Ein Gespräch mit Podcasterin Daniela Ullrich über Haltung, Hormonbalance und die Rolle von Nischenangeboten im Tourismus.
Was haben Wechseljahre mit Tourismus zu tun? Eine ganze Menge, sagt Daniela Ullrich. Die Podcasterin, Speakerin und Journalistin spricht offen über ein Thema, das lange tabuisiert wurde – und gerade deshalb enormes Potenzial bietet. In Folge 255 von „Smart Hotel Key“ geht es um Frauen in der Lebensmitte, um Retreats mit Haltung, um Podcasting als Vertrauensmedium und um die Frage: Was braucht es, damit sich Hotels auf Nischen einlassen?
Daniela Ullrich hat mit ihrem Podcast Menomio eine starke Community aufgebaut. Im Gespräch zeigt sie auf, wie vielschichtig die Wechseljahre sind und warum Hotels gut beraten sind, das Thema nicht nur als Marketingchance, sondern als gesellschaftliche Verantwortung zu begreifen.
Kernaussagen über Wechseljahre im Tourismus
- Wechseljahre sind mehr als ein Gesundheitsthema: Sie betreffen jede vierte Frau – und zwar nicht nur körperlich, sondern auch mental, sozial und emotional. Für den Tourismus ist das eine relevante Zielgruppe mit hoher Kaufkraft.
- Retreats bieten Raum für Austausch (nicht nur für Anwendungen): Frauen suchen während der Wechseljahre nicht nur Wellness-Angebote, sondern vor allem Verständnis, Austausch und authentische Formate; etwa in Form von Retreats, Vorträgen oder Gesprächsrunden.
- Haltung schlägt Hardselling: Es geht nicht darum, ein „Wechseljahre-Package“ zu verkaufen. Sondern darum, echte Bedürfnisse zu erkennen, Räume zu schaffen und mit glaubwürdigen Partner:innen gemeinsam Angebote zu entwickeln.
- Podcasts sind perfekte Brückenbauer (auch im B2B und B2C): Durch Nähe, Vertrauen und Storytelling bieten Podcasts eine ideale Plattform, um auch „sperrige“ Themen greifbar zu machen – für Gäste, Mitarbeiterinnen und Entscheidungsträger.
- Internationale Märkte sind oft weiter und bieten Inspiration: Großbritannien, USA und Australien zeigen, wie selbstverständlich das Thema Menopause integriert werden kann – sei es in der Hotellerie oder in Unternehmen. Die österreichische Branche hat hier Aufholpotenzial.
Daniela Ullrich ist Journalistin, Podcasterin und Wechseljahre-Rollenmodell. Nach über 25 Jahren in der Medienwelt (vom Privatradio über Print- und Onlinejournalismus bis zur PR) hat sie 2022 mit der Linzer Podcastagentur wepodit ihre Leidenschaft für Podcasts entdeckt. Seither verbindet sie Medienkompetenz mit persönlicher Mission: Mit MENOMIO – der Podcast für glückliche Wechseljahre hostet sie seit Jänner 2023 Österreichs erste Show zum Thema. Seit August 2024 ist sie zu 100 % selbstständig und bringt ihre Inhalte auch in Unternehmen, auf Bühnen und – wie im Gespräch deutlich wird – zunehmend in die Tourismuswelt. Daniela lebt mit ihrer Familie in Linz, ist Jahrgang 1975 und überzeugt: Die Wechseljahre sind kein Problem – sie sind eine Chance.
Transkript der Podcastfolge
Marco: Hallo Daniela und herzlich willkommen bei Smart Hotel Key. Ich freue mich sehr, dass du wieder mit dabei bist. Es ist ja schon eine Zeit lang her. Vielleicht ganz kurz für alle, die dich noch nicht kennen – wobei es bestimmt den einen oder anderen Hörer gibt, der schon seit Anfang an dabei ist und sich sicher erinnert, denn es war eine super Folge. Wer bist du denn – und was machst du jetzt mit Menomio? Deine Rolle hat sich ja seit damals ein bisschen verändert.
Daniela: Ja, das stimmt – es hat sich viel getan in dieser Zeit. Wer bin ich? Mein Name ist Daniela Ullrich. Ich bin Journalistin, Podcasterin und Role Model, was das Thema Wechseljahre betrifft. Ich bezeichne mich gerne als Pippi Langstrumpf dieser Lebensphase – frei nach dem Motto: Ich hab das auch noch nie gemacht, also kann es nur genial werden.
Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, den Staub vom Thema zu blasen und Glitzer drauf zu streuen. Denn das Thema Wechseljahre ist noch immer mit vielen Stigmata behaftet – ein unsexy Thema, über das viel zu wenig gesprochen wird.
Und drüber reden bricht Tabus, vermittelt Wissen – das ist genau das, was ich mit meinem Podcast Menomio – der Podcast für glückliche Wechseljahre mache. Auch damals schon, als wir das erste Mal aufgenommen haben – da war es noch ein Nebenprojekt.
Marco: Mhm.
Daniela: Seit August 2024 bin ich nun zu 100 % selbstständig mit meinem Podcast und mit dem Thema Wechseljahre, das ich mittlerweile auch auf Bühnen und in Unternehmen trage. Ich versuche gerade, Unternehmen davon zu überzeugen, wie wichtig es ist, über die Wechseljahre zu sprechen – und die Mitarbeiterinnen mit ihren Bedürfnissen ernst zu nehmen.
Marco: Ja, absolut. Eine Sache, die auf jeden Fall gleich geblieben ist bei dir: Du beschäftigst dich nach wie vor rund um die Uhr mit Podcasts. Damals noch mit vielen verschiedenen Formaten – auch für Unternehmen. Darüber sind ja auch wir ins Gespräch gekommen und haben gemeinsam skizziert, was Podcasts im Tourismus bewirken können. Das war unser damaliges Thema – mit vielen Tipps und Tricks.
Das war übrigens, für alle die jetzt zuhören, die Folge 170 – ich verlinke sie natürlich gerne in den Shownotes. Jetzt kümmerst du dich nur noch um einen einzigen Podcast, deinen eigenen. War das für dich ein großer Wechsel? Hat dir die Vielfalt gefehlt? Oder wie war es für dich, den Umstieg zu machen – von vielen Podcast-Themen hin zum 100-Prozent-Fokus auf nur ein Thema?
Daniela: Ich war ja bei We-Podit, der Linzer Podcast-Agentur, verantwortlich für das Management – von Kunden, aber auch von eigenen Podcasts. Und ich habe diesen Job geliebt, das muss ich ganz ehrlich sagen.
Dennoch ist Menomio, mein eigener Podcast, währenddessen so rasant gewachsen – damit habe ich nicht gerechnet, niemand hat damit gerechnet. Auch als wir das Thema damals in der Agentur besprochen haben, sind Fragen aufgekommen: Können Frauen in den Wechseljahren überhaupt mit Podcasts umgehen? Hören die das überhaupt?
Das ist jetzt drei Jahre her, und damals war das alles noch nicht so selbstverständlich. Dass der Podcast so ein Erfolg wird – damit hätten sich viele verzockt, sagen wir es mal so.
Ich war dann einfach an einem Punkt, an dem ich gemerkt habe: Ich kann nicht beides zu 100 % machen. Ich schaffe das einfach nicht mehr – auch aufgrund meines Alters. Mit fast 50 renne ich das einfach nicht mehr so wie mit 40. Das ist tatsächlich so.
Und ich musste mich dann entscheiden – sehr schwer entscheiden – weil, wie gesagt, die Agentur und auch das Thema Corporate Podcasts sehr spannend sind und gut funktionieren, wie man sieht bei jenen, die sich trauen.
Ich habe mich dann für Menomio entschieden. Ich habe beschlossen, das größer zu machen – im Sinne von: Seit Jänner 2025 erscheint der Podcast wöchentlich, ich gehe auf Bühnen, halte Awareness Keynotes usw. Und ich habe da wirklich eine Marke aufgebaut.
Marco: Ein schönes Beispiel dafür, dass man, wenn man für ein Thema brennt und es authentisch transportiert, auch wirklich etwas daraus machen kann. Und da sind wir vielleicht auch schon bei der Schnittmenge zum Tourismus. Aber bevor wir da tiefer reingehen: Um es nochmal auf den Punkt zu bringen – das Thema Wechseljahre, Menopause, ist für dich ja viel mehr als nur ein gesundheitliches. Du sprichst von einem gesellschaftlichen Thema. Du willst es in die Unternehmen bringen. Ist es auch ein touristisches Thema?
Daniela: Absolut. Erstens: eine riesige Zielgruppe! Allein im DACH-Raum sind aktuell rund 12 Millionen Frauen in den Wechseljahren. 2030 wird weltweit jede vierte Frau in den Wechseljahren sein. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Bei den Wechseljahren geht es viel um Wissensvermittlung. Zum Beispiel: Menopause und Wechseljahre – das sind zwei komplett unterschiedliche Dinge. Die Wechseljahre sind eine Lebensphase, die mit rund 38 Jahren beginnt und Frauen eigentlich bis ans Lebensende begleitet. Die Menopause hingegen ist ein einziger Tag – rückblickend jener Tag, an dem man 12 Monate keine Regelblutung mehr hatte.
Nur mal so ein kleiner Exkurs – für alle, die sich jetzt denken: „Ah, das wusste ich gar nicht.“
Für den Tourismus ist das Thema relevant, weil es ganz stark um Stress und Stressreduktion geht. Frauen brauchen in dieser Lebensphase auch mal eine Auszeit. Und wenn diese Auszeit verknüpft ist mit einer Destination, wo man – wie bei dir im Hintergrund so schön zu sehen – die Berge vor der Tür hat und in die Natur gehen kann…
Die Natur spielt bei Stressbewältigung eine riesige Rolle. Und wenn ein Hotel dann auch noch Angebote macht, die Frauen in dieser Lebensphase konkret helfen, ist das ein riesiger Mehrwert.
Marco: Absolut. Und da sind wir vielleicht auch beim Thema Wellnesshotellerie. „Wellness“ ist mittlerweile ein sehr allgemeiner Begriff – jeder hat ein Spa, jeder hat einen Wellnessbereich. Aber man braucht spezielle Angebote. Du sagst ja auch: Es geht nicht nur darum, neue Angebote zu machen, sondern auch darum, Haltung zu zeigen. Was meinst du damit genau?
Daniela: Bedürfnisse erkennen. Gerade beim Thema Wellness habe ich das Gefühl, dass es ein bisschen ausgelutscht ist – nach all den Jahren. Es reicht nicht mehr, einfach nur Saunen und Whirlpools anzubieten, oder rund um die Uhr ein schönes Frühstück, dann einen Snack und am Abend wieder ein großes Essen.
Nur herumkugeln und essen – das ist vielen inzwischen zu wenig.
Frauen in den Wechseljahren brauchen mehr. Nicht nur Massagen, sondern auch Räume und Möglichkeiten zum Austausch – vielleicht mit einer Expertin vor Ort oder Menschen wie mir. Ich bin ja nicht die Einzige, die über das Thema spricht. In Österreich gibt es noch nicht so viele, aber immerhin ein paar.
Awareness-Vorträge etwa – einfach dieses Gefühl zu vermitteln: „Wir haben verstanden, dass es da ein Thema gibt – und bei uns wirst du gesehen.“
Marco: Mhm.
Daniela: Gesehen und ernst genommen.
Marco: Also es geht weniger darum, einfach ein Angebot für Marketingzwecke zu schnüren und zu sagen: „Wir sprechen jetzt auch Frauen in den Wechseljahren an“, sondern vielmehr darum, authentisch zu sein, Awareness zu schaffen, Räume zu schaffen – und das Thema wirklich zu leben und zu transportieren.
Daniela: Absolut. Für viele Frauen in dieser Lebensphase geht es um Austausch. Deshalb funktionieren Retreats so gut.
Das Wissen: „Ich bin unter Frauen, die sich ebenfalls mit diesem Thema beschäftigen, die auch darüber sprechen wollen.“
Und es geht dabei nicht ums Jammern oder sich gegenseitig hochzuschaukeln – ganz im Gegenteil.
Wir alle wissen: Wenn man ein Thema hat und darüber spricht, wird es oft kleiner und leichter. Dieses Gefühl von „verstanden werden“ ist enorm wichtig.
Das höre ich auch oft als Feedback zu meinem Podcast: „Endlich redet jemand darüber.“ Oder: „Endlich hört jemand zu.“ Oder: „Da ist jemand, dem es ähnlich geht wie mir.“
Marco: Jetzt vielleicht eine Frage, die sich manche stellen: Es ist doch ein Unterschied, ob ich jemandem wie dir zuhöre oder ob ich selbst aktiv werde und in den Austausch gehe. Siehst du da noch große Barrieren? Und können da speziell Retreats helfen – weil man ja weiß: Wer dort hinkommt, beschäftigt sich wahrscheinlich mit ähnlichen Themen?
Daniela: Natürlich. Das Thema ist ja in der Gesellschaft, und gerade bei Frauen, noch immer ein riesiges Tabu.
Als ich mit Menomio begonnen habe, habe ich zwei Reaktionen erlebt: Entweder hieß es: „Ich bin noch nicht so weit“ – oder: „Ich bin da schon durch.“
Beides ist falsch.
Was ich in über 90 Episoden gelernt habe: Man ist nie „durch“.
Und in den Wechseljahren geht es ganz stark darum, sich gut aufzustellen, um lange gesund zu bleiben.
Denn durch das Absinken von Progesteron und Östrogen – unseren Sexualhormonen – haben Frauen plötzlich Themen wie Herzgesundheit oder Knochendichte. Nur um zwei Beispiele zu nennen, weil wir hier ja keinen Medizin-Podcast machen.
Und jetzt habe ich deine Frage vergessen, Marco…
Marco: Ich glaube, du hast sie indirekt beantwortet. Es ging darum, ob Retreats helfen können, weil es ja nochmal ein Unterschied ist, ob ich zuhöre oder selbst aktiv werde. Und du hast schön erklärt, wie sehr der Austausch helfen kann – und dass Retreats genau diese Räume schaffen.
Daniela: Genau. Oder auch Veranstaltungen wie meine Awareness-Vorträge. Die sind bewusst mit einer Prise Humor gestaltet. Ich glaube nämlich fest daran, dass wir Leichtigkeit in dieses Thema bringen müssen.
Oft ist es so, dass eine Frau den Raum betritt, noch etwas skeptisch oder verschlossen – und dann am Ende sagt: „Ich habe echt gezweifelt, ob ich mich outen soll – also, ob ich zugeben soll, dass ich dazugehöre.“
Aber es geht nicht ums Outen.
Die Wechseljahre sind keine Option – sie passieren einfach.
Und dann höre ich oft Rückmeldungen wie: „Ich habe schon so lange nicht mehr so gelacht.“
Weil ich glaube: Diese Lebensphase ist eine riesengroße Chance – kein Problem. Wenn man darüber Bescheid weiß und mit dem richtigen Mindset dran geht. Wenn man nicht sagt: „Um Gottes willen, Wechseljahre – bloß nicht!“
Aber auch das darf natürlich jede Frau selbst entscheiden.
Ich hätte einfach nur gern, dass jede Frau Bescheid weiß.
Marco: Das ist ein großes Ziel – und du bist auf dem besten Weg dorthin, mit deiner Reichweite.
Wenn wir nochmal auf den Tourismus zurückkommen: Ich glaube, dass es da wirklich eine spannende Schnittmenge für Angebotsschaffung gibt – allein schon, weil viele Entscheidungen in Hotels von Frauen getroffen werden.
Gerade im Tourismus gibt es überdurchschnittlich viele weibliche Führungskräfte im Vergleich zu anderen Branchen.
Hast du das Gefühl, dass sich in der Branche etwas tut? Gibt es Hotels oder Regionen, die sich dem Thema ernsthaft annehmen – also echte Vorreiter?
Daniela: In Deutschland tut sich sehr viel – vor allem bei Wellnesshotels im gehobenen Segment, die Retreats anbieten.
Ein Schlagwort ist aktuell „Longevity“, das ja auch in Österreich vom Krallerhof sehr gut gelebt wird. Da spielen Hormon-Gesundheit und die Wechseljahre durchaus eine Rolle.
Manche trauen sich noch nicht, das Wort „Wechseljahre“ wirklich in den Mund zu nehmen – aber sie bewegen sich thematisch schon in diese Richtung.
Im Bleiberg in Kärnten zum Beispiel gibt es ein Hotel, das sich dem Thema ebenfalls annimmt.
Oder die Six Senses Gruppe – die machen weltweit sehr viel mit dem Thema „Female Wellness“.
Marco: Wie siehst du das Thema insgesamt? Denn am Ende richtet sich so ein Angebot ja rein an Frauen. In der Vergangenheit haben wir zum Beispiel mit La Pura gesehen – ein eigenes Thermenhotel nur für Frauen –, dass so ein Konzept leider wirtschaftlich nicht aufgegangen ist. Ich fand es eigentlich mutig.
Glaubst du, ein Hotel könnte sich komplett auf dieses Thema konzentrieren? Oder ist es eher ein Thema, das man punktuell, etwa in Form von Retreats, aufgreifen sollte?
Daniela: Ich glaube, rein auf das Thema Wechseljahre zu setzen, ist sehr schwierig.
Auch, weil ich der Meinung bin, dass die Wechseljahre kein reines Frauenthema sind.
Es ist ein Gesundheitsthema, ein gesellschaftliches Thema – denn jeder hat eine Mutter. Viele Männer haben eine Frau an ihrer Seite.
Und das merke ich auch in meinem Podcast: Ich bekomme zunehmend mehr männliche Hörer.
Wenn ich in Unternehmen unterwegs bin, spreche ich auch Männer an. Einige sagen dann: „Jetzt, wo ich dir zuhöre und ein bisschen mehr verstehe, bin ich direkt beruhigt. Jetzt weiß ich: Sie will sich gar nicht von mir trennen – es sind nur die Wechseljahre.“
Also auch Männer betrifft dieses Thema – vor allem in Beziehungen.
Denn Wechseljahrssymptome spielen natürlich auch in Partnerschaften hinein. Wenn die Frau an manchen Tagen nicht so belastbar ist, Stimmungsschwankungen hat oder plötzlich aufblüht und ihre eigenen Bedürfnisse stärker lebt, dann kann das schon mal für Irritation sorgen.
Der eine oder andere Mann denkt sich dann vielleicht: „Was ist denn jetzt los? Ich bin gar nicht mehr so wichtig wie früher.“
Darum: Ein reines Frauenhotel – schwierig. Aber ein Safe Space schaffen, das ja.
Marco: Mhm.
Daniela: Ich hab La Pura ja kennengelernt – ein tolles Konzept, mit einer ganz eigenen Stimmung im Haus, weil wirklich nur weibliche Gäste da waren.
Interessant war auch die Interaktion mit dem Personal, zum Beispiel mit Kellnern.
Viele von denen haben das sehr genossen, weil auch sie gemerkt haben: Das ist ein spannendes Arbeitsumfeld.
Aber wie du sagst – leider hat es wirtschaftlich nicht gehalten.
Marco: Ja, und das ist ein Thema, das mich aus Beratersicht auch immer beschäftigt:
Nischenangebote werden oft unterschätzt. Man fragt sich: Sind sie zu nischig, zu eng auf eine Zielgruppe zugeschnitten? Und wenn sie wirtschaftlich nicht erfolgreich sind, heißt es gleich: „Hat nicht funktioniert.“
Ich persönlich bin aber ein Verfechter davon, dass man sich spezialisieren sollte – oder zumindest eine klare Positionierung braucht, um langfristig erfolgreich zu sein.
Es geht halt um die Ausgewogenheit: Wie groß ist meine Zielgruppe? Was brauche ich wirtschaftlich? Und wie weit kann ich mich öffnen?
Wenn ich dir so zuhöre, glaube ich: Man kann gerade jetzt noch echte Alleinstellungsmerkmale schaffen, wenn man sich dem Thema authentisch annimmt. Aber natürlich muss es sich in den Gesamtmix des Betriebs einfügen.
Daniela: Ich glaube auch. „Zielgruppe: alle“ ist immer schwierig.
Aber „Zielgruppe: Frauen in den Wechseljahren“ – das ist sehr konkret, sehr relevant und vor allem: sehr zahlungskräftig.
Meine Haupt-Hörerinnengruppe im Podcast ist zwischen 45 und 54 Jahre alt.
Und das ist eine der kaufkräftigsten Zielgruppen überhaupt.
Und nochmal: Wir reden nicht von einer kleinen Nische – 12 Millionen Frauen im DACH-Raum, 2030 jede vierte Frau weltweit in den Wechseljahren.
In Österreich wird das Thema aber noch sehr konservativ diskutiert. Deutschland ist, wie so oft, 3–4 Schritte voraus.
Und in UK, den USA oder Australien ist das Thema längst angekommen – wirtschaftlich und gesellschaftlich.
Dort gibt es in großen Unternehmen zum Beispiel Menopause Angels – Ansprechpersonen für betroffene Mitarbeiterinnen.
Das ist dort ganz selbstverständlich.
Marco: Aha.
Daniela: In Österreich? Noch nicht.
Aber: Gerade für unsere Hotellerie wäre das eine Riesenchance.
Denn unsere größten Herkunftsmärkte – Amerika, Australien, England – sind in diesem Bereich schon viel weiter.
Dort ist das Thema Menopause gesellschaftlich etabliert, Podcasts sind erfolgreich, Retreats und Formate rund um dieses Thema boomen.
Was für ein Potenzial also für Hotels in Österreich, sich da zu positionieren – gerade im Wellnessbereich.
Marco: Absolut. Ich bin sehr überzeugt davon, dass das funktionieren kann.
Welche Reaktionen bekommst du denn aktuell aus der Branche? Du bist ja viel unterwegs, wirst sicher auch aufgrund deines Podcasts in den einen oder anderen Betrieb eingeladen.
Gibt es Hotels, die schon konkretes Interesse zeigen?
Daniela: Ja, ich werde wahrgenommen – auch auf Instagram, durch den Podcast.
Aber ich sehe mich nicht als klassische Influencerin. So will ich mich auch gar nicht darstellen.
Ich komme nicht einfach irgendwo hin, mach ein paar Fotos und gehe wieder.
Wenn ich über Hotels spreche, dann eingebettet in mein Podcast-Format, in dem ich Wissen vermittle, Angebote zeige und Frauen Orientierung gebe.
In Deutschland passiert da schon viel mehr.
Theoretisch könnte ich dort jede Woche in einem anderen Hotel Urlaub machen – geht sich aber leider nicht aus.
Marco: Mhm. Klar.
Aber das heißt: Die Branche in Deutschland ist da deutlich offener, während in Österreich noch Zurückhaltung herrscht?
Daniela: Ja, eindeutig.
Wie bei vielen anderen Themen auch.
Das liegt sicher auch daran, dass Wechseljahre und Menopause bei uns immer noch ein Tabuthema sind – man spricht nach wie vor nur hinter vorgehaltener Hand darüber.
Marco: Merkst du das auch bei deinen Hörerinnen? Also rein statistisch gesehen – sind die meisten deiner Hörerinnen aus Deutschland?
Daniela: Ja, das ist tatsächlich so.
Aber auch Italien und Spanien sind regelmäßig in meinen Top fünf – total interessant.
Und nicht nur während der Sommermonate, wo man vermuten könnte, dass viele im Urlaub sind und Podcasts hören – nein, das zieht sich durchs ganze Jahr.
Marco: Spannend, gerade auch diese Brücke zu schlagen: Wenn ich weiß, dass viele weibliche Gäste aus unseren größten Herkunftsmärkten sich für das Thema interessieren – und in Österreich die Angebote noch fehlen –, dann müsste es ja auch wirtschaftlich absolut sinnvoll sein, dieses Thema stärker in der Hotellerie zu verankern.
Daniela: Absolut. Genau so ist es.
Marco: Wir sind bald am Ende dieser Folge, aber ich möchte noch ein bisschen die Brücke schlagen – zurück zum Thema Podcasting. Denn damit haben wir begonnen, damit haben wir uns kennengelernt.
Du bist nicht nur Expertin für das Thema Wechseljahre – sondern auch Podcasterin.
Warum, denkst du, eignen sich Podcasts so gut – insbesondere auch im Corporate-Bereich?
Gerade in der Hotellerie nimmt das Thema ja noch einen sehr kleinen Platz ein, verglichen mit True-Crime-, News- oder Unterhaltungspodcasts.
Was macht für dich den Reiz und den Nutzen von Podcasts für Unternehmen aus?
Daniela: Nur ganz kurz, Marco: Ich bin keine „Expertin“ für die Wechseljahre – das ist mir wichtig.
Ich bin vielleicht noch immer Podcast-Expertin, aber bei den Wechseljahren sehe ich mich nicht als medizinische Fachfrau.
Ich bin einfach die, die laut drüber spricht, Wissen vermittelt – sozusagen aus der gelebten Erfahrung heraus.
Marco: Okay.
Daniela: Warum eignen sich Podcasts für Unternehmen – gerade in der Hotellerie?
Weil es dort so viele Geschichten zu erzählen gibt! Und genau darum geht’s bei Podcasts: Es geht ums Erzählen. Um Authentizität. Um Nähe zur Zielgruppe.
Und wer hat bitteschön bessere Geschichten als Hotels? Menschen, die tagtäglich mit Gästen arbeiten, wo so viel passiert?
Podcasts schaffen unglaubliches Vertrauen.
Man darf nicht vergessen: Rund 80 % der Hörerinnen und Hörer konsumieren Podcasts über Kopfhörer. Das heißt: Du sprichst direkt in ihr Ohr. Du bist ganz nah dran.
Das schafft eine ganz andere Verbindung – eine emotionale Nähe. Und genau diese Beziehung macht den Unterschied.
Marco: Ja.
Daniela: Du kannst deine Botschaften ganz anders platzieren.
Ich sehe das ja auch bei mir. Ich bekomme unzählige Zuschriften – von Frauen, die mir ihre Geschichte erzählen, sich komplett öffnen, obwohl sie mich gar nicht persönlich kennen.
Oder wenn ich auf der Straße angesprochen werde – und eine wildfremde Frau kommt, fällt mir fast um den Hals und sagt: „Ich hab das Gefühl, wir kennen uns schon ewig.“
Und ich denke mir: „Oh Gott – wer bist du?“
Aber das ist genau diese Nähe, dieses Vertrauen, das Podcasts schaffen.
Und genau das ist auch die riesengroße Chance für Unternehmen.
Marco: Absolut. Ich unterstütze das voll – und ich bin ja selbst ein großer Fan vom Podcasten.
Und ich freue mich auch sehr, dass du heute wieder hier bist und deine Erfahrungen mit uns teilst.
Vielleicht eine letzte, ganz konkrete Frage:
Was würde für dich einen perfekten Hotelpartner ausmachen – wenn du mit Menomio eine Kooperation machen würdest?
Oder wenn du mit einem Hotel ein gemeinsames Angebot rund um das Thema Wechseljahre entwickelst – wie müsste das Hotel aufgestellt sein?
Daniela: Boah, gute Frage!
Also das Wichtigste ist für mich: Offenheit.
Es darf nicht ums reine Geschäftsmodell „Wechseljahre“ gehen. Sondern es muss von Haltung getragen sein.
Ich wünsche mir einen Partner, der sagt: „Was sind denn eigentlich die Bedürfnisse von Frauen in den Wechseljahren?“
Und dann schaut: „Was habe ich sowieso schon in meiner Infrastruktur?“
Und dann vielleicht gemeinsam mit mir – weil ich halt schon viel Erfahrung habe und auch ein großes Netzwerk, nicht nur journalistisch, sondern auch in der Hotellerie – überlegt:
Wie könnte man Themenwochen gestalten? Zum Beispiel:
- Wechseljahre & Ernährung
- Wechseljahre & Sport
- Wechseljahre & Mental Health
- Wechseljahre & Schlaf
Das sind große Hebel – und daraus kann man wirklich schöne Formate entwickeln.
Ich könnte mir vorstellen, in einem branded Podcast von Menomio die Philosophie des Hauses, den Ansatz, die Haltung zu transportieren.
Und dann vielleicht gemeinsam eine Awareness-Woche oder ein Retreat zu entwickeln.
Ich liebe Wortspielereien – da fällt uns bestimmt etwas Gutes ein.
Aber ganz wichtig ist:
Frauen spüren sehr genau, ob etwas ehrlich gemeint ist oder nur ein plattes Geschäftsmodell.
Also bitte nicht: „Wir sind jetzt das große Wechseljahre-Hotel“ – und dann gibt’s am Mittwoch von 9 bis 10 Uhr eine Frauensauna.
So funktioniert es nicht.
Marco: Ja, alles muss stimmig sein. Und du hast jetzt ein paar sehr schöne Stichworte genannt – auch mit dem Fokus auf eine authentische Erweiterung des bestehenden Angebots. Es geht ja nicht darum, alles neu zu erfinden, sondern eine Marktlücke zu bedienen, die vielleicht gar keine so kleine Lücke ist.
Du hast vorher auch das Thema Mental Wellness und Longevity angesprochen – wir sind ja gerade in einer Phase, in der viele Menschen einen sehr guten Zugang zu diesen Themen haben.
Wir haben vor kurzem selbst – kleiner Sidestep, ich verlinke ihn gerne in den Shownotes – einen Trendreport zum Thema Longevity in der Hotellerie veröffentlicht.
Darin findet man unter anderem den Krallerhof, aber auch das Lanserhof-Konzept oder das neue Hotel Sacher Seefeld von Elisabeth Gürtler, die eine eigene Longevity Academy gegründet hat.
Das sind doch alles Betriebe, die prädestiniert wären, diesen Schritt weiterzugehen – weil sie gar nicht viel neu erfinden müssten. Sie könnten einfach ein Zusatzangebot schaffen, das sich perfekt in die bestehende Angebotslandschaft einfügt.
Daniela: Absolut. Und bei Longevity spielen die Wechseljahre von Frauen eine große Rolle – weil es da ganz stark um das Thema Hormonbalance geht.
Hormone betreffen ja nicht nur Frauen – auch Männer.
Bei Frauen ist die Perimenopause allerdings eine sehr intensive Phase, weil sich die großen Sexualhormone rasant verändern.
Marco: Hm.
Daniela: Männer haben auch ihre Themen – Stichwort: Andropause.
Wobei: Wissenschaftlich gesehen gibt es diese Wechseljahre des Mannes nicht im selben Ausmaß wie bei Frauen.
Ich sage in meinen Vorträgen oft flapsig: Männer werden einfach nur alt.
Das Testosteron verabschiedet sich langsam, aber stetig.
Bei Frauen dagegen ist es eine hormonelle Achterbahnfahrt – besonders in der Perimenopause.
Darum lässt sich Longevity und Hormonbalance sehr gut kombinieren.
Viele Hotels machen das bereits – nur nennen sie es nicht so plakativ, weil das Wort „Wechseljahre“ oft abschreckt.
Marco: Ja, absolut.
Daniela, gibt es noch etwas, das wir noch nicht besprochen haben – das du unbedingt noch loswerden möchtest? Rund um das Thema Podcasts, Wechseljahre oder Nischenangebote?
Daniela: Gute Frage.
Was ich gerne sagen würde:
Alle Frauen ab 38, die sich manchmal fragen: „Was ist eigentlich los mit mir?“ – genau das könnten schon die ersten Anzeichen der Wechseljahre sein.
Ich würde mir wünschen, dass wir das Thema auch in der Hotellerie stärker aufmachen – nicht nur für Gäste, sondern auch für die Teams.
Denn viele Mitarbeiterinnen in der Perimenopause stehen jeden Tag vor der Herausforderung, performen zu müssen – trotz Schweißausbrüchen, Schlafproblemen oder Stimmungsschwankungen.
Vielleicht könnte man hier etwas Flexibilität einführen – bei Dienstzeiten, bei Aufgaben.
Auch hier geht es wieder um Awareness und Haltung.
Und ja: Auch dazu bin ich gerne bereit – in Hotels oder ganzen Regionen über dieses Thema zu sprechen, zu informieren.
Wie ich eingangs gesagt habe: Reden hilft, Tabus zu brechen und Wissen zu vermitteln.
Das ist meine große Mission.
Und meine Vision ist:
In zehn Jahren sprechen wir genauso selbstverständlich über die Wechseljahre wie heute über Pubertät oder Schwangerschaft.
Es soll kein riesiges Tabuthema mehr sein.
Frauen sollen keine Angst davor haben.
Denn die Wahrheit ist: Es ist nicht das Ende – es ist ein neuer Anfang.
Marco: Mhm. Dann geht’s erst richtig los!
Wunderschöne Schlussworte, vielen Dank, Daniela.
Vielleicht noch ganz kurz: Wo können unsere Hörerinnen und Hörer mehr über dich und Menomio erfahren – wenn sie sich jetzt noch weiter mit dem Thema beschäftigen möchten?
Daniela: Ganz klassisch im Internet: www.menomio.at
Auf Spotify und allen Plattformen, wo man Podcasts hören kann: Menomio – der Podcast für glückliche Wechseljahre
Auf Instagram: @menomio_podcast
Und sehr gerne auch auf LinkedIn: Daniela Ullrich – ganz wichtig: mit zwei „L“.
Marco: Super! Wird alles in den Shownotes verlinkt.
Liebe Daniela, vielen Dank für das Gespräch.
Daniela: Danke dir, Marco!