Hotel-Fitness-Check 2025: Volle Betten, leere Kassen?

Hotel-Fitness-Check 2025: Gute Auslastung, schwache Erträge. Was Ferienhotels jetzt wissen müssen

Der jährlich veröffentlichte Fitness-Check gilt als Thermometer der österreichischen Ferienhotellerie. Die aktuellen Zahlen (auf Basis der 2024er Bilanzen) zeigen ein durchwachsenes Bild: Die Nachfrage ist stark, die Auslastung solide – doch die Erträge hinken hinterher. Familiengeführte Hotels, vor allem in beliebten Urlaubsregionen, sehen sich trotz voller Betten mit sinkender Rentabilität und steigenden Kosten konfrontiert.

Warum das so ist und welche Stellschrauben Hoteliers jetzt drehen sollten, beleuchten wir in der aktuellen Folge.

Der neue Fitness-Check 2025 ist wie in den Vorjahren eine Kooperation der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (OeHT), der Prodinger Tourismusberatung und Kohl > Partner. Er  legt offen, was viele Hoteliers schon länger spüren: Die Auslastung stimmt, aber die Ertragslage bleibt angespannt. Das größte Hotelbenchmarking im Alpenraum, erstmals mit über 1.000 analysierten Betrieben, zeigt eine Branche zwischen Stabilität und wirtschaftlicher Gratwanderung.

Stabile Nachfrage, aber Erträge stagnieren

Laut dem Fitness-Check 2025 bleibt die Auslastung auf gutem Niveau, insbesondere in der 3*- und 3*-Superior-Kategorie. Doch die Umsatzdynamik lässt nach, besonders in klassischen 4*-Betrieben, wo kaum mehr Steigerungen pro Zimmer erzielt werden konnten.

Während Premiumhäuser (4*S/5*) ihre Preise weiter steigern und damit Umsätze je Zimmer erhöhen konnten, bleiben mittlere Kategorien oft in einem Preiskorsett gefangen. Die Folge: Volle Häuser, aber keine spürbare Gewinnsteigerung.

Auch das operative Betriebsergebnis (GOP) stagniert:

  • In 3*/3*S-Betrieben: kaum Bewegung

  • In 4*-Betrieben: auf Vorjahresniveau

  • Nur 4*S/5*-Betriebe zeigen eine kleine Verbesserung von 0,4 Prozentpunkten

Damit bestätigt sich, was Brancheninsider vermuten: Hohe Nachfrage reicht nicht mehr aus, um betriebswirtschaftlich nachhaltig zu wirtschaften.

Mitarbeiterkosten bleiben Hauptkostentreiber

Die mit Abstand größte Herausforderung bleibt der Personalaufwand. Dieser ist im Vergleich zum Vorjahr in allen Kategorien um 5 bis 7 % gestiegen, was sich direkt in den Gewinnmargen niederschlägt.

  • Median Mitarbeiteraufwand je VZÄ: 45.000–48.000 €

  • Oberes Quartil: über 50.000 € pro Jahr

Diese Zahlen verdeutlichen: Die Personalkosten sind auf einem Rekordniveau. Gleichzeitig ist keine Entlastung in Sicht – im Gegenteil, kollektivvertragliche Anpassungen und Sozialabgaben setzen viele Betriebe weiter unter Druck.

Zitat aus der WKO: „Unsere Mitarbeiter:innen sind unsere zentrale Ressource. Doch der Anstieg der Lohnkosten bringt viele Häuser wirtschaftlich an die Grenzen.“

Energiepreise: Stabilisiert, aber auf hohem Niveau

Eine gewisse Entspannung gibt es bei den Energiepreisen: Nach dem Schock der letzten Jahre hat sich die Lage stabilisiert – aber das neue Normal liegt weiterhin deutlich über dem Vorkrisenniveau.

Betriebe, die frühzeitig in Energieeffizienz und erneuerbare Energie investiert haben, stehen heute deutlich besser da. Gleichzeitig gilt: Diese Investitionen müssen sich erst rechnen – was bei stagnierenden GOP-Werten nicht einfach ist.

ESG gewinnt an Relevanz (auch wirtschaftlich)

Erstmals sind ESG-Kennzahlen (Environment, Social, Governance) fester Bestandteil des Fitness-Checks. Sie sollen nicht nur regulatorischen Anforderungen gerecht werden, sondern bilden auch die Grundlage für:

  • Förderentscheidungen

  • Finanzierungskonditionen

  • strategische Weiterentwicklung

Doch die Umsetzung ist noch ausbaufähig: Nur ein Bruchteil der Betriebe verfügt über umfassende ESG-Zertifizierungen oder verlässliche Nachhaltigkeitsdaten.

Fazit: Zeit für betriebswirtschaftliche Ehrlichkeit

Der Fitness-Check 2025 zeigt deutlich: Die österreichische Ferienhotellerie ist gefordert, nicht gefährdet. Es braucht jetzt:

  • Effiziente Strukturen

  • Klare Preispolitik

  • Aktives Mitarbeitermanagement

  • Bewusste ESG-Strategien

 Für familiengeführte Hotels bedeutet das: Die Spielräume sind schmal. Wer aber strategisch handelt, kann trotz externer Belastungen erfolgreich bleiben.

Über den Fitness-Check für Hotels

Der „Fitness-Check“ ist eine gemeinsame Kennzahlen- und Benchmarkanalyse der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (OeHT), der Prodinger Tourismusberatung und Kohl > Partner und umfasst das größte Benchmarking im Alpenraum in der Hotellerie mit heuer erstmalig über 1.000 Betrieben. Und auf Basis einheitlicher Auswertungsstandards (u.a. STAHR – Standard der Abrechnung für Hotels und Restaurants) werden die Jahresabschlüsse österreichischer Ferienhotels ausgewertet und nach Kategorien und Kennzahlengruppen (Umsatz, Kosten, Energie, Finanzierung, ESG, etc.) vergleichbar gemacht. Der Fitness-Check unterstützt Hotels, Banken und Entscheidungsträger bei Standortbestimmung, Investitionsentscheidungen und strategischer Weiterentwicklung.

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