Airbnb im Wandel & neue Regeln für Bewertungen

Ortstaxe Wien – ein Nachtrag

In der letzten Podcast-Folge stand die Erhöhung der Wiener Ortstaxe im Mittelpunkt. Mittlerweile gibt es ein Update: Statt schon mit Dezember 2025 erhöht die Stadt Wien die Abgabe nun gestaffelt ab Juli 2026 auf fünf Prozent und ab Juli 2027 auf acht Prozent. Die Proteste der Hotellerie haben also etwas Wirkung gezeigt: Tatsächlich bringt der Aufschub für die Betriebe zwar mehr Planungssicherheit, die Mehrbelastung bleibt aber bestehen.

Damit schließen wir dieses Kapitel ab und wenden uns den eigentlichen Themen dieser Woche zu: neue Dynamiken im Online-Vertrieb, konkret bei Airbnb und beim Umgang mit Bewertungen.

Bewertungen: Währung des digitalen Vertriebs

Kaum ein Faktor beeinflusst die Buchungsentscheidung so stark wie Bewertungen. Studien zeigen, dass über 90 % der Reisenden Rezensionen lesen, bevor sie buchen – und dass selbst eine minimale Verbesserung im Bewertungsdurchschnitt zu spürbaren Umsatzsteigerungen führen kann.

Doch mit der immer weiter zunehmenden Bedeutung wächst auch die Missbrauchsgefahr: Gefälschte Rezensionen, gekaufte Sterne oder manipulierte Kommentare untergraben Vertrauen und Wettbewerbsfairness. Hier setzt die EU mit ihrem neuen Verhaltenskodex für verlässliche Online-Reviews an.

EU-Verhaltenskodex: Schritte in Richtung Echtheit und Transparenz

Der Kodex verpflichtet Plattformen dazu, die Echtheit von Bewertungen besser zu prüfen. Vorgesehen sind etwa:

  • Buchungsnummern-Checks

  • technische Prüfungen (z. B. KI-gestützte Mustererkennung)

  • klare Kommunikation, wie Bewertungen zustande kommen

Die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) begrüßt den Schritt, fordert aber verbindlichere Maßnahmen:

  • Gesetzliche Regeln statt nur freiwilliger Standards

  • Aufnahme von Fake-Reviews in die „Schwarze Liste“ des UWG

  • Haftungsregeln und Sanktionen für Plattformen, die gefälschte Bewertungen nicht löschen

  • Einsatz von KI-Erkennungssystemen

Wie Hotels heute Bewertungen sammeln sollten

Für Betriebe bedeutet das: aktiv werden statt abwarten. Wer nur darauf vertraut, dass zufriedene Gäste von sich aus schreiben, riskiert, dass vor allem die negativen Stimmen überproportional Gewicht bekommen. Erfolgreiche Strategien umfassen:

  1. After-Stay-Mails: Automatisierte E-Mails nach Abreise mit direktem Link zu den gewünschten Portalen.

  2. QR-Codes & Tablets vor Ort: Am Empfang, im Zimmer oder beim Check-out. Gäste können sofort eine Bewertung abgeben.

  3. WLAN-Splashpages: Vor dem Login ins Hotel-WLAN erscheint die Bitte um Feedback.

  4. Segmentierte Ansprache: Stammgäste und Direktbucher gezielt auf die hauseigene Website oder Google Reviews lenken.

  5. Gamification & Incentives: Kleine Anreize (z. B. Teilnahme an einer Verlosung) – aber Achtung: keine „gekauften“ Bewertungen, sondern Anreize für ehrliches Feedback.

  6. Transparente Kommunikation: Offene Antworten auf Kritik, klare Haltung bei Falschbewertungen. Gäste sehen, wie professionell mit Feedback umgegangen wird.

Airbnb: Vom Private Host zum OTA für Hotels?

Airbnb hat sein Geschäftsmodell grundlegend angepasst:

  • Gastgeber mit Property-Management-Systemen zahlen künftig 15,5 % Provision.

  • Gäste sehen Endpreise ohne zusätzliche Gebühren.

  • Damit rückt Airbnb näher an die OTA-Modelle von Booking & Expedia.

Warum die Veränderung?

  1. Mehr Transparenz für Gäste: Wegfall der aufgesplitteten Gebühren reduziert Buchungsabbrüche.

  2. Strategischer Fokus auf Hotels: Airbnb-CEO Brian Chesky betont seit längerem, dass Hotels eine Ergänzung zum Kerngeschäft darstellen sollen.

  3. Regulatorischer Druck: Weltweit werden private Kurzzeitvermietungen strenger reguliert. Airbnb muss neue Segmente erschließen – Hotels bieten Wachstum ohne politische Konflikte.

Chancen und Risiken für Hotels

  • Chancen:

    • Zugang zu einer neuen, jüngeren Zielgruppe

    • zusätzliche Sichtbarkeit und Reichweite

    • Möglichkeit, in der Nebensaison Betten zu füllen

  • Risiken:

    • Hohe Provisionen (15,5 %) drücken auf die Marge

    • Gefahr der Kannibalisierung von Direktbuchungen

    • Paritätsdruck, wenn Preise mit OTAs und Website nicht abgestimmt sind

Airbnb steht an einer Schwelle: vom reinen Vermittler privater Unterkünfte hin zu einem Player, der ernsthaft mit klassischen OTAs konkurriert – und damit Hotels als Partner gewinnen will. Ob das gelingt, hängt von der Preisgestaltung und der Akzeptanz der Hotellerie ab.

Fazit: Transparenz wird zur Pflicht

Ob Ortstaxe, Airbnb-Gebührenmodell oder EU-Reviews – eines ist klar: Der Vertrieb im Tourismus wird transparenter und komplexer zugleich. Gäste erwarten klare Preise, verlässliche Bewertungen und einfache Buchungsprozesse.

Für Hoteliers heißt das:

  • Bewertungen aktiv managen, Verifizierungsquoten erhöhen, professionell reagieren.

  • Channel-Mix überdenken: Direktbuchung stärken, aber auch Airbnb & OTAs strategisch nutzen.

  • Kosten im Blick behalten: Provisionen, Steuern und Abgaben müssen sauber kalkuliert und in die Ratenlogik integriert werden.

Die nächsten Jahre werden zeigen, ob Airbnb tatsächlich zur „dritten großen OTA“ aufsteigt – und wie weit die EU mit ihren Regeln gegen Fake-Bewertungen geht. Für Betriebe gilt: Wer heute proaktiv agiert, hat morgen die Nase vorn.

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