sitzung präsentierten Christian Rottensteiner (NOA Architekten), Michael Sebastian Madreiter (PURADIES Naturresort Leogang), Stefan Eder (Coolnest Zillertal) und René Koch (Stoos Lodge Stoos Schweiz) ihre erfolgreichen Hotelkonzepte, die Tradition und Moderne verbinden. Diese Beispiele zeigten, dass trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen innovative Ansätze und Designlösungen erfolgreich sein können.
Lifestyle Design und Alpen-Flair
Der Vortrag „Lifestyle Design und Alpen-Flair“ beschäftigte sich mit den neuen Trends in der Hotellerie, insbesondere dem Aufstieg von Serviced Apartments und Suiten. Patrick Brändle (Re:Mind Jenbach) und Max Ramoser (AEON Bozen) stellten ihre innovativen Konzepte vor, die auf den wachsenden Bedarf nach flexiblen und hochwertigen Unterkunftsoptionen reagieren. Die Diskussion zeigte, dass diese neuen Modelle eine wichtige Rolle in der zukünftigen Entwicklung der Hotellerie spielen werden.
Alternative Finanzierungsmöglichkeiten
Die abschließende Diskussion des Summits konzentrierte sich auf alternative Finanzierungsmöglichkeiten, ein Thema, das von entscheidender Bedeutung für die Zukunft der Hotellerie ist. Erich Falkensteiner erläuterte, wie die Falkensteiner Hotels (FMTG) Crowdfunding erfolgreich nutzen konnten, um innerhalb von vier Jahren 65 Millionen Euro zu sammeln. Diese Methode ermöglichte es, neue Projekte zu finanzieren und bestehende zu erweitern, ohne ausschließlich auf traditionelle Bankkredite angewiesen zu sein.
Florian Zellmann von der österreichischen Hotel- und Tourismusbank (OeHT) betonte die Notwendigkeit, über den Tellerrand hinauszuschauen und innovative Finanzierungsmodelle wie Mezzanin-, Crowd- und Buy-2-let-Finanzierungen zu nutzen. Diese Modelle bieten eine flexible und oft schnellere Finanzierungsmöglichkeit, die besonders in Zeiten steigender Bau- und Betriebskosten attraktiv ist. Markus Gratzer, Geschäftsführer der Österreichischen Hoteliervereinigung, ergänzte, dass solche alternativen Finanzierungswege nicht nur für große Ketten, sondern auch für kleinere, familiengeführte Betriebe von Bedeutung sind.
Thomas Reisenzahn untermauerte die Diskussion mit Zahlen und Daten, die einen alarmierenden Rückgang der Investitionen in Tirol und Vorarlberg um über 40 Prozent in den letzten Jahren zeigten. Dies verdeutlicht die Dringlichkeit, neue Wege zu finden, um die finanzielle Basis für zukünftige Projekte zu sichern. Die Teilnehmer waren sich einig, dass eine Kombination aus traditionellen und alternativen Finanzierungsmethoden der Schlüssel zur Bewältigung der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen und zur Förderung von Innovationen in der Branche ist.
Fazit zum dritten Alpine Hospitality Summit
Der Alpine Hospitality Summit 2024 verdeutlichte eindrucksvoll, dass die Hotellerie in alpinen Regionen vor großen Herausforderungen steht. Steigende Kosten, der Rückgang traditioneller Hotelbetriebe und der Boom von Ferienwohnungen erfordern innovative Lösungen und alternative Finanzierungsmodelle. Trotz dieser Herausforderungen zeigten die präsentierten Erfolgsbeispiele, dass es Wege gibt, die Qualität und Attraktivität der alpinen Hotellerie zu erhalten und weiterzuentwickeln. Der Summit bot eine wertvolle Plattform für den Austausch von Ideen und Erfahrungen und lieferte wichtige Impulse für die Zukunft der Branche.