Die Urlaubsmotive Bewegung und Gesundheit decken sich weitgehend mit den aktuellen Reisetrends. Menschen wollen endlich mal wieder etwas anderes erleben oder in der ‚freien Natur’ unterwegs sein; gerne auch mit der Familie.
Viele Menschen haben das Bedürfnis, etwas für sich und ihren Körper tun zu müssen. Jedoch geht der Wunsch über das eigene “Ich” hinaus. Das Wiederentdecken der ökologischen Zusammenhänge und das Bedürfnis, mit dem eigenen Verhalten Teil einer nachhaltigen Lösung und nicht Teil des Problems zu sein, gehören inzwischen gleichermaßen zum persönlichen Anspruch. Bewegung und Gesundheit sollen gerade auf Reisen und im Urlaub sozusagen Hand in Hand mit der Nachhaltigkeit und mit ökologischen Gedanken gehen.
Dazu gehören auch regionale, nachhaltige Reisen statt CO2- intensiver Kurztrips mit dem Flugzeug. Auf der persönlichen Ebene spielen die Auszeit in der Natur, das Abschalten mittels Eintauchens in fokussierte Bewegungsabläufe („den Flow finden“), das gemeinsame Erlebnis und nicht zuletzt die Freude an sportlichen Herausforderungen eine immer stärkere Rolle. Dabei geht es auch darum, Gegenrealitäten aufzubauen, die sich von den oftmals isolierten, digitalen und bewegungsarmen Alltagswelten deutlich unterscheiden.
Destinationen und Hotels profitieren von der Sehnsucht nach Bewegung und Gesundheit
Wir reden von Gästen, die bereit sind, für dieses “neue Lebensgefühl“ Geld zu investieren, sei es in die Ausrüstung oder in Reisen zu Orten, die besonders authentische Angebote versprechen.
Genau dazu passen „Active Sports“-Angebote: sie führen zu Erlebnissen, die es im Alltag wie auch im Urlaub erlauben, Auszeiten und Erholung mit Bewegung und Genuss zu kombinieren. Und auch wenn man im Bereich von Active Sports über Sportarten wie Trailrunning, Trekking oder Klettern reden könnte, so lässt sich doch ein klarer Favorit erkennen: Schon seit längerem erleben wir gerade im Bereich des Mountainbikings das größte Potential an Aktiven (= potentiellen Gästen), woraus sich eine sehr aussichtsreiche Marktsituation ergibt.
Mit der Entwicklung von Mountainbike-Strecken als Teil des Gesamt-Portfolios einer Destination lassen sich verschiedene strategische Ziele erfüllen. So können mit diesen Angeboten gezielt neue, zusätzliche Zielgruppen angesprochen werden.
Bestehende Zielgruppen ansprechen
Genauso ist es möglich, bestehende Zielgruppen mit neuen Angeboten noch stärker an sich zu binden. Der Großteil der Strecken sollte den Bike-Fan nicht überfordern, sondern durch klares Design, Vorhersagbarkeit und Kommunikation dessen Erwartungen wecken und diese auch erfüllen. Deshalb ist davon abzuraten, Wanderwege und Forstwege für diese Produkte in den Vordergrund zu rücken. Besser ist vielmehr, gezielt neue Angebote zu entwickeln. Nur so können Qualität und Authentizität in der Kommunikation zum Gast funktionieren. Dies bezieht sich auch auf die bauliche Qualität der Strecken. Professionell angelegte Mountainbike-Wege haben den Vorteil, dass sie bei richtiger Planung und Umsetzung nicht nur die notwendigen Lenkungseffekte erzielen, sondern auch robust und witterungsbeständig sind. In vielen Ländern ist Mountainbiking bereits ein ganzjähriges Angebot. Heimische Mittelgebirgsregionen können daraus sicher sehr interessante Schlüsse hinsichtlich einer Verlängerung der “Schultersaison” ziehen.
Bewegung und Gesundheit = e-Mountainbike ?
Die Entwicklung der Mountainbike-Infrastruktur ist oft die Grundlage für eine Neuausrichtung. Gleichzeitig muss in den Destinationen auch der technologischen Entwicklung des Mountainbike-Sports Rechnung getragen werden. Dabei geht es vor allem um das Thema e-Mountainbike. Dessen zunehmende Popularität ist ein sehr wichtiger Treiber für den Einstieg oder das Wiedereinsteigen in den Mountainbike-Sport. 2019 wurden allein in Deutschland mehr als 350.000 Elektro-Mountainbikes verkauft. Die Zahlen steigen rasant und die aktuellen Prognosen liegen bei deutlich über einer Million Stück pro Jahr in den kommenden Jahren. Es ist davon auszugehen, dass das e-Mountainbike einen Marktanteil von über 80% erobern wird. Dabei ist zu betonen, dass e-Mountainbikes nochmal eine Preissteigerung im Bike- Segment bedeuten. Wo ein Durchschnittspreis von 3.000 bis 4.000 Euro für ein “normales“ Mountainbike anzusetzen war, werden jetzt Preise von 6.000 Euro und aufwärts bezahlt. Das lässt deutliche Rückschlüsse auf die Kaufkraft dieser Zielgruppe zu. Die Entwicklung wird aber auch zu Anpassungen im Service führen, wie zum Beispiel zur Ausweitung von Verleihflotten, vergleichbar mit den Veränderungen, die sich im Ski-Bereich in den letzten 10 Jahren durchsetzt haben.
e-Mountainbikes brauchen eine funktionierende Ladeinfrastruktur: Auch wenn die tatsächliche Batteriekapazitäten heutzutage längere Tagestouren erlauben, so machen sich viele e-Mountainbike-Nutzer:Innen dennoch darüber Sorgen, ob sie ihr e-Bike zwischendurch rechtzeitig aufladen zu können. Das bietet Service und Ausflugspunkten ideale Möglichkeiten, Angebote zu machen, die simpel, sicher und bequem sein sollten. Die meisten Räder lassen sich in ein bis zwei Stunden zu 75 % aufladen. Damit eröffnet sich die perfekte Möglichkeit, Gästen ein attraktives Angebot zu machen, vom Mittagessen bis zum Besuch einer lokalen Sehenswürdigkeit.
Gerade bei der nicht mehr auf reines Mountainbiking ausgerichteten Zielgruppe lassen sich auf diese Weise ideale Synergieeffekte inszenieren.
Das ist auch einer der wichtigsten Punkte: das heutige und zukünftige Potential im Mountainbike-Tourismus liegt nicht bei Gästen, die ihren Urlaub buchen, um ausschließlich drei bis vier Tage biken zu gehen, sondern bei Besuchern, die eine besondere vielfältige Zeit im Ort verbringen möchten: Ein paar Stunden biken, ins Spa gehen oder in das berühmte Slow Food Restaurant, welches so gut bewertet wurde… Mit dem Zusammenführen bestehender Highlights, einer neuen hochqualitativen Mountainbike-Infrastruktur und den passenden Dienstleistungen lassen sich diese anspruchsvollen Gäste gerne zu mehreren Aufenthalten im Jahr motivieren.
Fazit und weitere Infos zu Bewegung und Gesundheit
Alles in allem ergibt sich eine große Chance für bestehende Destinationen, Regionen und schlussendlich auch Hotels, sich aktiver mit den Trendthemen rund um Bewegung und Gesundheit auseinanderzusetzen. Am Beispiel Mountainbikes (bzw. e-Montainbikes) sieht man, dass bspw. mit der Anlage von Mountainbike-Wegen das Angebot erweitert und neu ausgerichtet werden kann. Zudem schafft man eine deutliche Verbreiterung der Zielgruppen und in diesem Zusammenhang womöglich auch einen Imagewechsel.
- Mehr Infos zu den spannendsten Trendthemen rund um Bewegung und Gesundheit gibt es dank Alexander Arpaci (Head of MTB Concepts bei Schneestern) in der Trendstudie Tourismusperspektive.