Intuition als Entscheidungsgrundlage

Intuition in der Hotellerie richtig einsetzen

In der heutigen Welt der Hotellerie, in der Datenanalysen, Benchmarking und Digitalisierung zunehmend Entscheidungen dominieren, wirkt es fast antiquiert, sich auf das sprichwörtliche Bauchgefühl zu verlassen. Und doch spielen Intuition und Erfahrung in familiengeführten Ferienhotels (besonders in Österreich) eine entscheidende Rolle. Viele erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer berichten, dass gerade in kritischen Momenten der Instinkt ihnen den richtigen Weg gezeigt hat. Doch wie lässt sich dieses „Bauchgefühl“ richtig einordnen und produktiv nutzen, ohne faktenbasierte Grundlagen zu vernachlässigen?

In dieser Folge beleuchten wir die Rolle der Intuition als Entscheidungsgrundlage, zeigen auf, wo sie besonders wirkungsvoll ist – und wo sie auch ihre Grenzen hat. Der Artikel richtet sich an Hoteliers, Tourismusschaffende, Investoren und Studierende, die lernen möchten, wie man emotionale Intelligenz mit unternehmerischer Logik sinnvoll verbindet.

1. Intuition – mehr als ein Gefühl

Das sogenannte „Bauchgefühl“ ist keineswegs ein esoterisches Konzept. Psychologen und Neurowissenschaftler sprechen von der impliziten Intelligenz, also dem Wissen, das sich durch Erfahrung, Beobachtung und unterbewusste Musterbildung ansammelt. In der Praxis zeigt sich Intuition oft durch ein schnelles Gespür für Situationen: „Etwas fühlt sich nicht richtig an“, oder „Ich habe ein gutes Gefühl bei dieser Entscheidung.

Beispiele aus der Ferienhotellerie:

  • Eine Hotelierin spürt, dass ein bestimmtes Mitarbeitergespräch jetzt notwendig ist; obwohl keine Beschwerden vorliegen.

  • Ein Gastgeber entscheidet sich, eine Investition nicht zu tätigen, obwohl die Zahlen dafür sprechen. Einfach, weil die Lage am Markt oder der persönliche Eindruck vom Anbieter nicht stimmig wirkt.

  • Beim Erstellen neuer Angebote für Stammgäste verlässt man sich auf Erfahrungswerte aus der Saison, statt auf komplexe Marktanalysen.

Gerade in familiengeführten Häusern ist Intuition eng mit der Identität und Geschichte des Betriebs verbunden. Entscheidungen werden häufig nicht nur nach Gewinnmaximierung, sondern nach Werten, Beziehungen und langfristigem Gespür für Gäste und Mitarbeiter getroffen.

2. Wenn Bauch und Kopf sich begegnen: Die Balance von Intuition und Fakten

Trotz aller Stärke: Intuition allein reicht nicht aus. In einer zunehmend datengetriebenen Branche muss der Bauch vom Kopf unterstützt werden. Die beste Entscheidung entsteht oft dort, wo Zahlen, Fakten und Erfahrung ineinandergreifen.

Wie lässt sich Intuition gezielt einsetzen?

  • Intuition als Startpunkt: Ein Gefühl sagt „Ja“, aber danach folgt die Analyse. Wer z. B. ein neues Restaurantkonzept plant, kann dem positiven Instinkt mit Marktforschung und Benchmarking folgen, um Risiken zu minimieren.

  • Intuition als Kontrollinstanz: Wenn eine Entscheidung logisch korrekt erscheint, aber emotional Unbehagen erzeugt, lohnt sich ein zweiter Blick. Manchmal übersehen wir im Zahlenwerk Details, die der Instinkt erkennt.

  • Entscheidungen im Team reflektieren: In Familienbetrieben, in denen mehrere Generationen zusammenarbeiten, kann der Austausch zwischen Bauchgefühl (oft bei der älteren Generation) und datenbasierter Planung (häufig bei der jüngeren) zu wertvollen Synergien führen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt: Intuition ist trainierbar. Wer sich aktiv mit den eigenen Entscheidungen auseinandersetzt, lernt, das Bauchgefühl besser einzuordnen. Eiene rückblickende Betrachtung („War mein Gefühl richtig?“) hilft außerdem dabei, die eigene Entscheidungsqualität zu steigern… aber das ist ja dann schon beinahe wieder datenbasiert 😉

3. Gefahren und Grenzen: Wann Intuition trügt

So hilfreich Intuition sein kann: sie ist nicht unfehlbar (ganz im Gegenteil). Gerade in Stresssituationen, bei persönlicher Voreingenommenheit oder bei mangelnder Erfahrung kann der Instinkt auch fehlleiten.

Typische Stolperfallen:

  • Bestätigungsfehler (Confirmation Bias): Man hört nur auf das, was das eigene Bauchgefühl bestätigt und ignoriert gegenteilige Fakten.

  • Emotionale Verflechtungen: In familiengeführten Hotels kann es schwer sein, persönliche Beziehungen von geschäftlichen Entscheidungen zu trennen.

  • Unklare Erfolgsmessung: Intuition ohne nachträgliche Reflexion kann dazu führen, dass Entscheidungen nicht ausgewertet werden. Damit gehen Lernpotenziale verloren.

Die Lösung liegt in einem bewussten Umgang: Entscheidungen, die auf Intuition beruhen, sollten immer überprüft und reflektiert werden. Dabei hilft es, sich selbst die Frage zu stellen: „Worauf basiert mein Gefühl konkret? Welche Erfahrungen sprechen dafür? Und welche Daten gibt es?“

Fazit: Intuition als wertvoller Kompass – wenn man ihn richtig liest

Intuition ist kein Gegensatz zur professionellen Betriebsführung, sondern ein Teil davon. In der österreichischen Ferienhotellerie, wo persönliche Beziehungen, langjährige Erfahrung und Nähe zu Gästen entscheidende Erfolgsfaktoren sind, kann das Bauchgefühl ein wertvoller Ratgeber sein. Wenn es jedoch unreflektiert bleibt oder Fakten ignoriert, wird es schnell zum Risiko.

Die erfolgreichsten Hoteliers sind diejenigen, die gelernt haben, auf ihr Bauchgefühl zu hören. Und es gleichzeitig mit Zahlen, Teamfeedback und Marktanalysen abzugleichen. So entsteht nicht nur eine gute Entscheidung, sondern eine weise.

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