Community-Based Tourism als wirtschaftliche Chance für Hotels
Nachhaltigkeit und authentische Erlebnisse sind im Tourismus längst keine Nischenprodukte mehr – sie sind zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor geworden. Gäste wollen nicht nur entspannen, sondern auch echte Einblicke in das lokale Leben gewinnen. Hier setzt Community-Based Tourism (CBT) an: eine Form des Tourismus, die lokale Gemeinschaften aktiv einbindet und wirtschaftliche Vorteile direkt vor Ort schafft.
Community Based Tourism: Eine Art zu Reisen, bei der sowohl die lokale Bevölkerung, als auch die Reisenden profitieren sollen.
Wie Ferienhotels von Gemeinschaft, Kultur und nachhaltigem Reisen profitieren können
Doch CBT ist nicht automatisch ein Erfolgskonzept. Hotels müssen sorgfältig planen, wie sie mit lokalen Anbietern kooperieren, faire Einnahmen verteilen und echte Mehrwerte für Gäste schaffen, anstatt Communities nur als Kulisse für touristische Erlebnisse zu nutzen. Zudem gibt es kritische Fragen: Wer profitiert wirklich von CBT? Ist es eine nachhaltige Einkommensquelle für lokale Anbieter oder eher ein geschicktes Marketinginstrument?
In diesem Beitrag beleuchten wir die ökonomische Seite von CBT, zeigen praktische Umsetzungstipps für Ferienhotels und gehen darauf ein, wie Hoteliers verantwortungsvoll und gewinnbringend mit lokalen Gemeinschaften zusammenarbeiten können.
Ökonomische Perspektive: Wer verdient wirklich an Community-Based Tourism?
Theoretisch soll CBT Wertschöpfung für lokale Gemeinschaften schaffen, indem Reisende direkt in deren Produkte, Dienstleistungen und Kulturerlebnisse investieren. In der Praxis gibt es jedoch große Unterschiede:
- Erfolgreiche CBT-Modelle sind oft eng mit lokalen Akteuren verwoben, die von Tourismus-Einnahmen profitieren, etwa durch Touren, Handwerksverkäufe oder gastronomische Angebote.
- In weniger gut organisierten CBT-Projekten landen die Einnahmen häufig nicht bei den eigentlichen Akteuren, sondern bei Vermittlern oder Reiseveranstaltern, die den größten Teil der Wertschöpfung abschöpfen.
Studien zeigen, dass viele CBT-Projekte finanziell nicht nachhaltig sind. Ohne klare wirtschaftliche Strukturen und faire Gewinnverteilung bleibt der Effekt für die lokale Bevölkerung begrenzt. Ein Hotel, das CBT-Angebote integriert, sollte daher darauf achten, dass:
- die lokale Gemeinschaft an der Preisgestaltung beteiligt ist,
- transparente Einnahmemodelle existieren,
- Investitionen in lokale Infrastruktur und Bildung fließen.
Wie können Ferienhotels wirtschaftlich von Community-based Tourism profitieren?
Auch für Hotels kann Community-based Tourism eine starke Umsatzquelle sein, wenn es richtig integriert wird. Besonders in familiengeführten Ferienhotels können sich neue Einnahmequellen ergeben, z.B.:
- Zusätzliche Ertragsmöglichkeiten durch CBT-Workshops oder Touren, die über das Hotel gebucht werden.
- Regionale Wertschöpfung durch den Verkauf lokaler Produkte (z. B. Honig, Kunsthandwerk, regionale Spezialitäten).
- Einzigartige Erlebnisse als Wettbewerbsvorteil, die höhere Zimmerpreise rechtfertigen können (z.B. traditionelle Handwerkskurse).
Erfolgsfaktor für Hoteliers: CBT sollte nicht als einmaliges Zusatzangebot betrachtet werden, sondern als langfristige Strategie zur Differenzierung und Wertschöpfung. Und muss daher auch wieder zur Strategie und Positionierung des Hotels passen.
Praktische Umsetzung: Wie Hotels Community-Based Tourism sinnvoll integrieren können
Um CBT erfolgreich zu nutzen, müssen Hotels klare Strategien entwickeln. Hier sind drei zentrale Schritte für eine nachhaltige Umsetzung.
1. Echte lokale Partnerschaften aufbauen
CBT funktioniert nur mit starken, langfristigen Kooperationen mit lokalen Anbietern. Hoteliers sollten gezielt Partnerschaften mit lokalen Produzenten, Handwerkern und Kulturvereinen aufbauen.
Best Practice Beispiel: Ein Ferienhotel in der Steiermark arbeitet eng mit einer lokalen Kräuterbäuerin zusammen. Gäste können an geführten Kräuterwanderungen teilnehmen, Tees aus selbst gesammelten Pflanzen mischen und die Produkte direkt im Hotel kaufen.
Wichtig:
- Die lokale Bevölkerung sollte aktiv an der Angebotsgestaltung beteiligt sein.
- Einnahmen aus CBT-Aktivitäten sollten fair aufgeteilt werden.
- Schulungen für lokale Anbieter helfen, deren wirtschaftliche Unabhängigkeit zu stärken.
2. Erlebnisse entwickeln, die für Gäste UND die Community Mehrwert bieten
Nicht jedes CBT-Angebot ist automatisch attraktiv für Gäste. Erfolgreiche Erlebnisse müssen authentisch, interaktiv und qualitativ hochwertig sein.
Beispiele für rentable CBT-Angebote:
- Kultur & Tradition: Exklusive Einblicke in lokale Handwerkskunst, z. B. gemeinsames Filzen oder Weben mit regionalen Künstlern.
- Landwirtschaft erleben: Kooperation mit Bauernhöfen für Melk-Workshops, Apfelernte oder Honigproduktion.
- Kulinarik & Genuss: Gemeinsames Kochen mit Einheimischen, regionale Weinverkostungen.
Achtung: Voyeurismus vermeiden!
Hotels sollten darauf achten, dass Erlebnisse respektvoll gestaltet sind. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass die lokale Bevölkerung „zur Schau gestellt“ wird.
Reflexionsfragen für Hoteliers:
- Sind die Erlebnisse für beide Seiten (Gäste & Community) gewinnbringend?
- Werden lokale Akteure angemessen bezahlt und unterstützt?
- Basiert das Angebot auf echten Bedürfnissen der Community oder nur auf touristischen Erwartungen?
3. Vermarktung: Authentische Storytelling-Strategien nutzen
Hotels, die CBT erfolgreich umsetzen, können dies als Alleinstellungsmerkmal in ihrer Kommunikation nutzen.
Marketing-Tipps für CBT-Hotels:
- Echte Geschichten erzählen: Wer sind die Menschen hinter den Erlebnissen?
- Visuelle Inhalte nutzen: Zeige kurze Videos oder Bilder von Workshops mit lokalen Anbietern.
- Transparenz schaffen: Zeige, wie das Hotel zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region beiträgt.
Fazit: Community-Based Tourism als Win-Win-Modell für Hotels & lokale Gemeinschaften
- CBT ist eine wirtschaftliche Chance für Hotels, wenn es richtig umgesetzt wird.
- Faire Einnahmeverteilung & echte Partnerschaften sind der Schlüssel zum Erfolg.
- Gäste erwarten mehr als nur Tourismus – sie suchen authentische Erlebnisse.
Für Ferienhotels kann CBT eine nachhaltige Strategie sein, um sich als authentischer, verantwortungsvoller Gastgeber zu positionieren. Wichtig ist jedoch, dass Hoteliers CBT nicht als bloßes Marketinginstrument nutzen, sondern als langfristige Win-Win-Strategie für Gäste, Hotels und die lokale Gemeinschaft.
- In eine ähnliche Kerbe schlägt auch die Idee des Resonanztourismus, mehr dazu in SHK 175: Resonanztourismus
- Ein guter Bericht zum Thema ist auch in der Ausgabe 39 des Fachmagazins Tourismus Wissen – quartlery erschienen.
- Hier geht’s zum Buch von Dr. Kerstin Heuwinkel: Community-based Tourism