Technische Beschneiung – Herausforderungen, Erkenntnisse, Zukunftsperspektiven
Die technische Beschneiung prägt seit rund drei Jahrzehnten den alpinen Wintertourismus – und ist doch alles andere als ein „normaler“ Bestandteil der Branche. Sie steht dort, wo wirtschaftliche Notwendigkeit, klimatische Realität und ökologische Verantwortung aufeinandertreffen: als technischer Standard, als umstrittenes Instrument und als immer wiederkehrendes Diskussionsthema für Touristiker:innen, Gemeinden und Umweltexpert:innen.
Dies war auch Fokus des 7. TICT‑Talks am 5. Dezember 2025, veranstaltet vom Travel Industry Club Tourismus (TICT). In dieser Folge wollen wir nicht nur die zentralen Ergebnisse und Positionen dieses Talks beleuchten, sondern auch das neu erschienene Fachbuch „Technische Beschneiung und Umwelt“ vorstellen sowie weitere Aspekte der aktuellen Debatte aufgreifen.
Was bedeutet „technische Beschneiung“?
Unter technischer Beschneiung versteht man die maschinelle Erzeugung von Schnee mithilfe spezieller Anlagen, die Wasser und Luft gezielt einsetzen, um künstlichen Schnee zu produzieren und so Pisten schneesicher zu machen. Die Methode ist in den meisten Wintersportregionen zur Norm geworden, da natürliche Schneefälle (vor allem in niedrigen Lagen) nicht mehr zuverlässig ausreichen.

Die Technologie hat sich über die letzten Jahrzehnte stark weiterentwickelt: verbesserte Drucktechniken, digitale Kontrolle von Feuchtkugeltemperaturen und KI‑gestützte Planungssysteme sollen Wasser‑ und Energieverbrauch optimieren . Trotz dieser Fortschritte bleiben ökologische Grenzen bestehen – diese Spannungsfelder wurden im TICT‑Talk besonders deutlich.
Rückblick: TICT‑Talk „Technische Beschneiung“
Am 5. Dezember 2025 lud der Travel Industry Club Tourismus wieder zu einem seiner beliebten Online‑Talks ein – diesmal mit dem zentralen Thema „Technische Beschneiung“.
Folgende Fachleute teilten im Talk ihre Perspektiven:
- Univ.-Prof. Dr. Ulrike Pröbstl‑Haider, Professorin an der Universität für Bodenkultur Wien und Mitautorin des neuen Fachbuchs „Technische Beschneiung und Umwelt“. Sie beleuchtete vor allem die ökologischen Aspekte und den aktuellen Forschungsstand aus wissenschaftlicher Sicht.
- Markus Redl, Geschäftsführer der ecoplus Alpin GmbH und sehr aktiver Autor im TP‑Blog mit Beiträgen zum Ganzjahrestourismus. Im Talk brachte er betriebliche, wirtschaftliche und praktische Perspektiven ins Gespräch.
Zentrale Erkenntnisse aus dem Talk
Die Diskussion brachte einige wichtige Punkte hervor:
- Die technische Beschneiung ist für Skigebiete von großer wirtschaftlicher Bedeutung und hat sich in den letzten 30 Jahren zu einem hochoptimierten System entwickelt
- Moderne Technologien wie digitale Schneemessung und KI-gestütztes Schneemanagement steigern die Effizienz und verringern negative Umweltauswirkungen erheblich
- Skigebiete müssen sich auf zunehmende Extremwetterereignisse einstellen, die den Skibetrieb gefährden können, insbesondere während wichtiger Perioden wie den Weihnachtsferien
- Die Diversifizierung des Angebots, um wetterunabhängige Aktivitäten im Winter und eine verbesserte Sommersaison einzubeziehen, ist für die langfristige Überlebensfähigkeit entscheidend
- Eine naturnahe Bewirtschaftung der Bergwelt und die Förderung der Biodiversität können positive Synergien zwischen Tourismus und Umweltschutz schaffen.
- Trotz technischer Fortschritte bleiben natürliche Grenzen bestehen, und eine ganzheitliche Strategie, die technische Optimierung mit breiterer Angebotspalette kombiniert, ist erforderlich.
Die Aufzeichnung des Talks steht weiterhin auf dem YouTube‑Kanal des TICT zur Verfügung.
Neue Fachpublikation: „Technische Beschneiung und Umwelt“
Ein bedeutender Meilenstein für die fachliche Auseinandersetzung ist das kürzlich erschienene Buch: „Technische Beschneiung und Umwelt – Hintergründe, Prozesse, Auswirkungen“, herausgegeben von Ulrike Pröbstl‑Haider und Christian Weiler.
Dieses Buch bündelt den aktuellen Wissensstand zu:
- der technischen Entwicklung der Beschneiung,
- den ökologischen Auswirkungen auf Boden, Wasser, Vegetation und Tiere,
- verschiedenen planerischen und genehmigungsrelevanten Perspektiven sowie
- Empfehlungen für eine verantwortungsvolle Beschneiungspraxis.
Ein besonderes Plus: Das Buch ist als Open Access‑Publikation frei zugänglich, was es zu einem wichtigen Ressourcentool für Touristiker:innen, Studierende und Entscheidungsträger:innen macht.
Vertiefung: Drei Missverständnisse zur technischen Beschneiung
Bereits im TP‑Blog wurde das Thema aus betriebswirtschaftlicher Sicht kritisch von Markus Redl beleuchtet. Insbesondere werden dort häufige Missverständnisse rund um technische Beschneiung und ihre Rolle im Ganzjahrestourismus aufgearbeitet.
- Zum Beitrag von Markus Redl: https://tp-blog.at/ganzjahrestourismus-angebotsausbau/die-drei-groessten-missverstaendnisse-rund-um-technische-beschneiung
Fazit – Bedeutung und Herausforderung von technischer Beschneiung
Technische Beschneiung bleibt ein zentrales Thema für Winterdestinationen: Sie ist einerseits ein wirksames Instrument zur Schneesicherung in Zeiten des Klimawandels, andererseits steht sie im Fokus von ökologischen und gesellschaftlichen Debatten. Genau hier setzt sowohl der TICT‑Talk als auch das begleitende Fachbuch an: mit einer sachlichen, wissenschaftlich fundierten Auseinandersetzung, die betriebliche Realität, ökologische Verantwortung und Zukunftsperspektiven zusammenbringt.
Für Hoteliers, Tourismusmanager:innen und Entscheidungsträger:innen heißt das:
- Technische Beschneiung gehört weiterhin zur strategischen Planung,
- ihre Grenzen müssen erkannt und adressiert werden,
- und alternative, wetterunabhängige Angebote gewinnen an Bedeutung.
Mit Blick auf den Klimawandel und veränderte Erwartungen der Gäste wird klar: Eine nachhaltige Zukunft des Wintersports entsteht nicht nur durch Technologie – sondern durch kluge, integrative Konzepte. Mehr zu dem Thema erfährst du auch in meiner letzten Podcastfolge zur „Zukunft des Wintertourismus“.


