Der dna-Kongress 2025 im Montforthaus Feldkirch zeigte eindrucksvoll, wie wichtig offener Austausch und neue Perspektiven für die Zukunft des Tourismus sind. Mit knapp 200 Teilnehmer:innen erreichte die Veranstaltung Rekordniveau und wurde ihrem Anspruch als zentrale Plattform für Entscheidungsträger:innen der Branche mehr als gerecht.
Unter dem Leitmotiv „Wandel meistern – Tourismus-Zukunft gestalten“ stand der Kongress im Zeichen eines ehrlichen Dialogs über regionale und nationale Grenzen hinweg. Zahlreiche Impulse, praxisnahe Diskussionen und inspirierende Begegnungen machten deutlich: Austausch ist nicht nur das Herzstück des Kongresses – er ist die Grundform des Tourismus selbst.
Ein inhaltliches Highlight und zugleich emotionaler Abschluss war für mich der Vortrag von Dr. Volker Busch, der mit Humor und Tiefgang daran erinnerte, wie sehr Haltung und Wahrnehmung unseren Blick auf die Zukunft prägen.
Aber der Reihe nach 🙂
Auftakt mit Einblicken, Rückblicken und neuen Perspektiven
Traditionell eröffnete Moderator Hans Wieser den dna Kongress 2025 und hieß die Teilnehmer:innen im Montforthaus Feldkirch willkommen. Gleich zu Beginn übernahm Präsident Matthias Schattleitner das Wort und holte gemeinsam mit Generalsekretär Christian Schirlbauer das gesamte Präsidium auf die Bühne – ein starkes Zeichen für das Miteinander im Netzwerk.
In seinem Rückblick auf das vergangene Jahr betonte Schattleitner den formalen Beschluss der Umbenennung von BÖTM zu dna, womit nicht nur ein neuer Name, sondern auch eine klare inhaltliche Weiterentwicklung verbunden ist. Das Netzwerk wurde gestärkt, ebenso der Stellenwert des Verbandes in Politik und Stakeholderlandschaft.
Per Videobotschaft meldete sich Tourismus-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner, die über die „Vision T“ als Weiterentwicklung des bisherigen Masterplans Tourismus sprach und damit die Bedeutung langfristiger Strategien unterstrich.
Anschließend präsentierten die Mitglieder des Präsidiums die Leitprojekte der letzten zwölf Monate – von strategischen Kooperationen bis zu konkreten Tools. Besonders hervorgehoben wurde das Projekt ai-buddy.travel, das als praxisnahes KI-Tool zur Prozessoptimierung dient (am 12. November findet dazu ein spezielles DNA-Lab statt). Georg Overs wiederum sprach über Erfolgsmessung im Tourismus und betonte die Wichtigkeit von Wertschöpfungsanalysen, insbesondere im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Österreich Werbung (ÖW).
Musikalisch wurde der Auftakt mit dem Musikvideo „ghörig“ abgerundet, das den Bogen zwischen regionaler Identität und zeitgemäßem Selbstverständnis des Tourismus spannte – ein gelungener Übergang zum nächsten Programmpunkt.
Darauf folgte Manuel Bitschnau, dna-Landessprecher für Vorarlberg, der humorvoll und lehrreich auf die Geschichte des Bundeslandes einging. Er erklärte, dass Vor-Arlberg seinen Namen aus Sicht der Habsburger (aus der Schweiz kommend) erhielt – also „vor dem Arlberg“. Vorarlberg sei zudem eine „Sprachinsel in Österreich“, wobei Lustenau als „Sprachinsel in der Sprachinsel“ gilt. Mit einer Anekdote über eine Schiffstaufe von 1964, die jede:r Vorarlberger:in in der Volksschule lernt, sorgte er für einen heiteren Moment.
Zugleich hob Bitschnau die besondere Rolle des Landes hervor:
„Vorarlberg ist stark vernetzt und wir denken und arbeiten seit jeher über die Grenzen hinaus. Der Kooperationsgedanke ist bei uns tief verankert. Umso mehr freut es mich, dass der dna Kongress heuer hier stattfindet, weil man diesen Spirit und die internationale Zusammenarbeit bei uns hautnah erleben kann.“
Anschließend begrüßte Christian Schützinger, Landestourismusdirektor von Vorarlberg, die Gäste und erklärte die einzigartige Organisationsstruktur des westlichsten Bundeslandes: In Vorarlberg gibt es keine klassischen Tourismusverbände (TVBs), sondern Vereine und Organisationen, die eng miteinander vernetzt agieren – ein Modell, das vielfach als besonders effizient gilt.
Grenzen denken, Gemeinsamkeiten gestalten: Der 4-Länder Austausch
Im Herzen DNA-Kongresses 2025 stand ein intensiver Vier-Länder-Austausch über die aktuellen Herausforderungen im Tourismus – mit Beteiligten aus der Schweiz, Deutschland, Liechtenstein, Südtirol und Österreich. Auf dem Podium saßen:
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Bruno Huggler (Präsident Verband Schweizer Tourismusmanager:innen)
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Ute Stegmann (Geschäftsführung Deutsche Bodensee Tourismus GmbH)
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Mathias Ulrich (Geschäftsführung Liechtenstein Marketing)
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Mathias Schattleitner (Präsident destinations.network.austria)
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Werner Zanotti (Präsident Tourismus Kollegium Südtirol / Brixen Tourismus)
Zanotti brachte pointiert in die Diskussion ein, dass Südtirol seine Tourismusstrategie auf fünf Werte stützt – der fünfte Wert sei „Sinnlichkeit“, eine typisch italienische Prägung, die die Verbindung von Erlebnis und Emotionalität unterstreicht. (Die anderen vier Werte werden in der Strategie Südtirols oft als Identitätsbewusstsein, Naturverbindlichkeit, Innovationsmut und Gemeinschaftsverantwortung formuliert.)
Ein zentrales Thema der Diskussion (und generell am DNA-Kongress) war: Kooperation vs. Unabhängigkeit.
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Liechtenstein nannte ein Budget pro Gast, das weit über den anderen liegt – ein Luxus, der nicht überall möglich ist.
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Kooperationen sind wertvoll, aber sie müssen langfristig gedacht werden. Was passiert bspw., wenn Fördermittel oder Budget entfallen? Oder ein Geschäftsführer wechselt?
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Einigkeit bestand darin, dass die eigentliche Herausforderung nicht darin liegt, Hauptsaisonen zu verschieben. Vielmehr geht es darum, die Nebensaisonen zu stärken, ohne den Druck auf die Spitzenzeiten weiter zu verschärfen.
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Schattleitner brachte zudem eine europäische Perspektive ein: Ferienzeiten sollten in Europa besser koordiniert werden, um Reisedruck zu entzerren und saisonale Schwankungen auszugleichen.
Dieser Austausch machte deutlich, wie unterschiedlich Rahmenbedingungen (Budget, Governance, politische Förderungen) sind und wie essenziell es gleichzeitig ist, gemeinsame Strategien und langfristige Verbindlichkeiten zu schaffen.
Wenn Trends Visionen schaffen: Zukunftsdenken mit Birthe Menke
Der Vortrag „Wenn Trends Visionen schaffen“ von Birthe Menke, PhD (Senior Foresight Consultant, 4strat GmbH) war einer der Impulse des DNA-Kongresses. Sie lenkte den Blick darauf, dass wir oft sehr genau wissen, was wir in Zukunft nicht wollen, nämlich Überlastung, Ressourcenknappheit, Krisen, usw.. Doch viel seltener wissen wir, was wir wirklich wollen.
Menke plädierte dafür, Zukunft nicht nur zu antizipieren, sondern aktiv zu gestalten durch neue Denkansätze, Kreativität und den Mut, Fragen zu stellen, die Möglichkeiten eröffnen:
„Wäre es nicht möglich, dass…?“
Diese einfache Frage, so Menke, sei der Schlüssel zu Innovationskraft und Zukunftsdenken.
Ein zentrales Modell ihres Vortrags war der sogenannte „Futures Cone“, der die Vielzahl möglicher Zukunftspfade veranschaulicht.
Der Futures Cone – Orientierung im Möglichkeitsraum
Die Futures Cones (auch „Cone of Possibility“) zeigen, dass Zukunft kein fixer Verlauf ist, sondern sich in viele Richtungen entfalten kann. Ausgehend vom Jetzt (der Spitze des Kegels) öffnet sich der Raum in unterschiedliche Zukunftsszenarien:
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Wahrscheinliche Zukunft (Probable Futures): Entwicklungen, die auf aktuellen Trends beruhen und aus heutiger Sicht am realistischsten erscheinen.
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Plausible Zukunft (Plausible Futures): Szenarien, die vorstellbar, aber weniger gesichert sind. Sie dehnen unseren Denkrahmen.
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Mögliche Zukunft (Possible Futures): Zukünfte, die uns derzeit unwahrscheinlich erscheinen, aber theoretisch denkbar sind.
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Wünschenswerte Zukunft (Preferred Future): Das Zielbild, das wir aktiv anstreben und gestalten wollen.
Dieses Modell macht deutlich: Zukunft passiert nicht – sie entsteht durch unser Denken und Handeln. Wer nur in wahrscheinlichen Szenarien denkt, bleibt im Status quo. Wer mögliche und wünschenswerte Zukünfte mitdenkt, schafft Innovation.
Ein praktisches Instrument in diesem Kontext ist die Zukunftsmap der Österreich Werbung (ÖW). Sie wurde gemeinsam mit dem Zukunftsinstitut entwickelt und zeigt die wichtigsten gesellschaftlichen und technologischen Trends, die den Tourismus in den kommenden Jahren prägen werden.
Sie hilft, Entwicklungen zu verorten und ihre möglichen Auswirkungen auf touristische Geschäftsmodelle, Gästeströme und Lebensstile zu verstehen – und so den eigenen Kurs bewusster zu bestimmen.
Ausklang mit Ausblick (Ende dna-Kongress Tag 1)
Nach diesem inspirierenden Blick in die Zukunft fand der Abend seinen gemütlichen Ausklang bei Aperitif & Abendessen in der Schattenburg Feldkirch – mit anschließendem Get-together in der Bunt Bar. In entspannter Atmosphäre wurde weiter diskutiert (und das ein oder andere Bier getrunken), wie sich Zukunft tatsächlich „machen“ lässt – vielleicht ja mit der Frage, die Birthe Menke uns allen mitgab: „Wäre es nicht möglich, dass…?“
Wandel aktiv gestalten: Resilienz als Zukunftskompetenz
Der zweite Kongresstag startete mit einer Keynote von Martina Theresia Zirkl, MBA (MZ Business Coaching & Beratung) unter dem Titel „Wandel aktiv gestalten – Persönliche Resilienz als Zukunftskompetenz im Tourismus“.
Zirkl begann mit einer Frage, die viele zum Nachdenken brachte: „Funktionieren wir – oder leben wir? Wirklich? Wirklich wirklich?“
Ein Satz, der hängen bleibt. Denn er erinnert daran, dass Erfolg, Belastbarkeit und Wohlbefinden untrennbar miteinander verbunden sind.
Im Zentrum ihres Vortrags stand das Konzept der Selbstführung, also die Fähigkeit, sich selbst bewusst zu steuern, bevor man andere führt. Resilienz, so Zirkl, ist keine angeborene Eigenschaft, sondern eine erlernbare Kompetenz, die sich durch Haltung, Reflexion und gelebte Balance entwickelt.
Sie beschrieb drei grundlegende Bedürfnisse, die als Schlüssel für Resilienz gelten:
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Dominanz: das Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit, Kontrolle und Einfluss auf das eigene Leben.
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Stimulanz: die Sehnsucht nach Abwechslung, Entwicklung und Inspiration.
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Balance: das Streben nach Stabilität, Sicherheit und innerer Ruhe.
Sind diese drei Bedürfnisse im Gleichgewicht, entsteht eine gesunde, tragfähige Form von Resilienz und somit die Basis, um Wandel nicht nur zu ertragen, sondern aktiv zu gestalten.
Darüber hinaus verwies Zirkl auf fünf Prinzipien gesunder Resilienz, die sie als Kompass für persönliche und organisationale Stärke bezeichnete:
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Selbstwahrnehmung und Achtsamkeit
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Akzeptanz und Lösungsorientierung
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Eigenverantwortung und Handlungsfähigkeit
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Beziehungsfähigkeit und Vertrauen
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Sinnorientierung und Zukunftsblick
Diese Prinzipien sind besonders im Tourismus relevant, einer Branche, die von ständigen Veränderungen, hohen Erwartungen und emotionaler Arbeit geprägt ist.
Zirkl’s zentrale Botschaft: Nur wer sich selbst gut führt, kann andere sicher durch den Wandel begleiten.
Tourismus als lernendes System – Von der Realität inspiriert
Mit dem Vortrag von Dr. Stefan Hagen und Christopher Wiener, MA (Hagen & Partner GmbH) bewegte sich der DNA-Kongress auf eine Metaebene, die nicht bei allen sofort zündete, aber zumindest bei dem ein oder anderen nachhaltiges Nachdenken auslöste. Der Titel „Von der Realität inspiriert“ beschrieb, worum es im Grunde ging: den Tourismus als lernendes System zu begreifen, also als ein dynamisches Gefüge, das sich ständig anpasst, reflektiert und weiterentwickelt.
Im Zentrum stand die Idee, Probleme nicht als Störung, sondern als Möglichkeit für Veränderung zu verstehen. Jede Krise, jedes Hindernis zwingt ein System dazu, sich neu zu justieren und genau darin liegt das Potenzial zur Weiterentwicklung.
Ein wiederkehrendes Motiv war die Dualität zwischen Realität und Ideal. Hagen und Wiener machten deutlich, dass Organisationen und Destinationen ständig zwischen diesen beiden Polen agieren: zwischen dem, was ist, und dem, was sein könnte. Dieses Spannungsfeld ist nicht hinderlich, sondern treibt Innovation und Lernen an.
Sie beschrieben den Tourismus als „Einheit der Vielfalt“: ein System, das nur funktioniert, wenn unterschiedliche Perspektiven, Interessen und Rollen (von Gästen über Betriebe bis zur Politik) in ein produktives Zusammenspiel gebracht werden.
Pietschmanns HX-Modell – Menschliche Erfahrung verstehen
Ein zentrales theoretisches Element ihres Vortrags war das HX-Modell des deutschen Philosophen und Pädagogen Hans-Georg Pietschmann.
HX steht für „Human Experience“, also das Zusammenspiel von Handeln (H) und Erleben (X).
Das Modell geht davon aus, dass jedes System (und somit auch der Tourismus) nur dann lernfähig ist, wenn es beide Ebenen berücksichtigt:
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die funktionale Ebene (Handeln, Prozesse, Effizienz)
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und die erlebte Ebene (Emotion, Sinn, Identität).
Wird nur eine Seite gepflegt, verliert das System an Balance. Erst das Wechselspiel von Ratio und Emotion, Struktur und Bedeutung schafft ein lernendes, zukunftsfähiges System.
Luhmanns Funktionssysteme – Gesellschaft als Netzwerk aus Sinnsystemen
Zur weiteren Einordnung verwiesen Hagen und Wiener auf den Systemtheoretiker Niklas Luhmann, der Gesellschaft als ein Netzwerk aus autonomen Funktionssystemen verstand – etwa Wirtschaft, Politik, Recht, Bildung oder Religion. Jedes dieser Systeme folgt seiner eigenen Logik und kommuniziert über spezifische „Codes“ (z. B. Wirtschaft: Zahlen und Preise, Politik: Macht und Entscheidung).
Übertragen auf den Tourismus bedeutet das: Der Tourismus ist kein geschlossenes System, sondern steht in ständiger Wechselwirkung mit anderen Funktionssystemen. Er hängt von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, politischen Entscheidungen, rechtlichen Strukturen und gesellschaftlichen Werten ab. Seine Stärke liegt darin, diese Einflüsse aufzunehmen, zu verarbeiten und in sinnstiftende Erlebnisse zu übersetzen.
Der Vortrag war damit ein Appell, den Tourismus nicht als statisches Konstrukt, sondern als lebendiges, lernendes System zu verstehen. Ein System, das sich durch Vielfalt definiert – und durch die Fähigkeit, aus Unterschieden und Widersprüchen Neues zu schaffen.
Intensivaustausche am dna-Kongress: Praxis trifft Perspektive
Danach vertieften drei parallele Intensivaustausche zentrale Zukunftsthemen des Tourismus:
- Lernendes Destinationsmanagement – Gelassenheit & Disziplin
Mit Christopher Wiener und Dr. Stefan Hagen ging es um agiles Management, kluge Ressourcensteuerung und Kooperation im Wandel. Fazit: Erfolgreiche Transformation braucht Gelassenheit und Disziplin zugleich. - Persönliche Resilienz als Zukunftskompetenz
Martina Theresia Zirkl zeigte Wege, um Belastungsmuster zu erkennen, Ressourcen zu aktivieren und innere Stabilität zu stärken. Resilienz ist die Basis, um Wandel zu gestalten. - KI und Führung
Florian Bauhuber, Günter Exel und Roland Trebo diskutierten, welche Aufgaben KI künftig übernehmen kann – und wo Führung menschlich bleiben muss. KI unterstützt, ersetzt aber nicht.
Rahmenprogramm: „Vorarlberg g’spüra“
Der Nachmittag stand ganz im Zeichen regionaler Entdeckungen – unter dem Motto „Vorarlberg g’spüra“. In drei Exkursionen konnten die Teilnehmer:innen das westlichste Bundesland aus unterschiedlichen Perspektiven erleben:
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Feldkirch – Wein & Bier mit Stadtführung, Besuch der Weinberge und Verkostung, anschließend Brauerei Frastanz mit spannenden Einblicken in die Genossenschaftsstruktur – begleitet von Lukas Debortoli (Stadtmarketing Feldkirch).
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Destination Montafon – Lebensraum & Zukunft mit Fokus auf das PIZ Zukunftslabor, Lebensraummanagement und Ortsgestaltung in Schruns – begleitet von Manuel Bitschnau (Montafon Tourismus GmbH).
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Bregenz – Kultur & Bodensee mit Stationen im Festspielhaus Bregenz, Austausch mit den Kulturhäusern und Einblicken in das Vorarlberg Museum Atrium – begleitet von Mathias Klocker (Bodensee-Vorarlberg GmbH).
Ich selbst war in der Feldkirch-Gruppe dabei – mit einer informativen Brauereiführung in Frastanz (inkl. Verkostung) und spannenden Einblicken in die Kooperation mit Mohrenbräu bei Limonaden. Besonders beeindruckend war die Geschichte der Brauerei, die bereits seit 1902 als Genossenschaft besteht und bis heute den Gemeinschaftsgedanken hochhält – Eigentum vieler, geschaffen für die Region.
Danach folgte eine kurze Stadtführung und eine Weinverkostung am Wein“berg“ der Schattenburg, wo auch die Weinhistorie Feldkirchs lebendig wurde. Bereits im Mittelalter war der Weinbau fester Bestandteil der Stadtkultur – die Hänge rund um die Schattenburg zeugen bis heute vom langen Erbe des Feldkircher Rebensafts.

Der Abend klang stilvoll aus – mit Aperitif & Abendessen im Burgrestaurant Gebhardsberg in Bregenz. Für mich der perfekte Rahmen, um danach noch Freunde in Bregenz zu treffen und den Tag gemütlich ausklingen zu lassen.

Tag 3: Gemeinsam den Wandel gestalten
Der dritte Kongresstag stand ganz im Zeichen des Destinationsmanagements mit Perspektive Lebensraum, einem Thema, das aktueller kaum sein könnte. Unter dem Titel „Gemeinsam den Wandel gestalten“ wurde jener Ansatz weiter vertieft, der Tourismus nicht isoliert, sondern als Teil eines größeren Lebensraums versteht.
Im Mittelpunkt stand die Präsentation des neuen „Handlungsleitfadens für Destinationen mit Lebensraumperspektive“, der erstmals im Rahmen des DNA-Kongresses vorgestellt wurde. Entwickelt wurde er im dna Lab Lebensraum, das im vergangenen Jahr bereits eine umfassende Momentaufnahme der Aktivitäten in den österreichischen Destinationen erhoben, ein gemeinsames Verständnis des Begriffs Lebensraum geschaffen und Hypothesen zur Weiterentwicklung erarbeitet hatte.
Nun folgte die praxisorientierte Konkretisierung: Der Leitfaden soll künftig als Orientierungshilfe für eine ganzheitliche Tourismusentwicklung dienen – mit klarem Fokus auf Lebensqualität, Kooperation und nachhaltige Nutzung gemeinsamer Ressourcen.
Präsentiert wurde der Leitfaden von Manuel Bitschnau, MBA (Montafon Tourismus GmbH), der als Themenverantwortlicher im dna-Präsidium die Entwicklung federführend begleitet hat. Gemeinsam mit Florian Größwang, Roland Sint, Lukas Krösslhuber, Mathias Schattleitner und Thomas Wurzinger wurden Good Practices aus den Destinationen vorgestellt, die zeigen, wie Lebensraumorientierung in der Praxis funktioniert – von der Einbindung der Bevölkerung über Raumgestaltung bis zur Balance zwischen Tourismus und Alltagsleben.
Innovation im Tourismus
Im Anschluss stand alles im Zeichen der Innovation im Tourismus. Holger Sicking von der Österreich Werbung präsentierte aktuelle Forschungsergebnisse zur Frage, wie innovativ Österreich als Tourismusland wahrgenommen wird: im internationalen Vergleich, aus Sicht verschiedener Gästegruppen und Herkunftsmärkte.
Er zeigte, dass Innovationskraft heute weit über Technologie hinausgeht: Sie entsteht dort, wo neue Ideen, nachhaltige Angebote und kreative Formen der Zusammenarbeit aufeinandertreffen. Beispiele internationaler Zukunftsreisen verdeutlichten, wie andere Länder Trends aufgreifen und daraus eigenständige Positionierungen entwickeln.
Sicking gab zudem Einblicke, wie die Österreich Werbung selbst Innovation aktiv gestaltet: von der Integration künstlicher Intelligenz in Marketing- und Analyseprozesse bis zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und Formate, die Betriebe zukunftsfit machen sollen.
Zentrale Erkenntnis: Innovation beginnt mit Wahrnehmung. Denn wer versteht, wie sich Märkte und Erwartungen verändern, kann die Zukunft des Tourismus aktiv mitgestalten.
„Kopf hoch!“ – Inspiration durch Dr. Volker Busch zum Abschluss am dna-Kongress
Ein grandioser Abschluss des DNA-Kongresses 2025 war der Vortrag von Dr. Volker Busch. Humorvoll und zugleich tiefgründig nahm er das Publikum mit auf eine Reise durch Psychologie, Wahrnehmung und unsere Haltung gegenüber Zukunft und Chancen.
Eines seiner zentralen Bilder: Wir haben Angst, weil es uns zu gut geht. Denn wer viel besitzt, hat auch viel zu verlieren – eine Erklärung, warum gerade in wohlhabenden Gesellschaften Zukunftssorgen besonders groß sind. So glauben etwa 87,5 % der jungen Eltern in Deutschland, dass es ihren Kindern einmal schlechter gehen wird als ihnen selbst.
Spannend war auch sein Hinweis auf das Phänomen der „selbstwertdienlichen Überschätzung“ – die Tendenz, die eigene Person oder Leistung (bzw. in seinem Beispiel den IQ des eigenen Ehepartners) positiver einzuschätzen, als sie objektiv ist. Dieses psychologische Muster schützt unser Selbstwertgefühl und hilft, Herausforderungen optimistischer anzugehen.
Sehr einprägsam war die Geschichte der „drei Siebe des Sokrates“: Bevor wir etwas weitergeben, sollten wir es durch drei Filter schicken – Ist es wahr? Ist es gut? Ist es nützlich? Auch wenn Historiker bezweifeln, dass diese Anekdote tatsächlich von Sokrates stammt, ist sie dennoch relevant. Sie erinnert uns daran, dass Kommunikation nicht nur informiert, sondern auch Verantwortung trägt.
Ein weiteres zentrales Thema war der Possibilismus – die Haltung, Möglichkeiten zu sehen und aktiv zu nutzen. Während sowohl Pessimismus („Es wird schlimm“) als auch naiver Optimismus („Es wird schon gut“) zur Passivität führen, schafft Possibilismus Bewegung. Busch verknüpfte dies mit dem Yerkes-Dodson-Gesetz, das besagt: Ein mittleres Maß an Anspannung oder Stress steigert die Leistungsfähigkeit, während zu wenig oder zu viel Stress hinderlich ist. Nur wer Chancen erkennt und zugleich in Balance bleibt, kann wirklich ins Handeln kommen.
Eine schöne historische Geschichte rundete den Vortrag ab: die Sage von Kairos, dem griechischen Gott des günstigen Augenblicks. Kairos wurde mit einer Glatze am Hinterkopf dargestellt – man konnte ihn also nur „am Schopf packen“, wenn er einem entgegenkam. Diese Metapher zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, Gelegenheiten im richtigen Moment zu ergreifen.

Buschs Botschaft war klar: Meistens kommt es nicht so schlimm, wie wir befürchten. Humor, Mut und die Bereitschaft, Chancen aktiv zu ergreifen, machen den Unterschied – und führen uns letztlich nicht zum (endorphin-bedingten) Genuss-Glück, sondern zum weit erfüllenderen (von Dopamin befeuerten) Leistungs-Glück.
Weiterführende Links rund um den dna-Kongress
Besonders erfreulich und ein starkes Signal für nachhaltige Veranstaltungsformate in der Branche: Der DNA-Kongress wurde 2025 mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Green Meetings ausgezeichnet.
Der nächste dna-Kongress wird 2026 übrigens von 30.09. bis 02.10. in Loipersdorf stattfinden!
Zum Abschluss und zur Info hier noch das ganze Präsidium, das auch vollständig am DNA-Kongress vertreten war:
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Mag. (FH) Matthias Schattleitner – Präsident, Landesgruppe Steiermark, Tourismusverband Schladming-Dachstein
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Mag. Andreas Purt – 1. Vizepräsident, Landesgruppe Niederösterreich, Mostviertel Tourismus GmbH
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Stefan Passrugger – 2. Vizepräsident, Landesgruppe Salzburg, Tourismusverband Wagrain-Kleinarl
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Lisa Loferer, BA – Finanz- und Weiterbildungsreferentin, Kur- und Tourismusverband Bad Gastein
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Manuel Bitschnau, MBA – Schriftführer, Landesgruppe Vorarlberg, Montafon Tourismus GmbH
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Gerald Hartl – Landesgruppe Oberösterreich, S’INNVIERTEL Tourismus
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MMag. Lukas Krösslhuber – Landesgruppe Tirol, Tourismusverband Wilder Kaiser
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Georg Overs – Landesgruppe Kärnten, Region Villach – Faaker See – Ossiacher See
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Mag. Patrik Hierner – Landesgruppe Burgenland, Tourismusverband Nordburgenland


