Ortstaxe-Explosion in Wien um +166%

Von 3,2 % auf 8,5 % – warum die geplante Steuererhöhung für Hotellerie und Tourismus ein gefährliches Signal ist.

Ab 1. Dezember 2025 wird die Ortstaxe in Wien drastisch angehoben: von 3,2 % auf 8,5 % des Nächtigungspreises. Parallel treten weitere Gebührenerhöhungen in Kraft: von den Öffi-Tarifen bis zu Parkgebühren. Während die Stadt zusätzliche Einnahmen erwartet, schlägt die Branche Alarm: Hotels, Gäste und Kongressveranstalter sehen den Standort Wien massiv unter Druck.

Aber wozu gibt es die Ortstaxe überhaupt?

Die Ortstaxe ist eine Nächtigungsabgabe, die von den Gästen über die Hotels eingehoben und an die Stadt abgeführt wird. Diese Anpassung sichert laut Stadtregierung wichtige Investitionen in Infrastruktur und Servicequalität, ohne die Attraktivität der Stadt für Gäste zu beeinträchtigen. Sie dient zudem der Finanzierung des WienTourismus, dessen Budget 2025 bei rund 33 Mio. € liegt (traditionell zu über 80 % aus dieser Abgabe gespeist). Mit den Geldern werden internationale Marketingkampagnen, Marktforschung, sowie Förderungen wie der Vienna Meeting Fund 2025–2028 finanziert, der Kongresse und Firmenveranstaltungen unterstützt.

Warum ist die Ortstaxe in Wien prozentual?

Anders als viele europäische Städte mit Fixbeträgen pro Nacht (z. B. Paris, Rom, Barcelona), wird die Wiener Ortstaxe prozentual vom Zimmerpreis erhoben. Das ist im Wiener Tourismusförderungsgesetz verankert. Für die Stadt bedeutet das: automatisch steigende Einnahmen, sobald Preise und Auslastung zulegen. Für die Hotellerie jedoch heißt es: jede Preiserhöhung verteuert sich doppelt – durch die höhere Grundrate und den prozentualen Aufschlag.

Einordnung im europäischen Kontext

  • Amsterdam: 12,5 % vom Übernachtungspreis

  • Berlin: seit 2025 auf 7,5 % erhöht

  • Barcelona: Fixzuschlag von 4 € pro Person/Nacht (zusätzlich zur regionalen Abgabe)

  • Paris: Fixbeträge bis 15,60 € je Nacht

  • Rom: Fixbeträge von 4–10 € je Nacht

Mit 8,5 % reiht sich Wien damit über Berlin, aber unter Amsterdam ein – und unterscheidet sich im Modell stark von den Fixbetrags-Systemen anderer Metropolen.

Folgen für die Hotellerie und den Standort Wien

  • Mehrbelastung: Die Erhöhung bedeutet eine Steigerung der Ortstaxe um 166 % – kaum an Gäste weiterzugeben in einem Umfeld gestiegener Energie- und Personalkosten.

  • Administrative Hürden: Betriebe berichten von mehr Aufwand an der Rezeption und Konflikten mit Gästen.

  • Kongressgeschäft in Gefahr: Da viele Verträge für 2026/27 bereits abgeschlossen sind, drohen Nachforderungen und Vertrauensverlust bei internationalen Veranstaltern.

  • Standortattraktivität sinkt: Im Zusammenspiel mit steigenden Öffi- und Parkgebühren wirkt Wien als Teuerungsstadt und könnte gegen Konkurrenten wie Berlin, Barcelona oder Prag verlieren

Teuerungsspirale der letzten Jahre

Schon in den vergangenen Jahren war die Hotellerie von einer Kette an Kostensteigerungen betroffen:

  • Energiepreise sind seit 2022 massiv gestiegen, nur teilweise durch staatliche Entlastungen abgefedert.

  • Personalkosten haben sich durch den Fachkräftemangel und neue Kollektivvertragsabschlüsse deutlich erhöht.

  • Lebensmittel- und Wareneinsatz liegen seit der Inflation 2022/23 dauerhaft auf hohem Niveau.

  • Regulatorische Kosten wie etwa die verpflichtende Umstellung auf nachhaltigere Technologien, strengere Berichtspflichten oder Umweltauflagen erhöhen zusätzlich den Druck.

Viele Betriebe mussten ihre Preise anheben, um wirtschaftlich zu überleben. Doch jede Preisanpassung birgt auch das Risiko, Gäste an günstigere Destinationen zu verlieren. Die Erhöhung der Ortstaxe kommt damit nicht isoliert, sondern on top einer ohnehin belastenden Teuerungsspirale – und könnte der berühmte Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Fazit und Kernaussagen zur Ortstaxe

Die prozentuale Konstruktion der Ortstaxe sorgt ohnehin für wachsende Einnahmen, wenn Preise steigen. Eine zusätzliche Anhebung auf 8,5 % bedeutet jedoch eine harte Mehrbelastung für Hotels, Gäste und Veranstalter. Transparenz, Zweckbindung und stufenweise Einführung wären dringend notwendig, um Planungssicherheit zu gewährleisten. Andernfalls riskiert Wien, seinen Vorsprung als internationale Kongress- und Tourismusmetropole leichtfertig aufs Spiel zu setzen.

  • Ortstaxe steigt von 3,2 % auf 8,5 % (eine Erhöhung um 166 %)
  • WienTourismus finanziert sich auch aus der Abgabe, nutzt sie für Werbung, Kongresse & Markenpflege

  • Prozentuales Modell belastet Hotellerie besonders, da Abgabe mit den Zimmerpreisen mitlevelt

  • Europa-Vergleich zeigt: Wien liegt künftig über Berlin, unter Amsterdam – aber ohne Fixdeckel wie Paris & Co.

  • Risiko für Kongresse & Gästevertrauen: nachträgliche Mehrkosten gefährden langfristige Buchungen

  • Diskussion zur Ortstaxe im TP-Blog

 

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